Sonnenflecken werden vorhersagbar
von
Rainer Kayser
19.
August 2011
Amerikanische Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit
dem sich Sonnenflecken bereits bis zu zwei Tage vor ihrem Erscheinen vorhersagen
lassen. Da insbesondere große Sonnenfleckengruppen auch immer Zonen erhöhter
solarer Aktivität sind, könnte sich damit zudem die Vorhersage des sogenannten
Weltraumwetters deutlich verbessern lassen.
Ein aktueller Blick auf die Sonne. Einige
Sonnenflecken sind zu erkennen.
Bild: SOHO (ESA & NASA) |
Amerikanische Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Sonnenflecken bereits bis zu zwei Tage vor ihrem Erscheinen auf der Sonnenoberfläche aufspüren lassen. Die frühe Entdeckung von Sonnenflecken könnte zu einer Verbesserung der Vorhersage des Weltraumwetters führen, so die Wissenschaftler. Die entstehenden Flecken verraten sich durch bis zu 65.000 Kilometer unter der Oberfläche liegende starke Magnetfelder. Die magnetischen Strukturen steigen dann mit einer Geschwindigkeit von 300 bis 600 Metern pro Sekunde auf, berichten die Sonnenforscher im Fachblatt
Science.
Sonnenflecken sind Regionen auf der Sonnenoberfläche, in denen starke Magnetfelder das Aufsteigen heißer Materie aus dem Sonneninneren unterbinden. Die Regionen sind dadurch kühler und dunkler als ihre Umgebung. Große Sonnenfleckengruppen sind zugleich Zentren weiterer magnetischer Aktivitäten:
"Aktive Regionen auf der Sonne verursachen Strahlungsausbrüche und koronale Massenauswürfe", schreiben Stathis Ilonidis und seine Kollegen von der
Stanford University in den USA.
Wenn die dabei ins Weltall geschleuderten elektrisch geladenen Teilchen die Erde erreichen, kommt es zu magnetischen Stürmen. Diese gefährdet nicht nur Astronauten im All, sie
"führen auch zu Stromausfällen auf der Erde, zum Versagen von Satelliten, zu Unterbrechungen der Telekommunikation und zu Störungen der Satellitennavigation", so die Forscher.
"Eine Überwachung der Prozesse unter der Oberfläche der Sonne und eine damit
verbundene Voraussage der magnetischen Aktivität würde die Vorhersage des
Weltraumwetters verbessern."
Die Theorien zur Entstehung der Sonnenaktivität gehen davon aus, dass lokale Störungen im Magnetfeld im Inneren der Sonne dazu führen, dass Magnetfeldlinien sich aufwölben und an die Oberfläche aufsteigen.
Versuche, die aufsteigenden Magnetfelder vor ihrem Durchbruch an die Oberfläche nachzuweisen, waren jedoch bislang gescheitert. Ilonidis und seine Kollegen haben nun ein neues Verfahren entwickelt, um die starken Magnetfelder aufzuspüren. Ihr Trick: Sie messen nicht direkt die Magnetfelder, sondern die durch die Magnetfelder verursachten Störungen in der Ausbreitung von Schallwellen im Sonneninneren.
Für ihre Messungen benutzten die Wissenschaftler das amerikanisch-europäischen Sonnenobservatorium
Soho, das 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt Richtung Sonne im Weltall stationiert ist. Die Wissenschaftler stießen auf deutliche Anomalien in der Ausbreitung der akustischen Wellen in Regionen, in denen ein bis zwei Tage später Sonnenflecken auftauchten. Eine genaue Analyse dieser Anomalien deutet auf einen Ursprung in einer Tiefe von 57.000 bis 66.000 Kilometern unter der Sonnenoberfläche hin.
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