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SATELLITEN
Mit Bremssegeln gegen Weltraumschrott
Redaktion / Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
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6. Dezember 2023

Ausgediente Satelliten auf niedrigen Umlaufbahnen befinden sich oft noch Jahrzehnte im Orbit, bevor sie schließlich beim Wiedereintritt verglühen. Bremssegel bieten die Möglichkeit, diese Satelliten schneller zu entsorgen. Das DLR forscht seit Jahren an Membrantechnologien und ultraleichten Segelmasten. Nun kommt in Zusammenarbeit mit der Industrie ein erstes Bremssegel zur Anwendung.

Segel

Durch den Bremswiderstand des entfalteten Segels, tritt der Satellit schneller wieder in die dichtere Erdatmosphäre ein, wo er dann verglüht. Bild: HPS [Großansicht]

Im Rahmen verschiedener, von der europäischen Weltraumagentur ESA finanzierter Projekte, entwickelt das DLR bereits seit 2015 zusammen mit der Münchener Firma HPS Widerstandssegel. Das DLR hat sein Know-how im Bereich der Auswahl, des Designs und der Qualifikation der Bremssegelmembran eingebracht. "Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit mit HPS kommen die DLR-Komponenten in einem fertigen Produkt in die Anwendung, also auch in den Weltraum, wofür sie gedacht sind", sagt Patric Seefeldt, Gruppenleiter Materialalterung beim DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen.

Die vom DLR erforschten Membranen, wie sie möglichst kompakt zusammen- und mit ultraleichten Masten wieder entfaltet werden können, fügt das Unternehmen HPS mit entsprechenden Strukturen und elektronischen Komponenten zu einem Gesamtsystem zusammen. "Wenn Wissenschaft und Industrie gemeinsam an einem Projekt arbeiten, passiert immer etwas Gutes. Wir sind alle raumfahrtbegeistert und haben ein gemeinsames Ziel: Wir wollen unseren Beitrag zu nachhaltiger Raumfahrt leisten", betont Frank Hoffmann, Abteilungsleiter Bremssegel bei HPS, die gute Zusammenarbeit mit dem DLR.

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Um Satelliten aus dem Orbit zurückzubringen, muss das Segel einwandfrei funktionieren, nachdem es zehn bis zwanzig Jahre im Orbit in verstauter Konfiguration lagerte. Die verwendeten Materialien müssen unter Weltraumbedingungen langlebig sowie extrem dünn und leicht sein. Drei Segel aus Vorgängerprojekten sind bereits im Weltraum und zwei davon entfaltet. Derzeit wird das erste große ADEO-L-Segel der Firma HPS beim DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen getestet und für den Weltraumeinsatz qualifiziert. Das Modell wiegt nur wenige Kilogramm, hat ein Packmaß von der Größe eines Schuhkartons und stellt eine Segelfläche von 25 Quadratmetern zur Verfügung.

Die Qualifikation umfasste Vibrations- und Thermal-Vakuum-Tests. Vibrationstest simulieren die hohen Kräfte, denen ein Satellit beim Start mit einer Trägerrakete ausgesetzt ist. In der Thermal-Vakuum-Kammer wurde das Segel mehrmals teilentfaltet, um nachzuweisen, dass dies auch unter Weltraumbedingungen, zum Beispiel im Vakuum, bei Kälte im Erdschatten oder großer Hitze bei direkter Sonneneinstrahlung, funktioniert. Bei abschließenden Tests entfaltete sich das Segel einwandfrei.

Raumfahrzeuge sind auf niedrigen Umlaufbahnen der Reibung durch die Restatmosphäre ausgesetzt. Ohne Bahnkorrekturen erfolgt eine langsame Abbremsung auf immer tiefere Bahnen, bis es zum Wiedereintritt kommt. Bremssegel nutzen diesen Effekt, um mit einer größeren Oberfläche eine größere Bremswirkung und damit ein deutlich schnelleres Absinken zu erzeugen. Für die niedrigen Umlaufbahnen bis etwa in 800 Kilometer Höhe können mitgeführte Bremssegel zukünftig eine unkontrollierte Verschmutzung des Weltraums durch neue Schrott- und Kollisionstrümmer verhindern. Darüber hinaus tragen solche Segel dazu bei, die Betriebszeit eines Satelliten zu verlängern. Denn für die Entfaltung und den folgenden passiven Abstieg wird kein Antrieb benötigt.

2024 soll dann auch ADEO-L auf seine erste ESA-Demonstrationsmission in den Weltraum gehen. "Wir freuen uns darauf, auch zukünftig weiter mit HPS zusammenzuarbeiten und das Bremssegel immer weiter zu entwickeln. Bei der heutigen Anzahl der Satelliten ist ein schnelles Entfernen aus der Erdumlaufbahn am Ende der Lebensdauer unerlässlich", so Seefeldt.

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siehe auch
Satelliten: Bremssegel sollen für schnelleren Wiedereintritt sorgen - 19. Dezember 2022
Parabelflüge: Entfaltungs-Experimente in Schwerelosigkeit - 3. August 2021
Weltraumschrott: Deorbiting-Systeme im Visier - 22. Januar 2019
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