Erdbeben, die oft schlimme Verwüstungen auf der Erde anrichten können,
sind für Geologen manchmal äußerst wertvolle Ereignisse: Durch das
Verfolgen der seismischen Wellen erfahren die Forscher einiges über den
Aufbau des Erdinneren. Und genauso kann man bei Sternen verfahren: Schon
seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts versuchen Wissenschaftler aus
Schallwellen im Inneren der Sonne Rückschlüsse auf den Aufbau unseres
Zentralstern zu ziehen. Diese Wellen entstehen durch die brodelnde Hitze
im Inneren der Sonne, werden an der Oberfläche reflektiert und sorgen so
für Oszillationen.
Da die Sonne ein relativ normaler Stern ihrer Klasse ist, glauben
Astronomen, dass es auf anderen sonnenähnlichen Sterne ähnliche Pulsationen geben muss. Doch um diese zu entdecken sind extrem genaue
Messungen nötig. In den letzten Jahren machte dieses Astroseismologie
genannte Forschungsgebiet jedoch erhebliche Fortschritte. Nun konnten zwei
Wissenschaftler von Observatorium in Genf akustische Oszillationen bei
unserem Nachbarstern Alpha Centaui A nachweisen.
Alpha Centauri A ist einer der hellsten Sterne am Sternenhimmel auf der
Südhalbkugel und die der Erde am nächsten gelegene mit bloßem Auge
erkennbare Sonne. Zudem dürfte es sich bei Alpha Centauri A um einen Art
Zwilling unserer Sonne handeln, was ihn zu einem idealen
Kandidaten für die Suche nach akustischen Oszillationen macht.
Die Genfer Astronomen beobachteten Alpha Centauri A mit Hilfe des
CORALIE Spektrometers, das an das 1,2 Meter Leonard Euler Teleskop
gekoppelt ist, welches auf dem Gelände des La Silla Observatoriums der ESO in
Chile steht. CORALIE hat in den letzten Jahren vor allem durch die
zahlreichen Entdeckungen von extrasolaren Planeten auf sich aufmerksam
gemacht. Dabei versuchen die Forscher aus einem leichten Wackeln eines
Sterns auf umlaufende Planeten zu schließen. Bei der Suche nach
Oszillationen ist man auch an sehr kleinen Schwankungen interessiert: Die
Oberfläche des Sterns bewegt sich periodisch nach Außen und Innen , was zu
einem kleinen Geschwindigkeitsunterschied führt.
Die nunmehr aufgespürten Pulsationen sind winzig: Bei einem Stern mit
einem Radius von 875.000 Kilometer machen sie nur Schwankungen der
Oberfläche von rund 40 Metern aus. Nach fünf Beobachtungsnächsten waren
sich die Astronomen aber sicher, dass sie Pulsationen wie auf der Sonne
aufgespürt hatten - statt einer Frequenz von fünf Minuten wie auf der
Sonne, ermittelten sie für Alpha Centauri A eine Periode von sieben
Minuten. Dadurch wird es zukünftig möglich sein, deutlich bessere Modell
über den inneren Aufbau von Alpha Centauri A zu erstellen.
Ein gewaltiger Fortschritt für die Astroseismologie wird die
Installation des HARPS Spektrographen an das 3,6 Meter Teleskop in La
Silla sein. Damit werden auch Sterne zugänglich, die Hundert Mal
leuchtschwächer sind als die, die mit CORALIE beobachtet werden können. Obwohl HARPS hauptsächlich extrasolare Planeten suchen soll, stehen auch
astroseismologische Beobachtungen von rund hundert sonnenähnlichen
Sternen auf dem Programm.