BRAUNE ZWERGE
Epsilon Indi
B - nah dran und äußerst schnell
Redaktion
astronews.com
14. Januar 2003
Europäische
Astronomen haben einen neuen Braunen Zwerg entdeckt - und dies in relativer Nähe
der Sonne: Das Objekt Epsilon Indi B ist nur rund zwölf Lichtjahre von der Erde
entfernt und damit der uns am nächsten gelegene Braune Zwerg und außerdem auch
der schnellste.
Der neu entdeckte Braune Zwerg Epsilon Indi B (Kreis) zusammen
mit Epsilon Indi A (rechts) auf zwei verschiedenen Aufnahme. Fotos:
ESO |
Einer Gruppe europäischer Astronomen am Astrophysikalischen Institut Potsdam
(AIP) und an der Hamburger Sternwarte gelang die Entdeckung eines Braunen
Zwergs, der mit einer Entfernung von zwölf Lichtjahren zur Sonne das bisher
nächste Objekt dieser Art ist. Der braune Zwerg wurde als ein im sichtbaren
Licht äußerst schwach, doch im infraroten deutlich heller leuchtender Begleiter
des wohlbekannten hellen Sterns Epsilon Indi im Sternbild Indus (Indianer)
identifiziert. Dieses Sternsystem zählt zu den 20 nächsten Nachbarn unserer
Sonne.
Epsilon Indi, der jetzt zur Unterscheidung zu seinem neu entdeckten Begleiter
Epsilon Indi B den Namenszusatz Epsilon Indi A tragen müsste, ist der
zweitschnellste Stern am Himmel, der mit bloßem Auge zu erkennen ist. Die
Entdeckung von Epsilon Indi B basierte auf der Messung der extrem großen
scheinbaren Bewegung des Objekts an der Himmelssphäre, der so genannten
Eigenbewegung, mit Hilfe von Archivaufnahmen, die mit der
SuperCOSMOS-Messmaschine im schottischen Edinburgh digitalisiert und in einer
Datenbank zur Verfügung gestellt wurden. Die gemessene Eigenbewegung von 4,7
Bogensekunden pro Jahr entspricht der Verschiebung um einen Monddurchmesser in
400 Jahren und ist etwa halb so groß wie die des Rekordhalters, Barnard's
Pfeilstern. Eine solch große Eigenbewegung wurde seit mehr als 70 Jahren nicht
mehr gefunden.
Da ganz in der Nähe, in nur 7 Bogenminuten Abstand, Epsilon Indi A mit
identischer riesiger Eigenbewegung lag, stand fest, dass es sich um ein Paar
handelt. Allerdings um ein sehr ungleiches Paar, was die Helligkeit, Farbe (also
Temperatur) und Masse betrifft. Da die Entfernung des hellen Sterns Epsilon Indi
A mit knapp zwölf Lichtjahren aus Messungen mit dem Hipparcos-Satelliten genau
bekannt ist, konnte aus der gemessenen Helligkeit seines Begleiters gefolgert
werden, dass es sich um ein sehr leuchtschwaches Objekt handeln muss. Eine
genauere Klassifikation ermöglichte die Aufnahme eines Spektrums im infraroten
Licht mit dem New Technology Telescope (NTT) der ESO in La Silla, Chile.
Dabei wurde Epsilon Indi B als früher T-Zwerg identifiziert, der damit zu einer
erst vor wenigen Jahren definierten Objektklasse gehört.
Das Spektrum weist typische Merkmale auf, die auf Wasserdampf und Methan in
der Atmosphäre hindeuten. Daraus schließen die Forscher auf eine Temperatur von
unter 1000 Grad Celsius. Damit ist Epsilon Indi B eindeutig zu kühl für einen
Stern und muss ein brauner Zwerg sein. Wenn weiter angenommen wird, dass dieser
braune Zwerg zur gleichen Zeit entstand wie Epsilon Indi A, dessen Alter auf 1,3
Milliarden Jahren geschätzt wird, führt der Vergleich mit Modellrechnungen zu
einer Masse von 40 bis 60 Jupitermassen. Diese liegt deutlich unter der
Grenzmasse von etwa 75 Jupitermassen, die Sterne von braunen Zwergen trennt.
Als Braune Zwerge bezeichnet man Sterne, deren Masse nicht ausreicht, um die
Fusion von Wasserstoff zu Helium in ihrem Kern zu zünden. Sie schaffen es
lediglich, in einer frühen Phase Deuterium zu verbrennen. Danach kühlen diese
massearmen Objekte ab, wobei sie die im Vergleich zu Sternen bescheidene Hitze
ihrer Jugend abgeben und langsam immer kälter werden. Über die Häufigkeit dieser
"fehlgeschlagenen" Sterne wird noch spekuliert, doch könnte es mehr als doppelt
so viele braune Zwerge wie Sterne geben. Damit würden auch in der unmittelbaren
Umgebung der Sonne (in einem Abstand von bis zu einem Dutzend Lichtjahren) noch
bis zu hundert Objekte dieser Art verborgen sein, von denen nun das erste
aufgespürt wurde.
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