Zeitreisen -
unmöglich aber bald einfacher
von Rainer Kayser
5. Juni 2003
Wie hält man
ein so genanntes Wurmloch stabil, durch das Reisen in andere Regionen der
Raum-Zeit möglich werden würden? Ein internationales Forscherteam glaubt jetzt,
dass dies gar nicht so schwierig ist, wenn man Materie mit negativer Gravitation
dazu verwendet. Einziges Problem: Niemand weiß, ob Wurmlöcher und solche Materie
überhaupt existieren.
Galaxien im Hubble Deep Field: Einfache Reisen in entfernte
Regionen mit Hilfe von Wurmlöcher bleiben Science Fiction.
Foto:
STScI / NASA |
Zeitreisen sind zwar unmöglich, werden aber künftig einfacher. So lassen sich
die Ergebnisse einer Forschungsarbeit zusammenfassen, die der neuseeländische
Physiker Matt Visser und seine Kollegen jetzt im Fachblatt Physical Review Letters veröffentlicht haben. Demnach ist es
einfacher als bislang vermutet, ein so genanntes "Wurmloch" offen zu
halten, das weit entfernte Regionen von Raum und Zeit miteinander
verbindet. Eine beliebig kleine Menge an exotischer Materie mit
negativer Gravitation reiche aus, so die Forscher. Der Haken an der
Sache: Niemand weiß bislang, ob es solche Materie überhaupt gibt.
Wurmlöcher sind heute nicht nur bei Science-Fiction-Autoren, sondern
auch bei Physikern das bevorzugte Transportmittel für Zeitreisen.
Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie erlaubt die Existenz solcher
Abkürzungen durch Raum und Zeit, auch wenn Zeitreisen unangenehme
Paradoxa hervorrufen können: Legendär ist die Geschichte des
Zeitreisenden, der seinen Großvater erschießt, bevor dieser seine
Großmutter kennen lernt und so seine eigene Geburt verhindert.
Allerdings sind Wurmlöcher notorisch instabil - kaum entstanden (wenn
sie überhaupt entstehen), fallen sie wieder in sich zusammen. Vor sechs
Jahren gelang es Visser und seinem Kollegen David Hochberg jedoch zu
zeigen, dass sich Wurmlöcher durch Materie mit negativer Energie und
negativer Schwerkraft stabilisieren lassen. Diese exotische Materie ist
freilich ebenso wie die Wurmlöcher ein rein theoretisches Konstrukt:
Nach heutigen Erkenntnissen ist ihre Existenz zwar möglich, aber
gefunden hat sie bislang niemand. Immerhin konnten Visser und seine
Kollegen nun zeigen, dass schon winzige Mengen dieses exotischen Stoffes
ausreichen, um ein Wurmloch für Zeitreisende offen zu halten.
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