Feste Buckyballs im Weltraum
von Stefan Deiters astronews.com
23. Februar 2012
Wissenschaftlern ist es gelungen, mit dem
Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer erstmals riesige Kohlenstoffmoleküle,
sogenannte Buckyballs, in fester Form im Weltraum nachzuweisen. Bislang hatte
man die fußballähnlichen Moleküle im All nur als Gas gefunden. Die Entdeckung
gelang in der Nähe des Doppelsternsystems XX Ophiuchi in 6.500 Lichtjahre
Entfernung.
Mit Spitzer gelang erstmals die Entdeckung
von festen Buckyballs im All.
Bild: NASA/JPL-Caltech |
"Diese Buckyballs sind aufeinandergestapelt und bilden so einen Festkörper,
ganz ähnlich wie Orangen in einer Kiste", beschreibt Nye Evans von der
englischen Keele University die Entdeckung, die auch in einem
Fachartikel in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society
beschrieben wird. "Die von uns gefundenen Teilchen sind winzig, deutlich kleiner
als ein Haar breit ist, aber jedes besteht aus Schichten aus Millionen von
Buckyballs."
Die Entdeckung gelang den Wissenschaftlern um das rund 6.500 Lichtjahre von
der Erde entfernte Doppelsternsystem XX Ophiuchi. Insgesamt sollten sich hier
ausreichend Buckyballs befinden, um rund 10.000 Mal das Volumen des Mount
Everest auszufüllen.
Buckyballs, oder auch Buckminster-Fullerene, sind sphärische
Kohlenstoffmoleküle, die die Form eines Fußballs haben. Sie wurden zu Ehren des
Architekten Richard Buckminster Fuller benannt, da sie auch den von ihm
konstruierten geodätischen Kuppeln ähneln. Buckyballs bestehen aus 60
Kohlenstoffatomen.
Die Existenz von Buckyballs im Weltraum wurde erstmals 2010 vom
Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer in einem Planetarischen Nebel
nachgewiesen (astronews.com berichtete). Anschließend entdeckte das
Weltraumteleskop die Riesenmoleküle auch an weiteren Stellen im Universum, etwa
in der Kleinen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße.
Bislang hatte man die Moleküle allerdings immer nur in ihrem gasförmigen
Zustand entdeckt. Der jetzt offenbar gelungene spektrale Nachweis ihres
Vorkommens in fester Form ist für die Astronomen ein Hinweis darauf, dass sie in
bestimmten Regionen in großen Mengen vorhanden sein müssen. Nur dann können sie
sich nämlich zu Festkörpern zusammentun. "Unser Ergebnis spricht dafür, dass Buckyballs im Weltall noch deutlich häufiger sind als frühere Spitzer-Beobachtungen
vermuten ließen", so Mike Werner, Spitzer-Projektwissenschaftler am
Jet Propulsion Laboratory der NASA. "Es könnte sich bei ihnen um eine
wichtige Form von Kohlenstoff im Weltraum handeln, also dem Grundbaustein für
Leben."
"Das Fenster, das uns Spitzer ins Infrarot-Universums geöffnet hat,
ermöglichte uns den Blick auf wunderschöne Strukturen mit kosmischen
Dimensionen", so Bill Danchi, Spitzer-Projektwissenschaftler am
NASA-Hauptquartier in Washington. "Durch diese neue und überraschende Entdeckung
der Mission haben wir nun auch das Glück, elegante Strukturen in winzigen
Größenordnungen zu sehen, die uns einiges über den Aufbau unserer Welt lehren."
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