Planetenembryos leben gefährlich
von Stefan Deiters astronews.com
29. Dezember 2008
Planeten zu produzieren ist für Sterne nicht immer ganz
leicht - vor allem, wenn sie die falschen Nachbarn haben. Ein Beispiel für eine
solche Region zeigt eine neue Aufnahme des Infrarot-Weltraumteleskops
Spitzer: Heftige Winde von massereichen jungen Sternen blasen hier das
Material aus der Umgebung anderer Sonnen ins All, aus dem Planeten hätten werden
können.
Spitzers Blick auf die
Region W5.
Bild: NASA / JPL-Caltech /
Harvard-Smithsonian CfA
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Die Übeltäter in der vom NASA-Infrarot-Weltraumteleskop
Spitzer untersuchten Sternentstehungsregion W5 sind eine Gruppe von sehr
massereichen, jungen Sternen, die mit ihrer Strahlung und heftigen stellaren
Winden das Material um andere sonnenähnliche Sterne ins All blasen, aus dem ohne
sie vielleicht einmal Planeten entstanden wären.
"Wir erkennen hier deutlich, welche Auswirkungen massereiche Sterne auf
kleinere Sonnen haben können, die gerade versuchen Planeten zu bilden",
erläutert Xavier Koenig vom Harvard-Smithsonian Center for
Astrophysics, der auch Hauptautor eines Artikels ist, der unlängst in der
Fachzeitschrift The Astrophysical Journal Letters erschienen ist. "Um
diese Sonnen können eventuell noch erdähnliche, innere Planeten entstehen, aber
die Entstehung von äußeren Planeten wie Neptun oder Uranus ist sehr
unwahrscheinlich."
Eine harsche Umgebung ist für junge Sterne und Planeten zunächst einmal
nichts wirklich Besonderes. Auch unsere Sonne, so glauben manche Astronomen,
könnte in einem dichten Sternentstehungsgebiet entstanden sein. Mit der Zeit hat
sich dieser Sternhaufen aufgelöst, so dass unser Zentralstern nun relativ
alleine seinen Bahnen um das Zentrum der Milchstraße zieht.
Das neue Bild von Spitzer verdeutlicht, wie unwirklich die
Bedingungen in diesen Sternentstehungsgebieten sein können: Es zeigt einen Teil
der 6.500 Lichtjahre entfernten Sternentstehungsregion W5, die im Sternbild
Kassiopeia liegt. Hier blasen eine Reihe von massereichen Sternen, die alle etwa
die 20-fache Masse unserer Sonne haben, das Material aus der Umgebung von drei
jungen und sonnenähnlichen Sternen ins All. Diese drei Sterne liegen rund ein
Lichtjahr von den Riesensternen entfernt.
Die sonnenähnlichen Sterne sind ungefähr zwei bis drei Millionen Jahre alt
und haben damit gerade die Entwicklungsphase erreicht, in der die
Planetenentstehung in einer Scheibe aus Gas und Staub einsetzen sollte. Doch was
mit dieser Scheibe passiert, ist auf dem Spitzer-Bild zu sehen: Die
Scheiben erscheinen als kometenartiger Schweif, der von den massereichen Sternen
wegweist.
"In astronomischen Zeitskalen betrachtet, ist diese Phase vermutlich nur sehr
kurz", so Koenig. "Wahrscheinlich dauert es nicht länger als eine Millionen
Jahre bis die Scheiben komplett verschwunden sind." Zunächst so Koenig, würde
der Staub aus den äußeren Bereichen der Scheibe ins All geblasen, etwas aus
jener Region, wo sich in unserem Sonnensystem Neptun und Uranus befinden. Das
könnte sogar bedeuten, dass auch um solche Sterne erdähnliche Planeten in
relativer Sicherheit entstehen könnten.
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