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Deutschlands Astronomen treffen sich in dieser Woche in Bamberg zu ihrer jährlichen Herbsttagung. Am ersten Tag standen traditionell Preisverleihungen auf dem Programm: Die angesehene Karl-Schwarzschild-Medaille erhielt Margaret J. Geller, deren Arbeit unsere heutige Sicht auf das Universum wesentlich beeinflusst hat. Sie entdeckte, dass Galaxien großräumig nicht gleichmäßig im All verteilt sind.
Mehr als 350 Astronomen aus dem In- und Ausland treffen sich in dieser Woche in Bamberg zur 87. Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft (AG). Das Treffen der deutschsprachigen Astronomen ist bereits zum dritten Mal zu Gast in der Weltkulturerbe-Stadt an der Regnitz - allerdings wird sich an die letzten Treffen wohl kaum jemand der Anwesenden mehr erinnern können: Sie fanden nämlich in den Jahren 1896 und 1957 statt. Das Thema der diesjährigen Tagung lautet "Der variable Himmel - von kleinen Veränderungen bis zu riesigen Explosionen". Thematisch lassen sich unter diesem Motto praktisch alle astronomischen Interessensgebiete irgendwie unterbringen, was bei einer Tagung, die alle Astronomen ansprechen soll, natürlich von gewisser Bedeutung ist. Gleichzeitig ist das Motto aber auch eine Erinnerung an die Geschichte der örtlichen Dr.-Remeis-Sternwarte, deren 125-jähriges Bestehen in diesem Jahr Anlass für die AG war, nach Bamberg zu kommen. Hier hat man sich nämlich viele Jahrzehnte lang mit veränderlichen Sternen beschäftigt. Traditionell beginnen die Tagungen der AG mit der Verleihung der höchsten Auszeichnung, die diese Vereinigung der deutschsprachigen Astronomen zu vergeben hat: der Karl-Schwarzschild-Medaille. Die Preisträgerin kommt in diesem Jahr aus den USA: Mit Margaret J. Geller vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge wurde eine Wissenschaftlerin ausgezeichnet, deren Arbeit unseren Blick auf die großräumige Struktur des Universums maßgeblich beeinflusst hat. In ihrem Vortrag berichtete Geller anschaulich über ihre Forschungen: Lange Zeit hatten alle Astronomen angenommen, dass die Galaxien im Universum relativ gleichmäßig verteilt sind. Als Geller und ihr Kollege John Huchra jedoch genauer hinschauten, erlebten sie eine Überraschung: Die Anordnung der Galaxien glich einer Art kosmischem Netz mit gewaltigen Leerräumen, sogenannten Voids. Zudem entdeckte Geller die größte damals bekannte Struktur im Universum - die große Mauer, ein Netzwerk von Galaxien mit einer Länge von mehr als 500 Millionen Lichtjahren. "Diese bemerkenswerte Entdeckung markierte den Ausgangspunkt für viele moderne Beobachtungsprogramme wie den berühmten Sloan Digital Sky Survey oder die sehr beeindruckenden kosmologischen Simulationen mit Supercomputern", wird Andreas Burkert, Präsident der Astronomischen Gesellschaft, in einer Pressemitteilung zitiert. "Die Studien von Margaret Geller und ihren Kollegen waren der erste Schritt um zu verstehen, dass die großräumige Struktur des Universums aus den winzigen Dichteschwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung kurz nach dem Urknall entstanden sind."
Ihren Vortrag nutzte Geller auch für einen Apell an ihre Kollegen: Man müsse jungen Wissenschaftlern heute mehr Möglichkeiten geben, eigenen, vielleicht auch unkonventionellen Ideen zu folgen. So sei sie sich sicher, dass das größte Rätsel der Astronomie, nämlich die Klärung der Frage, um was es sich bei der Dunklen Materie eigentlich handelt, irgendwann von einer "kreativen jungen Person" gelöst werden wird. Sie selbst hätte immer das Glück gehabt, ihrer Leidenschaft folgen zu können und hatte damit, wie der heute vergebene Preis und auch viele andere Auszeichnungen zeigen, großen Erfolg. Ein Schwerpunkt der Tagungen der Astronomischen Gesellschaft ist traditionell die Förderung der jungen Astronomengeneration, so dass am Dienstagmorgen auch mehrere Preise an junge Wissenschaftler verliehen wurden. Der Ludwig-Biermann-Förderpreis für herausragende Nachwuchsforscher ging an Stephan Geier von der ESO in Garching, der Doktorandenpreis an Christian Fromm aus Bonn und der Sonderpreis "Jugend forscht" an eine Schülergruppe der Goetheschule Wetzlar. Den Bruno-H.-Bürgel-Preis für außergewöhnliche Leistungen in der Öffentlichkeitsarbeit schließlich erhielt Ulrich Bastian aus Heidelberg. Nach dem ersten Vormittag mit den Preisverleihungen beginnt nun das reguläre Tagungsprogramm. Neben zahlreichen Übersichts- und Highlight-Vorträgen von renommierten Wissenschaftlern sind die sogenannten Splinter-Treffen ein wichtiger Bestandteil der AG-Tagung: In kleinerem Rahmen werden hier speziellere Themen diskutiert und neue Arbeiten vorgestellt. Sie sind vielfach auch ein Forum für junge Astronomen, die mit ihren Diplom- und Doktorarbeiten zum ersten Mal vor ein größeres Fachpublikum treten und so Erfahrungen im Präsentieren von wissenschaftlichen Ergebnissen sammeln können. Eine weitere Tradition von AG-Tagungen ist es, einen öffentlichen Abendvortrag für das allgemeine Publikum am jeweiligen Tagungsort zu veranstalten. In diesem Jahr wird der Heidelberger Astrophysiker Joachim Wambsganß über ein Thema berichten, das wohl keinen unberührt lässt: die Suche nach der zweiten Erde. Der Vortrag findet am Donnerstag, 25. September, um 20 Uhr im großen Hörsaal MG1 in der Markusstraße 8a in Bamberg statt. Die Astronomische Gesellschaft wurde 1863 in Heidelberg gegründet und war bis nach dem Ersten Weltkrieg die einzige größere internationale astronomische Vereinigung. Diese Rolle übernahm später die Internationale Astronomische Union (IAU). Heute ist die AG ein Zusammenschluss von Astronomen aus den deutschsprachigen Ländern und setzt sich verstärkt für die Förderung jüngerer Wissenschaftler, für die Vernetzung von Astronomen und die Öffentlichkeitsarbeit ein. Von der AG-Tagung berichten astronews.com und andere auch bei Twitter. Der Hashtag ist #agtagung. astronews.com kann man bei Twitter unter @astronews folgen.
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