Der Schlüssel zur Frühgeschichte unserer Erde liegt möglicherweise auf dem
Mond. Auf einer Fachtagung in Chania auf Kreta diskutierten Astronomen und
Geowissenschaftler unter anderem über die Möglichkeit, auf dem Erdtrabanten
unveränderte Überreste der Erde aus der Zeit vor vier Milliarden Jahren
aufzuspüren. Einschläge von Asteroiden und Kometen haben damals irdische
Trümmerstücke zum Mond geschleudert. Während auf der Erde Witterungseinflüsse
und tektonische Aktivität nahezu alle Spuren der Entstehungsphase des Planeten
verwischt haben, könnten die Trümmerstücke auf dem Mond unverändert die
Jahrmilliarden überdauert haben.
Mit rund 20.000 Tonnen irdischen Materials pro 100 Quadratkilometern
Mondoberfläche rechnen die Experten. Diese Brocken aufzuspüren wäre freilich
alles andere als einfach. "Es wäre wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel
im Heuhaufen", meint Nasa-Experte David McKay. "Wir müssten Roboter entwickeln,
die unter Tausenden oder gar Millionen von Gesteinsbrocken jene ausfindig
machen, die irdischen Ursprungs sind." Dies ließe sich zum Beispiel daran
erkennen, dass das Gestein hydrierte Materialien enthielte, Mineralien also, bei
denen Wasser in die Molekülstrukturen eingebaut ist.
Bis vor 3,8 Milliarden Jahren war die junge Erde einem heftigen Bombardement
durch Asteroiden und Kometen ausgesetzt. In Sedimentschichten aus der Zeit am
Ende dieses Bombardements finden sich bereits Spuren organischer Aktivität. Wie
aber konnte so schnell Leben auf der Erde entstehen? Viele Experten glauben,
dass Kometen organische Moleküle zur Erde transportiert und so dem Leben zu
einem schnellen Start verholfen haben. Irdisches Gestein aus dieser Zeitphase
könnte dabei helfen, diese These zu überprüfen.