ESA-Satellit soll dunkles Universum erforschen
Redaktion
/ Pressemitteilungen der Universität Bonn und des MPE astronews.com
20. Juni 2012
Die Mission Euclid hat jetzt die letzte Hürde genommen:
Die europäische Weltraumagentur ESA nahm die Mission offiziell in
ihr Cosmic Vision-Programm auf. Der Satellit, dessen Start für
das Jahr 2020 geplant ist, soll das dunkle Universum untersuchen und
insbesondere genaue Daten über die Verteilung und Entwicklung der
rätselhaften Dunklen Materie und Dunklen Energie liefern.
Euclid soll ab 2020 das dunkle Universum
erforschen.
Bild: ESA - C. Carreau |
"Fast 1000 Wissenschaftler aus ganz Europa und anderen Teilen
der Welt arbeiten zusammen, um diese Mission zu ermöglichen", so Dr.
Yannick Mellier vom Institut Astrophysique de Paris (IAP), der
das Euclid-Konsortium leitet . "Unser fantastisches Team
umfasst Experten aus allen Feldern der Astronomie, der Physik, des
Satelliten- und Software-Designs." Das Euclid-Konsortium wird
unter anderem die beiden Instrumente der Mission beisteuern - eine
abbildende Kamera für den sichtbaren Teil des Lichts (VIS) und einen
abbildenden Nahinfrarot-Spektrographen (NISP).
Außerdem übernimmt es die Softwareentwicklung und die wissenschaftliche
Leitung der Mission. Das Konsortium besteht aus fast 1.000 Wissenschaftlern aus
Hunderten von Institutionen in Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Portugal, Rumänien, Schweiz,
Spanien sowie dem Vereinigten Königreich und umfasst auch Beiträge aus Labors in
den USA. Der Beitrag der ESA zur Euclid-Mission umfasst die Raumsonde,
den Start mit einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou, den
Betrieb für mindestens sechs Jahre sowie das Missionsarchiv. Ein entsprechendes
Abkommen wurde jetzt von der ESA verabschiedet.
Euclid ist eine Klasse-M-Mission und nunmehr endgültig Teil des
ESA-Programms "Cosmic Vision 2015-2025" (astronews.com berichtete). Das
1,2-Meter-Weltraumteleskop wird am zweiten Lagrange-Punkt des Systems Sonne-Erde
stationiert, der sich in rund 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde
befindet, und von dort zwei große Himmelsdurchmusterungen über mindestens fünf
Jahre hinweg durchführen. Dabei wird mehr als ein Drittel des gesamten Himmels
abgedeckt werden, wobei hauptsächlich die Positionen und Formen von etwa 1,5
Milliarden Galaxien vermessen werden sollen.
Zusätzlich wird eine Tiefenaufnahme einen kleineren Himmelsbereich in der
Größe von etwa 160 Vollmonden detaillierter untersuchen. Diese wird einerseits
zur Eichung des großen Surveys beitragen und gleichzeitig in bisher unerreichte
Entfernungen vorstoßen und einige der ersten Galaxien entdecken, die sich im
Universum gebildet haben. Dank des großen Sichtfelds und der hochmodernen
Instrumente erhoffen sich die Astronomen von der Mission eine Unmenge an Daten
in außergewöhnlich hoher Qualität.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE)
sind dabei für das optische Gesamtdesign des Nahinfrarot-Instruments zuständig;
außerdem wird das MPE alle Linsen sowie ihre Befestigungen bereitstellen und die
entsprechenden Funktionalitätstests durchführen.
Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) ist federführend an der Vorbereitung
der ergänzenden bodengebundenen Daten beteiligt sowie ihrer Zusammenführung mit
den optischen und Infrarot-Daten von Euclid. Ebenfalls beteiligt sind
das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg mit der Entwicklung
und dem Bau der Breitbandfilter und dem Aufbau des wissenschaftlichen
Datenzentrums.
Das Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn (AIfA)
konzentriert sich vor allem auf die Analyse der optischen Beobachtungsdaten. In
enger Kooperation insbesondere mit Kollegen in Edinburgh und Oxford soll die
Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Peter Schneider Analyseverfahren zur Vermessung des
sogenannten schwachen Gravitationslinseneffektes entwickeln. Dabei handelt es
sich um eine Analysemethode, für die die Bonner Wissenschaftler langjährige
Erfahrung vorweisen können.
Bei diesem durch die allgemeine Relativitätstheorie beschriebenen Phänomen
werden die Bilder weit entfernter Galaxien durch das Schwerefeld der
großräumigen Materieverteilung im Universum leicht verzerrt. Aus der
statistischen Untersuchung der Verzerrung unzähliger Galaxienbilder lässt sich
dann ein Bild dieser kosmischen Materieverteilung konstruieren. "Wir erwarten
von Euclid die Beantwortung einer der fundamentalsten Fragen moderner
Physik - nämlich der nach den Eigenschaften der mysteriösen 'Dunklen Energie',
die für die beschleunigte Expansion des Universums verantwortlich ist", erklärt
Prof. Peter Schneider vom AIfA.
"Euclid wird uns eine Fülle an Daten über die dreidimensionale
Verteilung der Materie im Universum liefern", so Prof. Ralf Bender vom MPE,
"Damit bekommen wir nicht nur interessante Einblicke in die Entwicklung von
Galaxien und Galaxienhaufen, sondern wir werden auch die beschleunigte
Ausdehnung des Universums besser verstehen und damit hoffentlich einen großen
Schritt bei der Lösung des Rätsels um die Dunkle Energie vorankommen."
Euclid ist mit der jetzt erfolgten Genehmigung eine offizielle
ESA-Mission. Die deutschen Beiträge zu Euclid werden vom
Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. mit
Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in erheblichem
Maße gefördert. Der Start von Euclid ist im Jahr 2020 vorgesehen.
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