Was den Erntemond so besonders macht
von
Stefan Deiters astronews.com
17. September 2013
Den Vollmond, der dem Herbstbeginn am nächsten ist, nennt
man im Volksmund auch Erntemond. Am Donnerstag ist es wieder soweit. In den
Zeiten moderner Landwirtschaft hat das helle Licht des Erdtrabanten zwar für die
Ernte keine Bedeutung mehr, der aufmerksame Beobachter wird aber trotzdem
feststellen, dass der Erntemond durchaus etwas Besonderes ist.

Der Vollmond von der ISS aus gesehen.
Foto: NASA |
Der Mond gehört zu den wenigen Objekten am Himmel, die selbst von den
uninteressiertesten Erdenbürgern regelmäßig wahrgenommen werden. Die Phasen des
Mondes, von Neumond über Halbmond zum Vollmond, bleiben auch in der hellen
Großstadt nicht unbemerkt und wohl jeder hat schon einmal gebannt verfolgt, wie
die riesig erscheinende Scheibe des Vollmondes langsam über dem Horizont
aufgeht.
In manchen Regionen bekamen die einzelnen Vollmonde des Jahres bestimmte
Namen. Der Vollmond, der am nächsten an der herbstlichen Tagundnachtgleiche -
also dem kalendarischen Herbstanfang - lag, wurde dabei als "Erntemond"
bezeichnet. Grund dafür war nicht nur, dass der Vollmond in die Erntezeit der
Bauern fiel. Der Mond, oder besser sein Licht, spielten oft sogar eine
wesentliche Rolle bei den Erntearbeiten, bei denen es manchmal auf jede Stunde
ankam: Dank des Lichts des Vollmondes konnten die Bauern nämlich bis in die
Nacht arbeiten.
Diese Bedeutung des Erntemondes spielt in den Zeiten moderner Landwirtschaft
keine Rolle mehr. Allerdings kann der aufmerksame Beobachter auch heute noch
leicht nachvollziehen, warum der Erntemond so besonders war: Dieser Vollmond ist
nämlich tatsächlich ein wenig anders als andere Vollmonde - er ist nicht etwa
größer oder heller, sondern scheint sich vielmehr gleich über mehrere Nächte
hinzuziehen.
Normalerweise geht der Mond nämlich in jeder Nacht im Schnitt etwa 50 Minuten
später auf. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich unser Begleiter in knapp
einem Monat einmal um die Erde dreht und die Erde selbst in 24 Stunden einmal um
die eigene Achse. In der Zeit des Erntemondes lässt sich allerdings eine
zunächst verblüffende Beobachtung machen: In mittleren nördlichen Breiten
scheint der Mond einige Tage lang fast zur gleichen Zeit am Horizont zu
erscheinen.
Der Grund dafür ist, dass die gedachte Bahn des Mondes am Himmel rund um die
herbstliche Tagundnachtgleiche auf der Nordhalbkugel nur einen sehr schmalen
Winkel zum östlichen Horizont hat. Das führt dazu, dass sich die Mondaufgänge
nur noch um rund eine halbe Stunde jede Nacht verschieben. So entsteht der
Eindruck, der Mond würde für einige Abende hintereinander immer fast zur
gleichen Zeit aufgehen. Zu Frühlingsbeginn auf der Nordhalbkugel ist es übrigens
umgekehrt: Dann ist der Winkel zwischen der gedachten Bahn des Mondes am Himmel
und dem östlichen Horizont am steilsten - die Mondaufgänge können sich daher von
Abend zu Abend um deutlich mehr als die normalen 50 Minuten verschieben.
Da sich bei Vollmond Sonne und Mond auf genau entgegengesetzten Seiten der
Erde befinden, geht der Vollmond zu der Zeit auf, zu der die Sonne untergeht.
Wir sehen die über dem Horizont aufgehende Mondscheibe also rund um den
kalendarischen Herbstanfang an mehreren Tagen hintereinander zur etwa gleichen
Zeit am Abendhimmel - für die Landwirte früher eine wichtige Hilfe bei der
Ernte.
Dank des Mondaufgangs zu Sonnenuntergang erscheint uns der Erdtrabant dicht
über dem Horizont zudem oft in ein rötliches Licht getaucht und erinnert dabei
fast an einen riesigen Kürbis - und dieser ist ja fast zum Sinnbild der nun bald
beginnenden Jahreszeit geworden.
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