Observatorium wird Universitätssternwarte
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum astronews.com
14. Mai 2010
Universitätssternwarten sind in der Regel altehrwürdige Einrichtungen mit
einer langen Geschichte. Seit kurzem tragen aber auch die von Astronomen der
Ruhr-Universität in Bochum in der chilenischen Atacama-Wüste errichteten
Teleskope diese Bezeichnung. Die Wissenschaftler sehen dies als Beleg für
die Kontinuität der astronomischen Forschung in Bochum.
Jetzt offiziell eine Universitätssternwarte:
das Observatorium der Ruhr-Universität Bochum in
der chilenischen Atacama-Wüste.
Foto: idw / Ruhr-Universität
Bochum |
Das seit den 1990er-Jahren aufgebaute und ständig erweiterte Observatorium in
Chile wird auf Beschluss des Rektorats der Ruhr-Universität Bochum offiziell zur
"Universitätssternwarte". In Nordrhein-Westfalen ist die RUB damit die einzige
Universität, die sich mit diesem Prädikat schmückt. Vor Ort, in der chilenischen
Atacama-Wüste, und via Internet in Bochum empfangen und analysieren
RUB-Astronomen um Prof. Dr. Rolf Chini die Daten von fünf Teleskopen, darunter
das an der RUB entwickelte, sechsbeinige Hexapod-Teleskop.
"Üblicherweise sind Universitätssternwarten historisch gewachsene
Einrichtungen, bei denen es oftmals so war, dass eine Sternwarte schon
existierte, die dann einer altehrwürdigen Universität angegliedert wurde",
erklärt Chini. "Bei uns ist es eher umgekehrt: Das Astronomische Institut der
Ruhr-Universität hat vor etwas mehr als zehn Jahren mit dem Aufbau seines
eigenen Observatoriums begonnen. Die Umbenennung in Universitätssternwarte ist
daher nur konsequent und richtungweisend für die Kontinuität der astronomischen
Forschung in Bochum."
Die Finanzierung der Sternwarte ist zunächst bis Ende 2015 gesichert – dank
der Unterstützung durch die Akademie der Wissenschaften und der Künste von NRW
in einem Langzeitprogramm zur Erforschung variabler Phänomene. Mit seinem
charakteristischen, pyramidenförmigen Dom "thront" die Bochumer
Universitätssternwarte im Norden Chiles in der Nähe der Stadt Antofagasta.
Eine eigens dafür gebaute Straße durch die Wüste und ein besonders
leistungsstarkes Glasfaserkabel für die schnelle Übertragung riesiger
Datenmengen sind die einzige benötigte Infrastruktur. In Sachen
Energieversorgung ist die Station "autark": Die RUB hat das weltweit einzige
ausschließlich mit regenerativen Energien betriebene Observatorium. Für seinen
Betrieb sorgen u. a. Photovoltaik-Module, Solar-Batterien und Windräder. "Selbst
die Abwärme des Rechnerraums bleibt nicht ungenutzt", sagt Chini.
Bei den eigenen Teleskopen kann die RUB bereits auf eine lange Tradition
zurückblicken: Schon in den 1960er-Jahren kurz nach der Gründung der RUB
errichtete Prof. Theodor Schmidt-Kaler auf dem Gelände der neu gegründeten
Europäischen Südsternwarte (ESO) in La Silla ein 60-Zentimeter-Teleskop. "In den
letzten beiden Jahrzehnten hat sich dann die Atacama-Wüste im Norden Chiles als
weltweit bester Standort für astronomische Beobachtungen erwiesen", so Chini.
Mit speziellen Teleskopen von 15 Zentimetern bis zu anderthalb Metern
Durchmesser erforschen Bochumer Wissenschaftler von hier aus das All auf der
Suche nach gerade entstehenden Sternen, massereichen Sternen in
Mehrfachsystemen, Pulsaren und Schwarzen Löchern - meistens über das Internet.
"Astronomen und Studierende müssen nicht einmal mehr die lange Reise in die
Atacama-Wüste auf sich nehmen, sondern können von Bochum aus steuern, welche
Objekte beobachtet werden", so Chini.
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