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KERNPHYSIK
Eine neue Insel der asymmetrischen Kernspaltung
Redaktion / idw / Pressemitteilung des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung GmbH
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26. Mai 2025

Bei einem Experiment am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt wurde nun ein unerwarteter Bereich schwerer, neutronenarmer Isotope in der Nuklidkarte identifiziert, in dem die Kernspaltung überwiegend durch einen asymmetrischen Modus bestimmt wird. Die Ergebnisse sind auch für Fragen der Elemententstehung in Supernova-Explosionen von Bedeutung.

GLAD

Dr. Haik Simon am R3B-Magneten GLAD Foto: J. Hosan, GSI / FAIR  [Großansicht]

Das Forschungsteam untersuchte die Spaltungseigenschaften von 100 verschiedenen neutronenarmen exotischen Isotopen, die von Iridium (Ordnungszahl Z = 77) bis Thorium (Z = 90) reichen. Diese Isotope mit einer geringen Anzahl von Neutronen im Verhältnis zur Protonenzahl wurden durch die Fragmentierung eines relativistischen Primärstrahls von Uran-238 mit 87,6 Prozent der Lichtgeschwindigkeit erzeugt, anschließend mit dem GSI/FAIR-Fragmentseparator FRS getrennt und einzeln identifiziert.

Am GSI/FAIR-Messaufbau R3B (Reactions with Relativistic Radioactive Beams), erweitert um eine Reihe spezieller Systeme für die Messung einzigartiger Muster von Spaltungsexperimenten, wurden die Isotope auf ein segmentiertes Bleitarget gelenkt. Die dort stattfindende Anregung auf einige Megaelektronenvolt oberhalb ihrer Grundzustandsenergie löste die Spaltung in zwei leichtere Fragmente aus. Die Doppel-Ionisationskammer TWIN-MUSIC ermöglichte die Messung der Ladungen der beiden Spaltprodukte. Darüber hinaus trennte der große, mit Helium gekühlte supraleitende Dipolmagnet GLAD die Spaltfragmente nach ihrem Impuls-Ladungs-Verhältnis und beugte sie in Richtung großflächiger Detektorarrays zur Verfolgung und Flugzeitmessung, um die Reaktionsdynamik zu rekonstruieren.

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Terabytes an Daten, die während des zehntägigen Experiments gesammelt wurden, zeigen einen Übergang zu zunehmend asymmetrischer Spaltung in neutronenarmen schweren Kernen. Dies markiert die Entdeckung einer neuen "Insel der asymmetrischen Spaltung" in der Nuklidkarte, die durch eine überraschende Dominanz von leichten Krypton-Spaltfragmenten (Z = 36) gekennzeichnet ist. "Über die Kartierung dieses neuartigen Phänomens hinaus verbessern unsere Ergebnisse das Verständnis sowohl der irdischen als auch der kosmischen Spaltungsprozesse", sagt Pierre Morfouace vom Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA) in Frankreich "Darüber hinaus bieten sie wertvolle Anhaltspunkte für theoretische Modelle, indem sie deren Vorhersagekraft für die Verteilung von Spaltfragmenten in neutronenreichen Systemen erheblich verbessern. Das ist unter anderem für das Verständnis der Nukleosynthese im r-Prozess relevant."

Die Entdeckung ist somit ein großer Schritt vorwärts zum Verständnis des Spaltungsrecyclings, das in Supernova-Explosionen erwartet wird und die Elementproduktion in unserer Galaxie antreibt, und ein Einstieg, um die Ausdehnung der neu beobachteten Region in der Nuklidkarte zu bestimmen, in der die asymmetrische Spaltung dominiert. "Darüber hinaus demonstrieren die Ergebnisse eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des R3B-Setups und geben einen Ausblick auf FAIR in der Zukunft", ergänzt Dr. Haik Simon, Leiter der Abteilung "Super Fragment Separator" bei GSI/FAIR und stellvertretender Sprecher der R3B-Kollaboration. "Mit der Kombination aus Super-Fragmentseparator, dem Nachfolger des FRS, und dem geplanten NUSTAR-Experimentprogramm bei FAIR werden einzigartige Möglichkeiten zur Produktion und Selektion noch seltenerer und exotischerer Isotope geschaffen, um damit offene Forschungsfragen in diesem Gebiet zu adressieren."

An der internationalen Beschleunigeranlege FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research), die sich aktuell bei GSI im Aufbau befindet, ist eine Reihe von Folgeexperimenten geplant. Der neue supraleitende Fragmentseparator Super-FRS kann entscheidend dazu beitragen, das Phänomen der asymmetrischen Spaltung detaillierter zu untersuchen und grundlegende Aspekte der Kernmaterie unter extremen Bedingungen aufzudecken.

Elemente schwerer als Eisen können nicht während normaler Fusionsprozesse im Inneren von Sternen gebildet werden, da zu ihrer Entstehung Energie zugeführt werden muss. Diese Energie stammt beispielsweise aus Sternexplosionen wie Supernovae und Novae, so dass die Erforschung von Materie unter extremen Bedingungen der Wissenschaft auch einiges über die Entstehung und Verteilung von schwereren Elementen verraten kann.

Die Ergebnisse des Teams wurden nun in einem Fachartikel veröffentlicht, der in der Zeitschrift Nature erschienen ist.

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siehe auch
Elementsynthese: Elemententstehung um Neutronensterne - 16. November 2021
Nukleosynthese: Der Elemententstehung auf der Spur - 30. März 2016
Nukleosynthese: Cadmiumisotope in der Falle - 14. Dezember 2015
Simulationen: Entstehung schwerer Elemente im Computer - 10. Dezember 2015
Links im WWW

GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
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