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Sollte sich mit der jetzt
veröffentlichten Studie von Kyu-Hyun Chae das Thema Dunkle Materie nicht
erledigt haben?
Eine kleine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beschäftigt
sich schon seit Jahren mit der Frage, ob man tatsächlich Dunkle Materie
benötigt, um das beobachtete Rotationsverhalten von Galaxien zu erklären. Sie
schlagen als Alternative ein modifiziertes Gravitationsgesetz vor. Diese
Theorie ist als MOND bekannt, MOND steht dabei für "Modifizierte Newtonsche
Dynamik".
Ein möglicher Test für MOND wäre die Analyse der Bewegungen von weiten
Doppelsternen. Im Juli erschien nun eine Studie von Kyu-Hyun Chae, die sich
genau damit beschäftigt und als Grundlage Daten des europäischen
Astrometriesatelliten Gaia nutzt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis,
dass die Bewegungen der Doppelsterne nicht mit dem Standardgravitationsgesetz
vereinbar sind. Wurde damit MOND bewiesen und bedeutet dies das Ende der
"Dunklen Materie"?
Man sollte mit solchen Schlussfolgerungen sehr vorsichtig sein: Zwar sind die
Gaia-Daten die besten Daten, die es bislang in diese Richtung gibt, doch muss
man sich auch über ihre Grenzen klar sein und darüber, was sie uns tatsächlich
sagen können. Entscheidend ist beispielsweise die Beobachtungsdauer solcher
Systeme und die Auswahl der in die Studie aufgenommenen Doppelsterne. Es gibt
nämlich andere Studien, die auch Gaia-Daten von Doppelsternen nutzen, und die
keine Abweichung vom Standardgravitationsgesetz finden. Sie nutzen allerdings
(und begründen dies auch sorgfältig) eine andere Auswahl von Sternen. Bevor man
also irgendwelche Schlüsse zieht, wird man sehr gründlich untersuchen müssen,
welchen Effekt beispielsweise die Auswahl und die Analyse der Daten auf das
Endergebnis hat.
(ds/14. August
2023)
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