Die Rolle des interstellaren Mediums
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
6. März 2017
Im Rahmen eines neuen Forschungsprojekts an der Universität
Heidelberg wollen Astronomen untersuchen, wie die physikalischen und chemischen
Bedingungen des interstellaren Mediums die Entstehung von Sternen in Galaxien
beeinflussen. Sie erhoffen sich dadurch auch neue Einblicke in die kosmologische
Entwicklung von Galaxien wie unserer Milchstraße.
Die Galaxie NGC 1232 in rund 60 Millionen
Lichtjahren Entfernung. In den Spiralarmen
befinden sich zahlreiche Regionen, in denen
gerade neue Sterne entstehen.
Bild: ESO [Großansicht] |
Der Heidelberger Astrophysiker Dr. Frank Bigiel erhält eine hochdotierte
Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC), einen ERC Consolidator Grant
für herausragende Forschungstalente. Gefördert wird damit ein Vorhaben an der
Universität Heidelberg, in dem sich Bigiel mit dem Materiekreislauf in Galaxien
beschäftigen wird.
Im Mittelpunkt der Untersuchungen wird dabei die Frage stehen, wie die
physikalischen und chemischen Bedingungen des interstellaren Mediums die
Entstehung von Sternen in Galaxien "regulieren". Der ERC stellt für die
fünfjährigen Arbeiten Fördermittel in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro zur
Verfügung. Frank Bigiel lehrt und forscht am Institut für Theoretische
Astrophysik, das zum Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH)
gehört. Die Forschungsarbeiten beginnen voraussichtlich im Juli 2017.
In dem Projekt "EMPIRE: Galaxy Evolution in the ALMA Era – The Baryon Cycle
and Star Formation in Nearby Galaxies" wollen Bigiel und sein Team untersuchen,
wie Galaxien aus dem Gas und Staub, aus denen sich das sogenannte interstellare
Medium zusammensetzt, neue Sterne bilden. In diesem Zusammenhang analysieren die
Wissenschaftler die physikalischen Bedingungen dieses Mediums, wie zum Beispiel
Dichte und Temperatur, aber auch den Einfluss von Eigenschaften wie Galaxientyp,
Galaxienmasse oder Rotationsverhalten auf die Sternentstehung.
"Die Aktivität der Sternentstehung variiert im Laufe der kosmologischen
Entwicklung von Galaxien und auch innerhalb von Galaxien sehr stark. Wenn wir
beispielsweise verstehen wollen, wie und warum unsere Milchstraße Sterne wie
unsere Sonne bildet, setzt dies ein detailliertes Verständnis der physikalischen
Bedingungen ebenso wie der chemischen Eigenschaften des interstellaren Mediums
voraus", erläutert Bigiel. "Auch unsere Sonne ist aus interstellarem Gas
entstanden, sodass Prozesse der Sternentstehung sowohl für die Bildung von
Planeten als auch für die Entstehung von Leben von zentraler Bedeutung sind."
Im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten werden Bigiel und sein Team auch Daten des
ALMA-Observatoriums in Chile analysieren, das im Radionbereich beobachtet und so
Prozesse sichtbar machen hilft, die sich bei vergleichsweise niedrigen
Temperaturen abspielen. ALMA, das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array,
besteht aus zahlreichen Radioschüssel in der chilenischen Atacamawüste, die für
Beobachtungen zusammengeschaltet werden, um so höhere Auflösungen zu erreichen.
Bigiel, geboren 1978, studierte Physik an der Universität Heidelberg und
schreib seine Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie. Nach der
Promotion forschte er als Postdoktorand an der University of California in
Berkeley. Im Sommer 2011 wechselte er als sogenannter Gliese Fellow an das
Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Dort wurde er 2012 Leiter
einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
gefördert wird.
Der ERC Consolidator Grant wendet sich an vielversprechende junge
Forscherinnen und Forscher, deren eigene unabhängige Arbeitsgruppe sich in der
Festigungs- und Vertiefungsphase befindet. Zentrales Förderkriterium ist dabei
wissenschaftliche Exzellenz.
|