Erkläre mir mal den Sternenhimmel
von Stefan Deiters astronews.com
23. Dezember 2014
Es gibt unzählige kleine Programme für Smartphones, die bei
der Erkundung des Sternenhimmels helfen sollen. Die App AudioHimmelsführungen
geht dabei einen ganz eigenen Weg: Hier wird man von einem Sprecher praktisch an
die Hand genommen und bekommt den Sternenhimmel kompetent erklärt. Die App ist
ein Projekt eines engagierten ehemaligen Lehrers.

Die App AudioHimmelsführungen bietet dem
Anwender eine kompetente Führung am nächtlichen
Sternenhimmel.
Bild: Lutz Clausnitzer |
An Astronomie-Programmen für Smartphones, sogenannten Apps, herrscht wahrlich
kein Mangel: Viele bieten multimediale Exkursionen an den Sternenhimmel und
ermöglichen es dem Anwender, Sterne, Sternhaufen und Galaxien zu entdecken, ohne
überhaupt das Haus zu verlassen.
Die jetzt in einer überarbeiteten Version erschienene App "AudioHimmelsführungen"
von Lutz Clausnitzer ist da anders. Sie verzichtet - von Sternkarten abgesehen -
auf Bilder, Filme oder sonstige Gimmicks und setzt ausschließlich auf die
Erklärungen eines Sprechers, der den Nutzer praktisch an die Hand nimmt und ihn
bei den nächtlichen Exkursionen begleitet.
Diese Beschränkung ist das eigentliche Alleinstellungsmerkmal der App - und
gleichzeitig ihre Stärke. "Eine gute, geführte Himmelsbeobachtung gehört zu den
attraktivsten Möglichkeiten, junge Menschen für die Naturwissenschaft zu
begeistern", ist Clausnitzer überzeugt. Der Pädagoge im Ruhestand hat sich sein
gesamtes Berufsleben für die Vermittlung astronomischer Inhalte im Unterricht
eingesetzt - insbesondere für ein eigenständiges Fach "Astronomie", das es nur in wenigen Bundesländern gibt.
"Die Zahl derer, die in der Schule oder anderswo nachhaltig an unsere schöne
Wissenschaft herangeführt werden, liegt in den meisten Bundesländern aber wohl
irgendwo im einstelligen Prozentbereich", meinte Clausnitzer bei der Vorstellung
seiner App auf der Herbsttagung der Astronomischen Gesellschaft in diesem Jahr
in Bamberg. Und genau diese Zahl hofft der Pädagoge mit seiner App etwas zu
vergrößern: "Vielleicht können wir mit der App weitere Menschen an den
Sternenhimmel locken."
Wer die App öffnet, bekommt eine Übersicht über die sechs verfügbaren und
jeweils etwa 20-minütigen Himmelsführungen angezeigt. Dabei dient die erste
Führung als eine Art Einführung in den Sternenhimmel, die vier folgenden
Führungen sind dann jeweils einer speziellen Jahreszeit gewidmet und bauen
aufeinander auf. Die sechste Führung beinhaltet eine kritische
Auseinandersetzung mit der Astrologie.
Im Stil erinnern die Himmelsführungen dabei nicht so sehr an den
Schulunterricht, sondern mehr an eine nächtliche Wanderung, die man vielleicht
einmal mit seinem Vater oder Großvater unternommen hat und auf der einem die
Sternbilder erklärt wurden. Genauso beginnt auch die erste Führung "Mit dem
Großen Wagen um den Himmelspol": Man lernt mit dem Polarstern die
Himmelsrichtung oder auch die geografische Breite seines Beobachtungsplatzes zu
bestimmen und erfährt etwas über den kulturellen Hintergrund der Sternbilder.
In den auf die Jahreszeiten bezogenen Führungen werden dann anhand der dabei
behandelten Sterne die verschiedensten astronomischen Themen angesprochen: Wie
groß sind Entfernungen im All, wie unterscheiden sich Sterne und wie können
Astronomen mehr über Sterne herausfinden. Auch auf andere Galaxien, die Suche
nach außerirdischem Leben und die verschiedenen Entwicklungsphasen im "Leben"
eines Sterns wird im Rahmen der Führungen eingegangen. Außerdem werden auch
immer wieder Objekte ausführlicher vorgestellt, die sich besonders zur
Beobachtung mit dem Fernglas eignen.
Clausnitzer hofft, dass seine App auch an Schulen eingesetzt wird, an denen die
Lehrer keine Zeit oder Gelegenheit haben, um mit ihren Schülern eine abendliche
Exkursion am Sternenhimmel zu unternehmen. Für die Anwendung im Unterricht
lassen sich auf seiner Webseite auch Übungsblätter herunterladen, Lehrern
schickt er gerne die zugehörigen Lösungen zu.
In der vor wenigen Wochen aktualisierten neuen Version stehen nun nicht nur
Sternkarten für 50 Grad nördlicher Breite zu den einzelnen Himmelsführungen zur
Verfügung, sondern auch für 35 Grad nördlicher Breite. Damit kann die App auch
etwa bei einem Urlaub in Südeuropa oder in den USA genutzt werden. Die Karten
stehen dabei in verschiedenen Varianten zur Auswahl. Sie zeigen dem Benutzer
immer das Himmelsgebiet, in dem die jeweilige Himmelswanderung stattfindet.
In der neuen Version erlaubt schon die kostenlose Variante der App das Anhören
der kompletten ersten Himmelsführung. Die App ist für Geräte von Apple und für
Android-Smartphones erhältlich. Die Vollversion kostet 4,49 bzw. 3,99 Euro.
Clausnitzer hofft, durch die Einnahmen aus dem Verkauf der App zumindest einige
der Kosten wieder hereinzubekommen, die er in seine Idee bereits investiert hat:
Für App-Entwickler, Grafiker oder auch Sprecher hat er in den vergangenen
Monaten mehrere Tausend Euro ausgegeben. Im kommenden Jahr sollen die
AudioHimmelsführungen auch auf französisch und englisch erscheinen.
Update (17. März 2015): Wegen einer Änderung des Preisrasters im Appstore von Apple kostet die App für iOS inzwischen 4,99 Euro.
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