Die Caldera von Apollinaris Patera
Redaktion / DLR
astronews.com
19. Juni 2006
Neue Bilder der hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der
ESA-Sonde Mars Express zeigen die Caldera von Apollinaris Patera, einem
Schildvulkan, der am Rande von Elysium Planitia liegt. Eine Caldera entsteht,
wenn sich in einem Vulkan die Magmakammer durch Eruptionen teilweise oder
vollständig entleert hat und die darüberliegenden Felspartien in die
entstandenen Hohlräume stürzen.

Farbbild der Caldera von Apollinaris Patera. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Der Vulkan hat an seiner Basis einen Durchmesser von ungefähr 180 bis 280
Kilometer und erreicht eine maximale Höhe von fünf Kilometern über dem
umgebenden Gelände. Die Caldera hat einen Durchmesser von zirka 80 Kilometer und
eine Tiefe von mehreren hundert Metern. Teilweise liegen dünne Wolken, erkennbar
als weißliche Schleier, über der Landschaft.
Wissenschaftler des HRSC-Teams an der Freien Universität Berlin bestimmten das
Alter des Vulkans anhand der Häufigkeit und Größenverteilung von
Meteoriten-Einschlagskrater auf seiner Oberfläche. Mit seinen etwa 3,7
Milliarden Jahren handelt es sich um einen sehr alten Vulkankomplex auf dem
Mars.
Apollinaris Patera zeigt sehr vielfältige Landschaftsformen; neben den
kreisrunden Einschlagkratern von Meteoriten und kleinen Asteroiden fallen die
glatten, durch dünnflüssige Lava entstandenen Ebenen in der Caldera auf.
Konzentrisch angeordnete Rinnen und Gräben deuten darauf hin, dass so genannte
"tektonische" Dehnungsspannungen zu Bruchstrukturen geführt haben. Sehr markant
sind derartige Brüche im Inneren des Doppelkraters in der Form einer "8" im
Zentrum der Caldera zu beobachten; möglicherweise rühren sie vom Absinken des
Calderabodens her. Vom Rand der Gipfelcaldera erstrecken sich Rinnen den Abhang
hinab, in denen einst Lava, möglicherweise aber auch Wasser, geflossen sein
könnte.
Aufgrund der komplexen Morphologie benötigen Wissenschaftler zusätzliches
Bildmaterial von Apollinaris Patera, um durch dessen Auswertung die frühe
geologische Geschichte des Mars besser verstehen zu können. Folglich ist das
HRSC-Experiment auf Mars Express von besonderer Bedeutung, da es neue
Bilddaten für diese Region zur Verfügung stellt und somit verbesserte Studien
der vulkanischen Entwicklung des Planeten ermöglicht. Hochauflösende,
topographische Daten vom HRSC-Experiment, verbunden mit Informationen von den
zusätzlichen Instrumenten sowie anderen Missionen, verbessern ständig unser
Verständnis von der geologischen Entwicklung des Roten Planeten und ebnen auf
diese Weise den Weg für zukünftige Marsmissionen.
Die Bilddaten wurden am 26. Oktober 2004 in Orbit 987 aufgenommen und zeigen
einen Ausschnitt bei etwa 7,2 Grad südlicher Breite und 174,6 Grad östlicher
Länge. Die Auflösung beträgt 11,1 Metern pro Bildpunkt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
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