Warum hat man Philae nicht mit einer Radionuklidbatterie
ausgestattet?
Der Lander Philae sollte nach seiner Landung auf dem
Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko rund 60 Stunden lang Untersuchungen
durchführen und den Strom dazu aus einer mitgeführten Batterie beziehen. Diese
Primärmission von Philae wurde größtenteils erfolgreich durchgeführt.
Philae ist zusätzlich mit Solarzellen ausgestattet, mit denen -
unter geeigneten Voraussetzungen - eine weitere Batterie aufgeladen werden kann,
die dann den Lander mit Strom versorgt. Es ist unklar, ob dieses - angesichts
der relativ ungünstigen Landestelle - gelingen wird. Über dieses Risiko war man
sich aber im Vorfeld klar.
Nun fragen sich viele, warum man Philae nicht mit einer
Radionuklidbatterie ausgestattet hat, die etwa auch den Marsrover Curiosity
mit Strom versorgt. Es dürfte dafür eine Reihe von Gründen geben, die teilweise
auch mit der Geschichte der Mission zusammenhängen. Rosetta war
ursprünglich als gemeinsame NASA/ESA-Mission geplant. Dabei wollte die NASA eine
Kometensonde und die ESA einen Lander bauen, der auch eine Gesteinsprobe nehmen
und das Material zur Erde zurückbringen sollte. Diese Mission wäre - wie
beispielsweise die Cassini/Huygens-Mission - mit Radionuklidbatterien
ausgestattet gewesen, die die NASA zur Verfügung gestellt hätte.
Die NASA zog sich aber in den 1990er Jahren aus dem Projekt zurück und bei
der ESA entschied man sich, die Mission allein zu realisieren. Wegen des kaum
bezahlbaren Aufwands verzichtete man schnell auf eine Probenrückholung und es
entstand die aktuelle Rosetta-Mission mit einem Lander. Dabei setzte
man ganz auf in Europa verfügbare Technologien und dazu gehörten
Radionuklidbatterien nicht. Eine entsprechende Entwicklung wäre also sehr teuer
gewesen. Daher entschied man sich für eine kostengünstigere und bewährte
Kombination aus Solarzellen und Batterien. Natürlich wird es auch andere Gründe
gegeben haben, die gegen eine Radionuklidbatterie sprechen, nicht zuletzt
Sicherheitsbedenken.
Jede Weltraummission ist immer auch ein Kompromiss zwischen dem zu
erwartenden wissenschaftlichen Ertrag und den Kosten. Jede zusätzliche
Investition, etwa auch durch zusätzliches Gewicht (was dann den Start teurer
macht), muss sich durch einen entsprechenden Mehrwert begründen lassen. Die
Ausstattung von Philae dürfte der Versuch gewesen sein, den
bestmöglichen Kompromiss zwischen verfügbaren Geldmitteln und der Menge der zu
erwartenden wissenschaftlichen Daten herzustellen. (ds/20.
November 2014)
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