Detaillierter Blick auf
entfernten Blasar
von
Stefan Deiters astronews.com
6. Januar 2021
Mithilfe des Very Large Baseline Array, einer
Zusammenschaltung von Radioteleskopen, gelang es nun, Strukturen in einem
gebündelten Partikelstrahl sichtbar zu machen, der von einer aktiven Galaxie in
rund 12,8 Milliarden Lichtjahre Entfernung ausgeht. Bei der Galaxie handelt es
sich um einen Blasar, ihr Jet zeigt also Richtung Erde.

VLBA-Aufnahme des Blasars PSO J0309+27.
Bild: Spingola et al.; Bill Saxton, NRAO/AUI/NSF [Großansicht] |
Aktive Galaxien zählen mit zu den spannendsten Objekten im Universum: Sie
sind extrem leuchtkräftig und können daher oft noch in großer Entfernung beobachtet
werden. Bei Blasaren handelt es sich um eine bestimmte Art von aktiven
Galaxien. Ihr Name setzt sich aus den Begriffen "BL Lacertae-Objekt" und
"Quasar" zusammen. Blasare beziehen ihre Energie - genau wie die Quasare -
aus einem gewaltigen Schwarzen Loch im Zentrum. Dieses verschlingt
gerade größere Mengen an Material, das sich vor dem Verschwinden im Schwarzen
Loch aufheizt und leuchtet.
Nach der gängigen Theorie über diese aktiven Galaxienkerne geht von dem
Schwarzen Loch im Zentrum ein gebündelter Teilchenstrahl, ein sogenannter Jet,
aus. Das Zentrum ist zudem von einem Ring aus Gas und Staub umgeben. Je nachdem
aus welchem Blickwinkel wir von der Erde auf diese aktiven Galaxienkerne
schauen, sehen sie unterschiedlich aus und haben daher auch verschiedene Namen
bekommen. Bei Blasaren, so die Theorie, zeigt der
Jet fast genau in Richtung Erde.
Das Objekt PSO J0309+27 ist ein solcher Blasar und wurde nun mithilfe des Very
Long Baseline Array (VLBA) der US-amerikanischen National Science Foundation
beobachtet. Beim VLBA handelt es sich um ein kontinentales
Radioteleskop-Netzwerk aus zehn über Nordamerika, Hawaii und die Karibik
verteilten Einzelteleskopen. Es erlaubt Beobachtungen im Radiobereich mit extrem
hoher Auflösung.
Dies zeigte sich wieder bei den Beobachtungen von PSO J0309+27: Das Objekt
ist 12,8 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und verfügt über einen Jet,
der Material mit einer Geschwindigkeit von etwa drei Vierteln der
Lichtgeschwindigkeit ins All schleudert. Es handelt sich um den hellsten Blasar
im Radiobereich und um den zweithellsten Blasar im Röntgenbereich in dieser
Entfernung. Wir sehen PSO J0309+27 zu einer Zeit, in der das Universum weniger
als eine Milliarde Jahr alt war.
Die neuen Bilder zeigen bislang nicht beobachtbare Strukturen des Jets, der
eine Länge von etwa 1600 Lichtjahren hat. Am hellsten erscheint er in der Nähe
des Galaxienkerns (unten rechts im Bild). Er bewegt sich nach oben links. Von den Daten versprechen sich die
beteiligten Astronominnen und Astronomen wichtige Hinweise auf die Gültigkeit
von theoretischen Modellen über diese Objekte.
Über ihre Beobachtungen berichtete das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitscheift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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