Deutscher Umweltsatellit sendet erste Bilder
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
11. Mai 2022
Der Anfang April gestartete Umweltsatellit EnMAP hat erste
multispektrale Aufnahmen der Erde gemacht. Die Daten, so die beteiligten
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, seien zwar noch nicht exakt
kalibriert, würden aber bereits die Leistungsfähigkeit der deutschen Mission
unter Beweis stellen. Die Inbetriebnahme soll insgesamt rund sechs Monate
dauern.

Der deutsche Umweltsatellit EnMAP hat
erstmals mit seinem Hyperspektralinstrument einen
Streifen von etwa 30 Kilometern Breite und 180
Kilometern Länge über Istanbul in der Türkei
aufgenommen. Die Ausschnitte sind etwa 30
Kilometer mal 54 Kilometer groß und zeigen den
Bosporus, wo der europäische auf den asiatischen
Kontinent trifft.
Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0) [Großansicht] |
Seit ihrem Start am 1. April 2022 ist die deutsche Umweltsatellitenmission
EnMAP (Environmental Mapping and Analysis Program), die von der Deutschen
Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn im
Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geführt
wird, gut einen Monat im All und hat vor einigen Tagen die ersten
hochaufgelösten Satellitenbilder geliefert. Nachdem die Mission die "Launch and
Early Orbit Phase" erfolgreich abgeschlossen hatte, wurden Stück für Stück die
einzelnen Subsysteme des hochkomplexen Hyperspektral-Instrumentes unter
Kontrolle des Deutschen Raumfahrtkontrollzentrums (GSOC) in Betrieb genommen.
Nun hat EnMAP erstmals einen Streifen von etwa 30 Kilometern Breite und 180
Kilometern Länge über Istanbul am Bosporus in der Türkei mit Europa und Asien
aufgenommen und die Daten dann über die DLR-Bodenstation in Neustrelitz zur Erde
heruntergesendet. "Schon die ersten Daten von EnMAP zeigen, was der deutsche
Umweltsatellit leisten kann", freut sich Dr. Sebastian Fischer, EnMAP-Gesamtprojektleiter
in der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Zwar befinde man sich mit der Mission
erst in der ersten Phase, in der das Instrument kalibriert und exakt eingestellt
werde. "Diese ersten Bilder geben uns aber schon einen sehr guten Vorgeschmack
darauf, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt
erwarten dürfen. Sie zeigen, dass EnMAP einen großen Beitrag dazu leisten kann,
die Folgen des Klimawandels aufzuzeigen und der fortschreitenden
Umweltzerstörung entgegenzuwirken."
Empfangen wurden die ersten Daten vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum
(DFD) sowie dem DLR-Institut für Methodik der Fernerkundung, die die Bilder auch
prozessieren und archivieren. Denn die Daten, die der Satellit zur Erde schickt,
sind für den Nutzer nicht direkt verwendbar. Nur wenn sie weiterverarbeitet,
also kalibriert, mit Lage- und Positionsbestimmungen versehen sowie die
Einflüsse der Atmosphäre korrigiert werden, können die Nutzer am Ende
quantitative und qualitative Aussagen aus den Produkten ziehen. Dabei wurde die
Kalibration dieser ersten Aufnahmen mit Daten, die vom Instrument im Labor
gemessen wurden, durchgeführt. Im Rahmen der sogenannten Commissioning Phase,
die sechs Monate dauert, werden diese Kalibrationen nun noch auf die
Eigenschaften des Instrumentes im Orbit optimiert und die Datenqualität weiter
verbessert.
Doch was ist in den EnMAP-Bildern eigentlich sichtbar? Jedes Material auf der
Erdoberfläche reflektiert das Sonnenlicht in einer für ihn charakteristischen
Art und Weise und hinterlässt so eine sogenannte Spektralsignatur. Diesen
"farbigen Fingerabdruck" kann EnMAP mithilfe seines Messinstruments erkennen,
unterscheiden und abbilden. So steht die Mission unter dem Motto "Unsere Erde in
mehr als allen Farben", weil jedes EnMAP-Bild in ganz viele kleine
Wellenlängenbereiche zerteilt wird - viel mehr, als unsere Augen wahrnehmen
können.
"Die hohe Qualität der Daten in allen Kanälen wird gut sichtbar zum einem in
typischen Spektren wie für Vegetation und zum anderen in geringem Rauschen und
störenden Bildstreifen bei dem umfangreichen Dynamikbereich, welches gerade in
dunklen Bereichen wie Wasser deutlich wird. Bereits basierend auf diesen ersten
Daten konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Earth Observation
Center im DLR nach Atmosphärenkorrektur und mittels inverser Modellierung
vorläufige Resultate zur Verteilung der Chlorophyll-a Konzentration an der
Wasseroberfläche ableiten", ergänzt Dr. Tobias Storch, Projektleiter des EnMAP-Bodensegments
am Earth Observation Center im DLR.
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