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Planetensysteme lassen sich in vier Klassen einteilen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
15. Februar 2023
Schon lange ist der Astronomie klar: Planetensysteme sind
nicht zwingend wie unser Sonnensystem aufgebaut. In einer neuen Studie haben
Forschende nun gezeigt, dass sich offenbar vier Klassen von Planetensystemen
unterscheiden lassen. Unser Sonnensystem gehört dabei zu der Klasse, die es
offenbar nur selten in der Milchstraße gibt.
Künstlerische Darstellung der vier
Architekturtypen von Planetensystemen.
Bild:
NCCR PlanetS, Illustration: Tobias Stierli [Großansicht] |
In unserem Sonnensystem scheint alles seine Ordnung zu haben: Die kleineren
Gesteinsplaneten, wie die Venus, die Erde oder der Mars kreisen relativ nahe um
unseren Stern. Die großen Gas- und Eisriesen, wie Jupiter, Saturn oder Neptun
ziehen dagegen in weiten Bahnen um die Sonne. Forschende der Universitäten Bern
und Genf, sowie des Schweizer Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) PlanetS,
zeigen nun in zwei Studien: damit steht unser Planetensystem ziemlich alleine
da.
"Bereits vor über einem Jahrzehnt stellten Astronominnen und Astronomen
aufgrund von Beobachtungen mit dem damals bahnbrechenden Kepler-Teleskop fest,
dass Planeten in anderen Systemen ihren jeweiligen Nachbarn meist in Größe und
Masse ähneln – Erbsen in einer Schote", sagt Studienhauptautor Lokesh Mishra,
der an der Universität Bern und Genf, sowie dem NFS PlanetS forscht. Doch lange
war unklar, ob diese Erkenntnis durch Einschränkungen bei den
Beobachtungsmethoden zustande kam. "Es war unmöglich festzustellen, ob sich die
Planeten in einem gewissen System genug ähnlich sind, um in die Klasse der
‘Erbsen-in-einer-Schote’-Systeme zu fallen, oder ob sie sich doch eher
unterschieden – so, wie in unserem Sonnensystem", so Mishra. Daher entwickelte
der Forscher ein Konzept, um die Unterschiede und Ähnlichkeiten von Planeten
derselben Systeme zu ermitteln. Und stelle dabei fest: es gibt nicht zwei,
sondern vier solche Systemarchitekturen.
"Wir bezeichnen diese vier Klassen als 'ähnlich', 'geordnet', 'anti-geordnet'
und 'gemischt', so Mishra. Planetensysteme, bei denen die Massen der
benachbarten Planeten einander ähnlich sind, haben eine ähnliche Architektur.
Geordnete Planetensysteme sind solche, bei denen die Masse der Planeten
tendenziell mit dem Abstand zum Stern zunimmt – so, wie auch in unserem
Sonnensystem. Wenn die Masse der Planeten dagegen mit dem Abstand zum Stern
abnimmt, sprechen die Forschenden von einer anti-geordneten Architektur des
Systems. Und gemischte Architekturen treten auf, wenn die Planetenmassen in
einem System von Planet zu Planet stark schwanken.
"Dieses Konzept kann auch bei jeder anderen Messgröße angewendet werden, wie
etwa Radius, Dichte oder Wasseranteilen", sagt Studienmitautor Yann Alibert, der
an der Universität Bern und am NFS PlanetS forscht. "Damit haben wir nun
erstmals ein Werkzeug, um Planetensysteme als Ganzes zu untersuchen und mit
anderen Systemen zu vergleichen". Die Erkenntnisse werfen auch Fragen auf:
Welche Architektur ist die häufigste? Welche Faktoren steuern das Entstehen
eines Architekturtyps? Welche Faktoren spielen keine Rolle? Einige davon können
die Forschenden beantworten.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass 'ähnliche' Planetensysteme die häufigste Art
von Architekturen sind. Etwa acht von zehn Planetensysteme um die Sterne, die am
Nachthimmel sichtbar sind, weisen eine solche ‘ähnliche’ Architektur auf", sagt
Mishra. "Das erklärt auch, warum bereits in den ersten Monaten der
Kepler-Mission Hinweise auf diese Architektur gefunden wurden". Überrascht hat
das Team, dass die "geordnete" Architektur – also jene, zu der auch das
Sonnensystem zählt – die seltenste Klasse zu sein scheint. Es gäbe Hinweise, so
Mishra, dass sowohl die Masse der Gas- und Staubscheibe, aus der die Planeten
hervorgehen, als auch die Häufigkeit von schweren Elementen im jeweiligen Stern
eine Rolle spielen.
"Aus eher kleinen, wenig massiven Scheiben und Sternen mit wenig schweren
Elementen gehen 'ähnliche' Planetensysteme hervor. Aus großen, massiven Scheiben
mit vielen schweren Elementen im Stern entstehen eher 'geordnete' und
'anti-geordnete' Systeme. 'Gemischte' Systeme entstehen aus mittelgroßen
Scheiben. Dynamische Wechselwirkungen zwischen Planeten – wie etwa Kollisionen
oder Auswürfe – beeinflussen die endgültige Architektur", erklärt Mishra. "Ein
bemerkenswerter Aspekt dieser Ergebnisse ist, dass sie die Ausgangsbedingungen
der Planeten- und Sternentstehung mit einer messbaren Eigenschaft – der
Systemarchitektur – verbindet. Dazwischen liegen Milliarden von Jahren der
Entwicklung. Uns ist es erstmals gelungen, diese riesige zeitliche Lücke zu
überbrücken und überprüfbare Vorhersagen zu machen. Es wird spannend zu sehen,
ob sie bestehen werden", resümiert Alibert.
Über ihre Ergebnisse berichtet das Team in zwei Fachartikeln, die in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen sind.
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Ferne
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