Eine Planetenparade am Morgenhimmel
von
Stefan Deiters astronews.com
1. April 2022
Vor Sonnenaufgang reihen sich mit Jupiter, Venus, Mars und
Saturn gleich vier Planeten am morgendlichen Himmel auf. Der sonnennächste
Planet Merkur bietet ab der Monatsmitte seine beste Abendsichtbarkeit. Am
Sternhimmel setzen sich nun mehr und mehr die Konstellationen des Frühlings
durch. Auch erste Anzeichen des Sommers sind zu sehen.
Merkur (Bildmitte über dem Horizont) zieht am Abend des 29.
April an den Plejaden vorüber. Links davon ist der helle Stern
Aldebaran zu sehen.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Kurz nach dem astronomischen Frühlingsbeginn kehrte der Winter in zahlreichen
Regionen noch einmal zurück: Ende März schneite es vielerorts. Zwar waren
Niederschläge nach dem viel zu trockenen März dringend nötig, doch Schnee, da
dürfte kaum jemand widersprechen, hätte es nun wirklich nicht mehr sein müssen. Schon der Blick
an den Himmel verrät nämlich, dass die kalte Jahreszeit nun eigentlich hinter uns liegen
sollte: Die
Wintersternbilder, die uns während der letzten Monate begleitet haben, werden am
Himmel immer mehr von den Frühlingskonstellationen verdrängt: So ist das
markante Frühlingsdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Arktur im Sternbild Bootes, Spica im Sternbild Jungfrau und
Regulus im Löwen besteht, inzwischen schön am nächtlichen Himmel zu beobachten.
Mitte des Monats feiern die Christen das Osterfest. Man begeht es, so
zumindest die volkstümliche
Regel, an dem Sonntag, der auf
den ersten Vollmond im Frühling folgt. Der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn
ist am 16. April, an einem Sonnabend. Ostersonntag ist damit ein Tag später: am
17. April.
Wer die hoffentlich bald wärmer werdenden Nächte, die gegenwärtig noch nicht
zu spät beginnen, für einen Spaziergang am Himmel nutzt, kann sogar schon
Hinweise auf den bevorstehenden Sommer finden: Im (Nord-)Osten erscheint das
sogenannte Sommerdreieck [Findkarte],
das aus den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Wega in der Leier und Altair im
Adler besteht. Blickt man am Abend nach Südwesten, kann man dort das Sternbild
Krebs beobachten.
Darin findet sich der Sternhaufen Praesepe (M 44), die Krippe [Findkarte].
Diese Ansammlung von Sternen wird im englischsprachigen Raum auch
Bienenkorb-Haufen (Beehive-Cluster) genannt und ist schon mit bloßem Auge als
verschwommener Fleck am dunklen Nachthimmel auszumachen. Der Sternhaufen hat
eine Ausdehnung am Himmel, die etwas größer ist als der Vollmond und ist einer
der uns am nächsten gelegenen und größten offenen Sternhaufen.
Da Praesepe schon mit bloßem Auge erkennbar ist, gehört er zu den wenigen
Sternhaufen, die schon von Gelehrten im Altertum beschrieben wurden. So soll der
griechische Astronom Hipparch über den Haufen als "Kleine Wolke" berichtet
haben. Um was es sich bei dieser Wolke wirklich handelte, fand erst Galileo
Galilei heraus, der Praesepe 1610 mit seinem Teleskop genauer beobachtete: Er
zählte insgesamt 36 Sterne in dem Haufen.
Mit heutigen Amateurteleskopen sollten bis zu 150 Sterne zu sehen sein. Man
schätzt, dass der Haufen rund 400 Sterne enthält. Er ist rund 500 Lichtjahre von
der Erde entfernt und etwa 400 Millionen Jahre alt. Etwas südlich von Praesepe
befindet sich mit M 67 ein weiterer Sternhaufen, der allerdings nur mit dem
Fernglas zu sehen ist. Er enthält viele Hundert Sterne und ist der älteste
Sternhaufen unserer Milchstraße.
Wer Planeten beobachten möchte, dem bleibt im April am Abendhimmel nur der
Merkur, der seine beste Abendsichtbarkeit des Jahres zeigt. Ab
Mitte des Monats ist Merkur etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang über dem
Westhorizont aufzuspüren. Im letzten Monatsdrittel sollte dies sogar
vergleichsweise leicht möglich sein. Am 29. April befindet sich der
sonnennächste Planet in der Nähe der Plejaden. Die anderen vier mit bloßem Auge
sichtbaren Planeten reihen sich am Morgenhimmel auf: Frühaufsteher sollten sich
die Planetenparade aus Jupiter, Venus,
Mars und Saturn knapp über dem Osthorizont vor
Sonnenaufgang nicht entgehen lassen.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten im April auf ihre Kosten kommen -
zumindest ein wenig: Die Lyriden, mit Ausstrahlungspunkt im Sternbild Leier,
sind zwischen dem 16. und 25. April aktiv. Ihr Maximum ist für den
22. April
vorhergesagt. Unter besten Bedingungen werden maximal 20 Meteore zu sehen sein. Die Lyriden
gehen auf den Kometen C/1861 G1 Thatcher zurück.
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