Ist nur der Kuiper-Gürtel Schuld?
von Rainer Kayser
1. April 2005
Die beiden Sonden Pioneer 10 und Pioneer 11 werden auf ihrem
Weg aus dem Sonnensystem auf mysteriöse Weise abgebremst - ein Phänomen, das
manche auf dunkle Materie oder gar einen Fehler im Gravitationsgesetz
zurückführen. Mexikanische Astrophysiker liefern nun eine recht einfache
Erklärung: Der Kuiper-Gürtel könnte für das beobachtete Verhalten verantwortlich
sein.

Zerrt der Kuiper-Gürtel an den
Pioneer-Sonden? Bild: NASA |
Die beiden amerikanischen Raumsonden Pionier 10 und 11
verhalten sich nicht so, wie sie sollten: Irgendeine unbekannte Kraft scheint
sie auf ihrem Flug an den Grenzen des Sonnensystems zu verlangsamen. Seit Jahren
zerbrechen sich die Forscher den Kopf über mögliche Ursachen: Ist das
Gravitationsgesetz falsch? Sehen wir den Einfluss der mysteriösen "Dunklen
Materie"? Falsch, sagt jetzt ein Team mexikanischer Astrophysiker: Es sind
lediglich die Himmelskörper des Kuiper-Gürtels, die an den Raumsonden zerren.
"Es ist nicht nötig, die dunklen Kräfte des Universums zu bemühen", erklären
Jose de Diego, Dario Nunez und Jesus Zavala von der Universidad Nacional
Autonoma de Mexico, "man sollte erst versuchen, das Phänomen mit ganz
alltäglicher Physik zu erklären." Und diese alltägliche Physik bietet der
Kuiper-Gürtel: Eine Ansammlung von Millionen kleiner eisiger Himmelskörper,
Überbleibsel aus der Frühzeit des Sonnensystems.
Bislang gingen die Astronomen davon aus, dass der Kuiper-Gürtel jenseits der
Neptun-Bahn beginnt und sich von dort weit ins All hinaus erstreckt. Die
Berechnungen von de Diego und seinen Kollegen zeigen nun, dass sich das seltsame
Verhalten der Pionier-Sonden erklären lässt, wenn der Kuiper-Gürtel
bereits hinter der Bahn des Planeten Uranus beginnt und zehnmal massereicher ist
als bislang angenommen. Allerdings hätte ein solch massiver Kuiper-Gürtel
weitere Folgen: Er würde auch die Bahn des Neptun beeinflussen. Der Planet würde
pro Umlauf - also alle 165 Jahre - um 1,62 Kilometer näher an die Sonne heran
rücken. Dieser Effekt ist damit aber so gering, dass er nicht im Widerspruch zu
den Beobachtungen steht.
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