Die Sterne stehen offenbar günstig für DIVA, einen
deutschen Kleinsatelliten, der im kommenden Jahrzehnt die Position
von 35 Millionen Sternen mit einer bisher nicht erreichten
Genauigkeit vermessen soll. Zumindest sprachen sich auf einer Tagung
in Heidelberg Vertreter von Politik, Industrie und Wissenschaft für
das Projekt aus.
"Es könnte mit diesem Projekt gelingen, den Forschungsstandort
Deutschland international weiter aufzuwerten," sagte Staatsekretär
Michael Sieber vom baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst bei einer Tagung, zu der die gemeinnützige Klaus
Tschira Stiftung in die Villa Bosch, Heidelberg, eingeladen hatte.
Zunächst ist geplant, Mitte Dezember einen Arbeitskreis einzurichten, in dem Vertreter der Länder und des Bundes, der beteiligten
wissenschaftlichen Institute sowie der Raumfahrtindustrie auf die
schnellstmögliche Verwirklichung von DIVA hinarbeiten sollen. Wenn dann
im nächsten Jahr mit dem Projekt begonnen werden kann, könnte der
Satellit im Jahre 2003 zum Start bereit sein, hofft DIVA-Projektleiter Dr.
Siegfried Röser vom Astronomischen Rechen-Institut in Heidelberg.
Der Kleinsatelliten DIVA wäre für die beteiligten deutschen Institute
ein großer Schritt nach vorn: Mit dem eineinhalb Meter großen Deutschen
Interferometer für Vielkanalphotometrie und Astrometrie soll aus
einer Erdumlaufbahn Positionen, Eigenbewegungen, Helligkeiten und Farben
von Millionen Sternen innerhalb der Milchstrasse mit äußerster Präzision
bestimmt werden. Während
der Messungen darf sich die Messapparatur höchstens um wenige
Atomdurchmesser verbiegen; deshalb können die Messungen nicht
erdgebunden, sondern nur in der Schwerelosigkeit auf einem Satelliten
durchgeführt werden.
DIVA soll fünffach genauer messen als der bis 1993 betriebene erste
und bisher einzige Satellit mit diesem Aufgabenbereich namens Hipparcos.
Innovativ bei DIVA ist nicht nur das technische Konzept, sondern auch der
Versuch, ein solches Projekt innerhalb kürzester Zeit und zu vertretbaren
Kosten - voraussichtlich 100 Millionen Mark - zu bewältigen. Die Zeit drängt,
da die internationale Konkurrenz auf diesem Gebiet sehr aktiv ist.
So hat die amerikanische Weltraumbehörde NASA gerade Gelder für den Full-sky
Astrometric Mapping Explorer (FAME) bewilligt, der im Jahr 2004
seine Arbeit aufnehmen soll.
"DIVA ist eine im internationalen Vergleich kleine und - gemessen
an den zu erwartenden exzellenten wissenschaftlichen Ergebnissen
- preiswerte Mission," so Siegfried Röser. Mit dem
Kleinsatellitenkonzept lasse sich eine wirtschaftliche Forschungsförderung
im Sinne der Öffentlichkeit auch in Zeiten knapper Haushaltsmittel aufrechterhalten.
"Wenn wir jetzt kleine Schritte machen, erreichen wir letztlich
unsere wissenschaftlichen Ziele schneller und preiswerter als mit einem
einzigen großen Schritt in der ferneren Zukunft." Zudem bietet eine
Beteiligung an DIVA der deutschen Raumfahrtindustrie die Chance,
innovative Technologien zu entwickeln und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu
steigern.