DLR-Chef wird neuer ESA-Generaldirektor
von Stefan Deiters astronews.com
18. Dezember 2014
Der Vorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt, Johann-Dietrich Wörner, wird ab dem 1. Juli des kommenden Jahres
neuer Generaldirektor der europäischen Weltraumagentur ESA. Wörner ist dann der
siebte Generaldirektor der ESA und der zweite Deutsche auf diesem Posten.

Johann-Dietrich
Wörner wurde heute vom ESA-Rat zum neuen
Generaldirektor der ESA gewählt.
Foto: DLR |
Der Rat der Europäischen Weltraumagentur hat heute die Ernennung von Prof.
Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner zum nächsten Generaldirektor der ESA bekannt
gegeben. Wörner wird dieses Amt am 1. Juli 2015 für einen Zeitraum von zunächst vier
Jahren übernehmen. In der deutschen Raumfahrtpolitik ist Wörner kein
Unbekannter: Er ist Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR).
Wörner tritt die Nachfolge von Jean-Jacques Dordain an,
dessen Amtszeit am 30. Juni 2015 endet. Er wird der siebte Generaldirektor der ESA und der zweite Deutsche auf
diesem Posten sein: Von 1984 bis 1990 stand Prof. Dr. Reimar Lüst als dritter
ESA-Generaldirektor der europäischen Raumfahrtorganisation vor.
Wörner stammt nicht aus der Raumfahrt, sondern ist eigentlich Bauingenieur:
Er wurde 1954 in Kassel geboren und studierte Bauingenieurwesens an der
Technischen Universität Berlin und der Technischen Hochschule Darmstadt, wo er
im Jahr 1985 promovierte. Zuvor hatte er in Japan zwei Jahre zum Thema
"Erdbebensicherheit" geforscht. Anschließend arbeitete er in einem
Ingenieurbüro.
1990 wurde Wörner an die Technische Hochschule Darmstadt berufen, wo er die
Leitung der Prüf- und Versuchsanstalt übernahm. Er war Dekan des Fachbereichs
Bauingenieurwesen und wurde 1995 zum Präsidenten der Technischen Universität
Darmstadt gewählt. Seit dem 1. März 2007 ist er Vorsitzender des
Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Bei der Wahl zum neuen ESA-Generaldirektor heute hatte es nur noch Wörner als
Kandidaten gegeben: "Dabei geht es bei derartigen Positionen leider nicht nur um
die persönliche Qualifikation, sondern immer auch um nationale Interessen",
schreibt Wörner heute in seinem Blog auf der DLR-Webseite. "Die Diskussionen
über den zukünftigen Generaldirektor beinhalteten daher auch Gesichtspunkte der
Nationalität, eine Tatsache, die zwar zu erwarten war, die aber aus meiner Sicht
für eine zwischenstaatliche Einrichtung durchaus kritisch zu beurteilen ist."
Die Europäische Weltraumagentur (ESA) ist eine 1975 gegründete
zwischenstaatliche Organisation. Sie hat aktuell 20 Mitgliedstaaten: Belgien,
Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien,
Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien,
Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte
Königreich. Davon sind 18 auch Mitgliedstaaten der EU. Zwei weitere
EU-Mitgliedstaaten, Ungarn und Estland, dürften demnächst neue Mitgliedstaaten
der ESA werden.
Im Rahmen von Kooperationsabkommen unterhält die ESA zudem Beziehungen zu
sechs anderen EU-Mitgliedstaaten. Auch Kanada nimmt dank eines
Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil. Darüber hinaus arbeitet
die ESA mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu
verwirklichen.
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