Ausgedehnte Radioquellen im Universum entdeckt
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Hamburg astronews.com
29. September 2022
Ein internationales Forschungsteam hat vier Radioquellen mit
gewaltigem Ausmaß entdeckt. Diese sogenannten Megahalos sind bis zu zehn
Millionen Lichtjahre groß und konnten nun erstmals mithilfe des Radioteleskops
LOFAR aufgespürt werden. Sie sind etwa 30 Mal größer als alle bisher bekannten
Radioquellen und es könnte noch viel mehr von ihnen geben.
Computersimulation der großräumigen Struktur
des Universums. Der Einschub zeigt eine Vergrößerung auf einen
Galaxienhaufen, in dem ein Megahalo mit LOFAR beobachtet wird.
Bild:
ASTRON / Cuciti / Vazza / Gheller [Großansicht] |
Aus großer Entfernung betrachtet, ist Masse im Universum nicht gleichmäßig
verteilt, sondern ähnelt einer netzartigen Struktur, dem sogenannten kosmischen
Netz. An den Knotenpunkten des kosmischen Netzes befinden sich häufig Tausende
von Galaxien. Das Aufeinanderprallen solcher Galaxienhaufen gilt nach dem
Urknall als eines der mächtigsten astronomischen Ereignisse überhaupt. Bei
solchen Kollisionen werden winzige geladene Teilchen fast auf
Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Dadurch entsteht Radiostrahlung, die mit
speziellen Teleskopen messbar ist.
Mithilfe des weltgrößten Radioteleskops, dem Low Frequency Array
(LOFAR), hat ein internationales Team unter Leitung von Dr. Virginia Cuciti von
der Hamburger Sternwarte nun vier Galaxienhaufen aufgespürt, die von einer Hülle
schwacher Radiostrahlung umgeben sind. Dieses Phänomen bezeichnet die
Forschungsgruppe als "Megahalos". Sie sind etwa 30 Mal größer als alle bisher
bekannten Radioquellen. "Wir haben also gigantische kosmische
Teilchenbeschleuniger entdeckt", erklärt Cuciti,
Alexander-von-Humboldt-Stipendiatin an der Universität Hamburg. "Die
Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die vier entdeckten Megahalos nur die Spitze
des Eisbergs eines weit verbreiteten kosmologischen Phänomens sind und künftige
Beobachtungen weitere Megahalos zu Tage fördern werden."
"Das bedeutet auch, dass weitere Beobachtungen Megahalos in viel mehr
Galaxienhaufen aufdecken könnten", fügt Prof. Dr. Marcus Brüggen, Mitautor der
Studie, hinzu. Megahalos deuten darauf hin, dass die meisten Teile des
Universums mit ultraschnellen Elektronen und mit Magnetfeldern gefüllt sind, und
dass es einen Mechanismus geben muss, diese Elektronen sehr effizient zu
beschleunigen.
LOFAR ist ein europaweites Netz von Radioantennen, dessen Kernstück sich in
den Niederlanden befindet. Das Teleskop ist darauf ausgelegt, niedrigfrequente
Radiowellen im Bereich von 10-240 MHz aufzuspüren. Es wird von dem
niederländischen Institut für Radioastronomie betrieben. Frankreich,
Deutschland, Irland, Italien, Lettland, Polen, Schweden, Bulgarien und
Großbritannien sind Partnerländer.
Aktuell durchläuft LOFAR ein großes Upgrade, um seine Empfindlichkeit zu
erhöhen. Diese Aufrüstung wird es den Forschenden ermöglichen, die Radiowellen
des Universums auf noch nie dagewesene Weise zu erforschen und weitere Megahalos
zu entdecken.
Über ihre Beobachtungen berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Nature erschienen ist.
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