Drei Jubiläen im Nördlinger Ries
Redaktion /
idw / Pressemitteilung des Museums für Naturkunde Berlin astronews.com
22. Juni 2010
Wer nach Beweisen dafür sucht, dass die Erde noch vor nicht
allzu langer Zeit von einem großen Asteroiden getroffen wurde, der sollte sich
einmal im Nördlinger Ries umsehen. Der genaue Ursprung dieses Kraters ist
allerdings erst seit 50 Jahren bekannt. Dieses und noch zwei andere Jubiläen
begeht das Museum für Naturkunde in Berlin mit einem internationalen Workshop.

Die Stadt Nördlingen liegt inmitten eines
alten Einschlagkraters, der vor 50 Jahren
identifiziert wurde.
Bild: Museum für Naturkunde, Berlin |
“The Ries Crater, the Moon, and the Future of Human Space Exploration” ist
der Titel eines internationalen Workshops, der vom Museum für Naturkunde Berlin
- Deutschlands führendem Forschungsmuseum zum Thema Meteoritenimpakt und
Kraterbildung - ausgerichtet wird. Der Ende Juni in Nördlingen stattfindende
Workshop erinnert an drei Jubiläen: 20 Jahre Rieskrater-Museum Nördlingen, 40
Jahre Astronautentraining der NASA im Nördlinger Ries und 50 Jahre seit der
Erkenntnis, dass das Nördlinger Ries durch den Einschlag eines Asteroiden
entstanden ist. Die im Ries angesiedelte Forschungseinrichtung ZERIN ist eine
Außenstelle des Museums für Naturkunde und wird seit seiner Gründung von diesem
betreut.
Kollisionen fester Körper gehören zu den fundamentalsten und spannendsten
Prozessen im Sonnensystem. Das Museum für Naturkunde Berlin gehört zur
internationalen Spitze auf dem Gebiet der Forschung über solche Kollisionen,
welche anhand ihrer Ergebnisse - der Meteoritenkrater - untersucht werden. So
engagieren sich die Berliner Forscher unter anderem im "MEMIN-Projekt", einer
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Forschergruppe, die sich
mit der Entstehung von Meteoritenkratern befasst.
Wie praktisch, dass einer der spektakulärsten solchen Krater im Süden
Deutschlands zu finden ist: das Nördlinger Ries rund um die Stadt Nördlingen.
Erst vor 50 Jahren stellten Wissenschaftler fest, dass es sich bei der im
Durchmesser 27 Kilometer großen Geländestruktur um einen Krater handelt, der vor
rund 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines Asteroiden entstanden ist.
Vor 40 Jahren, im August 1970, führte die NASA für die Astronauten der
Apollo 14 und 17 Mission erstmalig ein geologisches Feldtraining
im Rieskrater durch, um die Astronauten vor ihrer Mondmission mit den besonderen
Gesteinsformationen eines Einschlagkraters vertraut zu machen.
In jüngster Zeit sind es die Marsforscher, die dem Ries zu Leibe rücken. Aus
gutem Grund, denn die Meteoritenkrater auf dem Mars sind vermutlich unter
ähnlichen Bedingungen (Anwesenheit von Wasser und Atmosphäre) entstanden wie das
Nördlinger Ries. Somit kann das Ries zu verschiedenen aktuellen Fragen der
Marsforschung eine Antwort liefern, zum Beispiel ob Marskrater als geeigneter
Lebensraum für primitive, im Gestein lebende Lebensformen in Frage kommen.
Im Jahr 1998 wurde eine wissenschaftliche Forschungs- und
Dokumentationsstätte als Kooperationseinrichtung zwischen der Stadt Nördlingen
und dem Museum für Naturkunde Berlin – das ZEntrum für Rieskrater- und
Impaktforschung Nördlingen (ZERIN) – gegründet. Diese Außenstelle des Museum für
Naturkunde in Nördlingen beherbergt unter anderem den Bohrkern einer 1206 Meter
tiefen Forschungsbohrung, die als die Referenzbohrung durch einen
Meteoritenkrater schlechthin gilt.
Das ZERIN archiviert neben Bohrkernen zahlreiche Gesteinsproben und Literatur
zur Rieskrater- und Impaktforschung und eignet sich hervorragend als
Hochschul-Seminarstätte. Das Spannendste aber ist, dass das theoretische Wissen
sofort bei einer Exkursion in den Krater überprüft werden kann.
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