Die Sonne kündigt ihre heftigsten Ausbrüche deutlich sichtbar an: Mit Hilfe
eines japanischen Satelliten haben Wissenschaftler herausgefunden, daß eine S-förmige
Struktur auf der Sonnenoberfläche einer Eruption an dieser Stelle vorausgeht. Eine
Vorhersage solcher Ausbrüche ist wichtig, da der damit verbundene Teilchensturm
Kommunikationseinrichtungen auf der Erde beeinträchtigen kann.

Ein Sigmoid auf der Sonne - Zeichen für einen bevorstehenden Ausbruch. Foto
Soft X-Ray Telescope (SXT), National Astronomical Observatory of Japan, University of
Tokyo, NASA und ISAS.
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"Frühe Warnungen vor solaren Stürmen wären für Stromversorgungs- und
Kommunikationsunternehmen sowie für Raumfahrtoperationen wichtig", unterstrich Dr.
George Withbroe, wissenschaftlicher Direktor für solar-terrestrische Beziehungen im NASA-Hauptquartier,
die Bedeutung der jüngsten Resultate. "Die Ergebnisse sind ein bedeutender Schritt,
um diese gewaltigen Stürme zu verstehen."
Gewaltig sind die Ausbrüche auf der Oberfläche der Sonne zweifellos: Ihre Energie ist
größer als Milliarden nuklearer Explosionen. "Das S zeigt uns den Ort",
erklärt Dr. Alphonse Sterling, ein amerikanischer Wissenschaftler, der zur Zeit am
Institute of Space and Astronautical Science (ISAS) in Japan arbeitet. "Es gibt einen
deutlichen Zusammenhang zwischen einer S-förmigen, "Sigmoid" genannten,
Struktur und der Wahrscheinlichkeit, daß hier innerhalb nur eines Tages ein Ausbruch
stattfindet. Jede dieser Strukturen ist wie ein geladenes Gewehr, von dem wir nun wissen,
daß es mit hoher Wahrscheinlichkeit losgeht."
Diese S-förmigen Strukturen führen die Wissenschaftler auf eine spezielle Anordnung
des solaren Magnetfelds an dieser Stelle zurück. Die dort stattfindenden Eruptionen sind
die größten bekannten Explosionen im Sonnensystem, die bis zu 10 Milliarden Tonnen Gas
ins All schleudern, das dann Geschwindigkeiten von rund zwei bis drei Millionen Kilometer
pro Stunde erreichen kann. Diese Ausbrüche kommen mehrfach am Tag vor, doch nur die
wenigsten treffen die Erde.
Doch wenn ein solcher Ausbruch die Erde erreicht, können die geladenen Teilchen von
der Sonne elektronische Geräte deutlich beeinträchtigen. Eine detaillierte Auswertung
von zweijährigen Beobachtungen mit dem japanisch-amerikanisch-britischen
Röntgen-Teleskop an Bord des japanischen Yohkoh-Satelliten ergab nun den gefundenen
Zusammenhang zwischen Sigmoid und einem bevorstehenden solaren Ausbruch.
Diese Ergebnisse und ein weiteres Röntgen-Teleskop, das im nächsten Jahr gestartet
werden soll, könnten helfen eine recht neue Variante eines alten Bestsellers
zuverlässiger zu machen: den Weltraumwetterbericht.
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