Kosmische Strahlung spielt keine Rolle
von Stefan Deiters astronews.com
4. April 2008
Gleich zwei neue Studien bestätigen den von einer großen
Mehrheit der Wissenschaftler vorhergesagten Klimawandel durch Treibhausgase,
indem sie zwei Gegenargumente der Skeptiker widerlegen: So hat kosmische
Strahlung offenbar keinerlei Einfluss auf den Wärmehaushalt der Erde. Darüber
hinaus scheinen die aktuellen Klimamodelle bei der Vorhersage des Klimawandels
recht zuverlässig zu sein.

Kosmische Strahlung hat keinen Einfluss auf die Wolkendecke der
Erde. Foto: NSSDC /
NASA |
Zwar sind die meisten Wissenschaftler überzeugt, dass durch die
hohe Freisetzung von Treibhausgasen sich das Weltklima in den nächsten
Jahrzehnten dramatisch ändern wird, doch gibt es immer wieder auch kritische
Stimmen, die Zweifel an diesen Vorhersagen äußern. Diese dienen in der
Diskussion um mögliche Maßnahmen zur Verhinderung einer Klimakatastrophe
skeptischen Politikern und Wirtschaftsvertretern als willkommene
Argumentationshilfe.
Eines der Argumente der Skeptiker ist die Aussage, dass die gemessene
Erhöhung der Temperatur auf der Erde etwas mit einer geringeren Intensität von
kosmischer Strahlung in den vergangenen Hundert Jahren zu tun haben könnte.
Weniger kosmische Strahlung würde nämlich für weniger Wolken sorgen und somit
auch dafür, dass mehr Wärmestrahlung die Erdoberfläche erreicht.
Ein Wissenschaftlerteam der Universitäten in Durham und Lancaster ist diesem
Argument nun nachgegangen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt in dem
öffentlich zugänglichen Online-Journal Environmental Research Letters
des Institute of Physics. Frühere Untersuchungen, die auf Daten des
International Satellite Cloud Climatology Projects beruhten, hatten einen
Zusammenhang zwischen Erderwärmung und kosmischer Strahlung zumindest für
möglich gehalten.
Die neue Untersuchung allerdings konnte keinerlei Verbindung zwischen der
Intensität der kosmischen Strahlung und der Wolkenbedeckung der Erde finden. In
Phasen besonders hoher oder besonders niedriger Intensität der kosmischen
Strahlung hätte man keinen Unterschied in der Wolkenbedeckung feststellen können
- auch nicht bei einer besonders intensiven Eruption der Sonne 1989. Diese war
so heftig, dass sie in Teilen Kanadas für einen Stromausfall sorgte. In dem
Artikel heißt es abschließend: "Wir haben keinen Beweis dafür gefunden, dass die
untere Wolkendecke durch Änderungen in der Ionisationsrate der kosmischen
Strahlung beeinflusst wird."
Ein anderer Kritikpunkt der Skeptiker sind die Klimamodelle, deren
Vorhersagen nicht wirklich zuverlässig seien. Diesem Kritikpunkt haben sich
Thomas Reichler und Junsu Kim vom Department of Meteorology der
University of Utah angenommen und versucht herauszufinden, wie gut aktuelle
Klimamodelle wirklich sind. Das Ergebnis der Studie, die heute im Bulletin
of the American Meteorological Society erscheint: Sie sind erstaunlich
genau.
Die Wissenschaftler untersuchten, wie gut sich mit den Modellen das aktuelle
Klima berechnen lässt. Dazu betrachteten sie rund 50 Modelle, die in den
vergangenen 20 Jahren entwickelt wurden. "Die Modelle werden ein immer
zuverlässigeres Werkzeug für das Verständnis des Klimas und der
Klimaveränderungen", so Reichler. "Ihre Genauigkeit erreicht die konventioneller
atmosphärischer Beobachtungen. Die Zuverlässigkeit der Modelle bei der
Vorhersage von Klimaveränderungen in der Zukunft ist somit deutlich höher als in
der Vergangenheit."
|