GD 362 - das Schicksal unseres
Sonnensystems?
von
Hans Zekl
für
astronews.com
19. September 2005
Zwei Astronomenteams beobachteten um den Weißen Zwergstern GD 362 eine
gewaltige Staubscheibe für die es ihrer Ansicht nach, nur eine Erklärung gibt:
Die Trümmer sind die Reste eines Planeten. Sieht so auch das Schicksal des
Sonnensystems in einigen Milliarden Jahren aus, wenn auch unsere Sonne zum
Weißen Zwerg wird?
So könnte es um GD 362 aussehen. Bild: Gemini Observatory
/ Jon Lomberg |
Die Entdeckung gelang einem Forscherteam der University of California
in Los Angeles (UCLA), der Carnegie Institution und des Gemini
Observatoriums mit dem Acht-Meter Frederick C. Gillett-Teleskop des
Gemini-Observatoriums sowie einer Forschergruppe der University of Texas,
USA mit der Infrared Telescope Facility der NASA auf Hawaii. GD 362 ist
ein so genannter Weißer Zwerg.
Nach vielen Millionen oder Milliarden Jahren ist
diesen Sternen ihr nuklearer Brennstoff ausgegangen. Nach einer kurzen Periode
der Instabilität, in der der größte Teil der Sternmasse an das interstellare
Medium abgegeben wurde, gewann die Schwerkraft die Oberhand und die restliche
Sternmaterie wurde in einer Kugel von der Größe der Erde zusammengepresst. Auch
unsere Sonne wird eines fernen Tages einmal so enden.
Teamleiter Mukremin Kilic von der University of Texas vermutet, dass
der Stern einst ein Planetensystem besaß: "Die passendste Erklärung für die
Staubscheibe um GD 362 besteht darin, dass ein Planet oder ein
asteroidenähnliches Objekt durch die Gezeitenkräfte des Weißen Zwergs zerrissen
wurde. Die Brocken wurden bis auf Staubgröße zermahlen und sammelten sich in
einer Trümmerscheibe um den Stern. Wahrscheinlich sehen wir hier die Vernichtung
eines Planetensystems.
In etwa fünf Milliarden Jahren könnte unser Sonnensystem
das gleiche Schicksal treffen." Ganz so leicht ist die Sache aber nicht: "Es
gibt nur eine Handvoll Modelle, die die Staubmenge um den Stern erklären," gibt
Michael Jura von UCLA zu bedenken. "Wir vermuten, dass sich GD 362 seit
etwa zwei bis fünf Milliarden Jahren abkühlt. In dieser Zeit hätte der gesamte
Staub verschwinden müssen."
Astronomen kennen nur noch ein weiteres ähnliches System bislang:
G29-38. Dessen Staubdichte ist aber einhundert mal geringer als die von GD 362.
In Zukunft erwarten die Forscher aber, dass mehr solcher Sterne gefunden werden.
"Die Wissenschaftler, die sich mit Weißen Zwergen beschäftigen, haben schon seit
20 Jahren intensiv nach solchen Systemen gesucht. Ich denke, dass die laufenden
Satellitenbeobachtungen im Bereich des mittleren Infrarot uns bald mehr über
diese ungewöhnlichen, staubigen und toten Sterne erzählen werden."
Der Fund liefert auch eine Erklärung für eine andere Beobachtung: 25 Prozent
aller bekannten Weißen Zwerge zeigen einen erhöhten Anteil schwerer chemischer
Elemente. Bei GD 362 fanden die Astronomen die mit Abstand meisten schweren
Elemente. Da diese Staubscheiben instabil sind und ihr Material mit der Zeit auf
den Stern herunter fällt, reichert sich dessen Atmosphäre mit diesen Elementen
an. Kilic schließt daraus, dass Planetensysteme im Weltall häufiger vorkommen
als bisher vermutet.
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