Blick auf entstehendes Planetensystem?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Jena astronews.com
20. Mai 2009
Astronomen der Universität Jena haben eine Scheibe aus Gas und Staub um
einen jungen Stern am Südhimmel entdeckt. Es ist erst das vierte Mal, dass
eine solche Beobachtung von der Erde aus gelungen ist. In der Scheibe
könnten, so die Vermutung der Wissenschaftler, gerade Planeten entstehen.
Daher soll die Scheibe in rund 400 Lichtjahren Entfernung weiter beobachtet
werden.
Vor dem kleineren der beiden umeinander
kreisenden Sterne (links oben) ist die Scheibe
aus Gas und Staub als leuchtschwaches dunkles
Band erkennbar. Bild:
Tobias Schmidt / Friedrich-Schiller-Universität
Jena [Großansicht] |
Nicht nur mit dem gerade runderneuerten Weltraumteleskop Hubble,
sondern auch mit Teleskopen auf der Erde lässt sich eindrucksvolle Wissenschaft
betreiben. Das bewiesen jetzt wieder Astronomen der
Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie spürten eine rund 400 Lichtjahre
entfernte Planetenentstehungsscheibe auf. "Etwas ganz Besonderes", nennt Prof.
Dr. Ralph Neuhäuser, Direktor des Astrophysikalischen Instituts der Universität
Jena, seine Entdeckung. Von der Erde aus sei solch eine Beobachtung zuvor nur
vier Mal gemacht worden. Die Wissenschaftler berichten über ihre Beobachtungen
in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics", die ein Foto der
Entdeckung zusätzlich auf dem Titelblatt abdruckte.
Vom Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in der
chilenischen Atacama-Wüste aus haben die Jenaer Wissenschaftler die Scheibe aus
Gas und Staub bei einem Stern am Südhimmel entdeckt. "Genau genommen handelt es
sich um einen Doppelstern, also zwei umeinander kreisende Sterne", erläutert
Neuhäuser. "Einen der beiden haben wir als leuchtschwaches Objekt neben seinem
hell strahlenden Bruder ausmachen können."
Das war 2001. Sieben Jahre folgten, in denen die Jenaer Wissenschaftler
etliche weitere Aufnahmen der beiden Himmelskörper auswerteten, Lichtspektren
aufzeichneten sowie Dichte und Temperatur bestimmten. "Ein schräg vor dem
leuchtschwachen Objekt verlaufendes schwaches Band lieferte erste Hinweise für
unsere Vermutung", so Neuhäuser. Eine genaue Analyse der Strahlung gab
schließlich Gewissheit. "Wir haben weitaus mehr infrarote Strahlen messen
können, als dies normalerweise üblich ist", berichtet der Jenaer Astronom.
Diese tritt besonders bei kühler Materie, zum Beispiel in Form von Gas und
Staub innerhalb solcher Planetenscheiben auf. Wie ein Schwimmring umschließt die
Scheibe den mit einer Million Jahre bei Astronomen als "sehr jung" geltenden
Stern. Dieser befindet sich nahe einem Sternentstehungsgebiet im Sternbild
Corona Australis am Südhimmel. Das Besondere an der Entdeckung: "In der Scheibe
aus Staub und Gas entstehen möglicherweise Planeten," spekuliert Neuhäuser.
Um das nicht zu verpassen, wollen die Wissenschaftler vom Astrophysikalischen
Institut der Universität Jena die Planetenentstehungsscheibe weiter beobachten.
Im August sind die nächsten Aufnahmen in Chile geplant. Die sollen zeigen, ob
sich die Scheibe mit einem Radius von 30 Astronomischen Einheiten - das sind 30
Mal die Entfernung zwischen Erde und Sonne - inzwischen verändert hat. "Wenn es
uns gelingt, die Geburt eines Planeten zu beobachten, können wir möglicherweise
auch Rückschlüsse auf die Entstehung unseres Planetensystems ziehen", hofft
Neuhäuser.
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