Ältere Sterne beruhigen sich schnell
von Stefan Deiters astronews.com
8. September 2017
Die Lebensfreundlichkeit von Planeten hängt nicht nur von
ihrem Abstand vom jeweiligen Zentralstern ab, sondern auch von dessen Aktivität:
Kommt es häufig zu Ausbrüchen, dürfte es das Leben schwer
haben. Mit Chandra und XMM-Newton haben Astronomen nun
zahlreiche mehr
als eine Milliarde Jahre alte sonnenähnliche Sterne anvisiert: Offenbar beruhigen
sie sich überraschend schnell.

Röntgenbeobachtung von GJ 176 (kleines Bild),
einer der beobachteten Sterne, und eine
künstlerische Darstellung, wie es um Sterne im
Alter von über einer Milliarde Jahren aussehen
könnte.
Bild: NASA/CXC/Queens Univ. of Belfast, R.
Booth, et al. (Röntgen); NASA /CXC / M. Weiss
(Illustration) [Großansicht] |
Könnte sich auf einem Planeten um eine ferne Sonne Leben entwickeln und wann?
Diese Frage stellen sich Astronomen schon seit Jahren. Entscheidend ist dafür
natürlich, dass die ferne Welt im richtigen Abstand um ihren Zentralstern
kreist, damit es auf ihr auch ausreichend warm ist - gerade bei kleineren
Sternen muss dieser Abstand dazu oft vergleichsweise gering sein.
Dies könnte für einen potentiell lebensfreundlichen Planeten wiederum zum
Problem werden, insbesondere in den Anfangsjahren eines Sonnensystems: Junge
Sterne durchlaufen nämlich eine Phase, in der sie verhältnismäßig aktiv sind, es
also häufig zu Eruptionen und Flares kommt, die in der Atmosphäre nahegelegener
Planeten für erhebliche Schäden sorgen können. Doch wie lange dauert es, bis Sterne
dann zur Ruhe kommen?
Um diese Frage zu beantworten, haben Astronomen mit den Röntgenteleskopen
Chandra und XMM-Newton die Röntgenhelligkeit von sonnenähnlichen Sternen
untersucht. Die Röntgenstrahlung stammt aus der Korona der Sterne, die wiederum
durch ein Wechselspiel der turbulenten Plasmabewegungen in den oberen Schichten
des Sterns und der dortigen Magnetfelder aufgeheizt wird. Eine starke
magnetische Aktivität macht Eruptionen und Flares von einem Stern sehr viel
wahrscheinlicher. Die Röntgenstrahlung eines Sterns verrät den Astronomen damit
also auch etwas über die Aktivität einer Sonne und die Umgebungsbedingungen.
Die Astronomen haben sich 24 Sterne genauer angeschaut, die alle eine
ähnliche Masse wie unsere Sonne haben und mindestens eine Milliarde Jahre alt
sind. Zum Vergleich: Unsere Sonne ist rund 4,5 Milliarden Jahre alt. Die Beobachtungen ergaben
einen sehr schnellen Abfall der Röntgenhelligkeit, was auf recht
lebensfreundliche Bedingungen rund um diese Sterne hindeutet.
"Das sind gute Nachrichten für die künftige Lebensfreundlichkeit von Planeten
um sonnenähnliche Sterne", meint Rachel Booth, Doktorandin an der Queen's
University in Belfast, die die Untersuchung leitete. "Die Menge an Strahlung,
die diese Welten durch stellare Flares abbekommen, liegt deutlich unter dem, was
wir bislang angenommen hatten."
Das Ergebnis unterscheidet sich von anderen aktuellen Untersuchungen, die
sich noch jüngere sonnenähnliche Sterne sowie Sterne mit einer geringeren Masse
angeschaut hatten. "Wir haben sehr viel über die turbulente Phase von Sternen
mit einer geringeren Masse als die Sonne, wie TRAPPIST-1 oder Proxima Centauri,
gehört und wie ungünstig dies für die lebenswichtigen Atmosphären der Planeten
sein kann", so Katja Poppenhaeger, von der Queen's University und dem
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge im US-Bundesstaat
Massachusetts. "Es ist schön, auch einmal gute Nachrichten über die potentielle
Lebensfreundlichkeit mitteilen zu können."
Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in einem Fachartikel, der
in der Zeitschrift Monthly Notices of the Royal Astronomical Society
erscheinen wird.
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