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Nachweis von Sauerstoff in entferntester bekannter Galaxie
von
Stefan Deiters astronews.com
21. März 2025
Mit dem Radioteleskopverbund ALMA gelang es gleich zwei
Teams Sauerstoff in der am weitesten entfernten bekannten Galaxie
JADES-GS-z14-0 nachzuweisen. Für die Wissenschaft ist der Nachweis eine
Überraschung, deutet er doch darauf hin, dass sich Galaxien im frühen Universum
sehr viel schneller gebildet haben müssen und auch schneller gereift sind als
gedacht.

Die Galaxie JADES-GS-z14-0 auf einer Aufnahme des
Weltraumteleskops James Webb (Hintergrund) und von ALMA
(Kasten). Bild:
ALMA (ESO / NAOJ / NRAO) / S. Carniani et al. / S. Schouws et
al. /JWST-Aufnahme: NASA, ESA, CSA, STScI, Brant
Robertson (UC Santa Cruz), Ben Johnson (CfA), Sandro Tacchella
(Cambridge), Phill Cargile (CfA)
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Die Galaxie JADES-GS-z14-0 ist die am weitesten entfernte Galaxie, die
bislang gefunden wurde. Ihr Licht hat 13,4 Milliarden Jahre gebraucht, um uns
zu erreichen, wir sehen sie also heute so, wie sie aussah, als das Universum
weniger als 300 Millionen Jahre alt war, was etwa zwei Prozent seines heutigen
Alters entspricht. Mithilfe des Radioteleskopverbunds Atacama Large Millimeter/submillimeter
Array (ALMA) in der chilenischen Atacamawüste konnte in dem entfernten System
nun Sauerstoff nachgewiesen werden. Die Entdeckung verblüfft angesichts des
geringen Alters der Galaxie, sie ist offenbar chemisch sehr viel reifer als man
erwarten würde.
"Das ist so, als würde man einen Jugendlichen vorfinden,
wo man nur ein Baby erwartet hat", vergleicht Sander Schouws, Doktorand an der
Sternwarte Leiden in den Niederlanden, der eine der zwei Studien leitete, die
jetzt über den Nachweis von Sauerstoff in JADES-GS-z14-0 veröffentlicht wurden.
"Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Galaxie sehr schnell gebildet haben muss
und auch schnell reifer wird, was einen weiteren Beweis dafür liefert, dass die
Entstehung von Galaxien viel schneller abläuft als erwartet."
Galaxien
beginnen ihr Leben in der Regel voller junger Sterne, die hauptsächlich aus
Elementen wie Wasserstoff und Helium bestehen. Wenn sich Sterne entwickeln, wird
durch Kernfusionsprozesse in ihrem Inneren Wasserstoff in Helium und dann in schwerere
Elemente umgewandelt. Am Ende ihres stellaren Lebens werden diese Elemente dann
in der Muttergalaxie der Sterne verteilt und reichern das Gas für die nächste
Sterngeneration an. In einem nur 300 Millionen Jahre alten Universum hatten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch keine Galaxien mit einem signifikanten
Anteil schwererer Elemente erwartet. Die beiden ALMA-Studien deuten darauf hin,
dass JADES-GS-z14-0 etwa zehn Mal mehr schwerere Elemente enthält als erwartet.
"Ich war erstaunt über die unerwarteten Ergebnisse, weil sie ein neues Licht
auf die ersten Phasen der Galaxienentwicklung werfen", sagt Stefano Carniani von
der Scuola Normale Superiore im italienischen Pisa, der die zweite
Studie leitete "Der Nachweis, dass eine Galaxie im jungen Universum quasi schon
erwachsen ist, wirft die Frage auf, wann und wie sich Galaxien gebildet haben."
Dank der Sauerstoffentdeckung konnte auch die Entfernung zu JADES-GS-z14-0
sehr viel präziser bestimmt werden: "Die ALMA-Entdeckung erlaubt eine
außerordentlich genaue Messung der Entfernung der Galaxie mit einer Unsicherheit
von nur 0,005 Prozent. Dieses Maß an Präzision – vergleichbar mit einer
Genauigkeit von 5 Zentimeter über eine Entfernung von einem Kilometer – hilft
uns, unser Verständnis der Eigenschaften entfernter Galaxien zu verbessern", so
Eleonora Parlanti, Doktorandin an der Scuola Normale Superiore in Pisa.
"Die Galaxie wurde zwar mit dem James-Webb-Weltraumteleskop entdeckt, doch
erst mit ALMA ist es gelungen, ihre enorme Entfernung zu bestätigen und genau zu
bestimmen", so Professor Rychard Bouwens von der Sternwarte Leiden. "Dies zeigt
die erstaunliche Synergie zwischen ALMA und James Webb, um die
Entstehung und Entwicklung der ersten Galaxien zu enthüllen."
"Ich war
wirklich überrascht von diesem eindeutigen Nachweis von Sauerstoff in
JADES-GS-z14-0", so Gergö Popping von der ESO, der an den Studien nicht
beteiligt war. "Dies deutet darauf hin, dass sich Galaxien nach dem Urknall
schneller bilden können als bisher angenommen. Dieses Ergebnis zeigt, welche
wichtige Rolle ALMA bei der Entschlüsselung der Bedingungen spielt, unter denen
sich die ersten Galaxien in unserem Universum gebildet haben."
Über ihre Ergebnisse berichtet die Team in zwei Fachartikeln, die in der
Zeitschrift The Astrophysical Journal und Astronomy & Astrophysics erschienen
sind.
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