Bausteine für Leben um HR 4796A?
von Stefan Deiters astronews.com
4. Januar 2008
Amerikanische Astronomen glauben um den acht Millionen Jahre
alten Stern HR 4796A komplexe organische Moleküle entdeckt zu haben, die auch
als Bausteine für Leben dienen könnten. Die Stoffe fanden sich in der
Staubscheibe um die ferne Sonne. Die Existenz dieser Substanz würde nach Ansicht
der Wissenschaftler darauf hindeuten, dass diese Grundbausteine für Leben
relativ häufig in Planetensystemen vorkommen.
Die Staubscheibe um HR 4796A in einer
Infrarotaufnahme. Der Stern selbst wurde
abgedeckt, um die Scheibe sichtbar zu machen. Bild:
John Debes / Carnegie Institution |
In der jetzt in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Astrophysical
Journal Letters veröffentlichten Studie, berichten die Forscher um John
Debes von der Carnegie Institution von Infrarot-Beobachtungen des
Sterns HR 4796A mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble. Das Spektrum im
sichtbaren und infraroten Bereich des Lichtes, das von der Staubscheibe um den
Stern gestreut wurde, ist nach Angaben der Forscher außerordentlich rot und würde
damit an die Farbe erinnern, für die große und komplexe organische Moleküle,
sogenannte Tholine, verantwortlich sind. Mit anderen rötlichen Substanzen wie
etwa Eisenoxid würde sich das Spektrum nicht erklären lassen.
Tholine kommen auf der heutigen Erde nicht vor, da sie durch den Sauerstoff
in der Atmosphäre sehr schnell zerstört werden würden. Allerdings vermutet man,
dass es Tholine auf der frühen Erde gab und sie die Vorgänger jener Biomoleküle
waren, aus denen später einmal lebende Organismen entstanden sind. Tholine wurden
bereits auf anderen Körpern unseres Sonnensystems nachgewiesen, etwa auf dem Saturnmond Titan (astronews.com berichtete). Debes und
seine Kollegen haben Tholine nun erstmals außerhalb des Sonnensystems entdeckt.
"Bis vor kurzem war es schwierig, aus dem Streulicht einer Scheibe um einen
Stern auf die Stoffe in der Scheibe zu schließen", so Debes. "Dass wir nun Tholine auf diese Weise gefunden haben, bringt uns schon einen gehörigen Schritt
weiter."
HR 4796A liegt im südlichen Sternbild Zentaur und ist rund 220 Lichtjahre von
der Erde entfernt. 1991 entdeckten Astronomen eine Staubscheibe um die Sonne und
vermuten seitdem, dass hier gerade ein Planetensystem entsteht. Der Staub, so
die These, entsteht durch kleine asteroiden- oder kometenähnliche Objekte, die
zusammenstoßen. Sie werden Planetesimale genannt und könnten mit den entdeckten
organischen Molekülen überzogen sein. Planetesimale gelten als Vorläufer der
Planeten und könnten diese demnach auch mit diesen Bausteinen für Leben
versorgen.
"Astronomen fangen gerade damit an, sich für Planeten zu interessieren, die
einen Stern umkreisen, der sich deutlich von unserer Sonne unterscheidet",
erläutert Debes. "HR 4796A hat die doppelte Masse unserer Sonne, ist fast
doppelt so heiß und 20-mal so hell wie sie. Wenn wir Systeme wie dieses
untersuchen, können wir einiges darüber lernen, unter welch unterschiedlichen
Bedingungen Planeten entstehen und sich vielleicht sogar Leben entwickeln kann."
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