Blick auf den offenen Sternhaufen NGC 3590
von Stefan Deiters astronews.com
22. Mai 2014
Die europäische Südsternwarte ESO hat gestern eine neue
Aufnahme des Sternhaufens NGC 3590 veröffentlicht, der rund 7.500 Lichtjahre von
der Erde entfernt im Sternbild Kiel des Schiffs liegt. Die Ansammlung junger
Sonnen ist vor einem Hintergrund aus Gas und Staub zu sehen und
verrät den Astronomen einiges über die Entwicklung von Sternen und über unsere
Milchstraße.

Der Sternhaufen
NGC 3590 im Sternbild Kiel des Schiffs.
Bild: ESO / G. Beccari [Großansicht] |
Bei NGC 3590 handelt es sich um einen kleinen offenen Sternhaufen. Astronomen
gehen davon aus, dass sich praktisch alle Sonnen in solchen Ansammlungen von
Sternen bilden. Die Haufen werden zunächst durch ihre gegenseitige Anziehungskraft
zusammengehalten, lösen sich dann aber im Laufen von einigen Hundert Millionen
Jahren wieder auf.
NGC 3590 besteht aus einigen Dutzend Sternen und dürfte rund 35
Millionen Jahre alt sein. Der Haufen ist 7.500 Lichtjahre von der Erde entfernt
und befindet sich im Sternbild Kiel des Schiffs, das auch unter seinem
lateinischen Namen "Carina" bekannt ist.
Da Sterne in Sternhaufen praktisch alle zur gleichen Zeit
geboren werden, können sie den Astronomen einiges über die Entwicklung von
Sternen verraten. Die Population eines Sternhaufens kann beispielsweise mit
Modellrechnungen verglichen werden, die beschreiben, wie sich Sterne unter
bestimmten Umgebungsbedingungen bilden und entwickeln.
Sternhaufen dienen aber auch noch einem anderen Zweck: Sie verraten etwas
über die Struktur unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, insbesondere über die
Spiralarme. NGC 3590 befindet sich in einem Teilstück des Sagittarius-Arms der
Milchstraße. Durch die Beobachtung von Sternhaufen in den Spiralarmen lässt sich die
Entfernung und damit auch die Struktur der Arme genauer bestimmen. Da wir uns
mitten in der Scheibe der Milchstraße befinden und nicht - wie bei einigen anderen
Spiralgalaxien - von oben auf die Spiralstruktur blicken können, ist es nämlich nicht
ganz so einfach, den exakten Verlauf der Spiralarme festzustellen.
Bei den Sternen in den Spiralarmen handelt es sich nicht um
eine starre Struktur, die sich gemeinsam - quasi in Formation - um das galaktische Zentrum dreht. Wäre
dies der Fall, würde sich die Spiralstruktur - wegen der unterschiedlichen
Umlaufgeschwindigkeiten der Sterne - sehr schnell "aufwickeln" und unkenntlich
werden.
Nach der allgemein akzeptierten Theorie dürfte es sich bei den Spiralarmen um
Strukturen handeln, die durch Dichtewellen entstehen. An Stellen, wo es dadurch
zu einer höheren Konzentration von Gas kommt, können sich viele neue Sterne
bilden. Die hellen, neugeborgenen Sonnen markieren so jene Bereiche, die von
den Dichtewellen gerade durchlaufen wurden.
Das gestern von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte Bild von
NGC 3590 basiert auf Daten, die mit dem Wide Field Imager gewonnen wurden, der
am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop im chilenischen La Silla montiert ist. Die Daten
wurden bei Aufnahmen in verschiedenen Wellenlängenbereichen gewonnen: im
sichtbaren Bereich des Lichts, im Infraroten sowie in einem Bereich, der
speziell das Licht von leuchtendem Wasserstoffgas zeigt.
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