Wie bestimmt man die Entfernung zur Sonne durch einen
Venustransit?
Bei einem Venustransit zieht die Venus - von der Erde aus gesehen - als kleiner
dunkler Punkt vor der Sonnenscheibe vorüber. Diese vergleichsweise seltenen
Ereignisse spielten in der Astronomie im 18. und 19. Jahrhundert eine wichtige
Rolle, boten sie doch erstmals die Möglichkeit, die Entfernung der Erde von der
Sonne, also die Astronomische Einheit, präzise zu bestimmen. Dazu musste man den
Transit von zwei möglichst weit voneinander in Nord-Süd-Richtung entfernten
Orten beobachten. Von der Nordhalbkugel aus betrachtet wandert die Venus nämlich
auf einer leicht unterschiedlichen Bahn über die Sonne als bei Beobachtungen von
südlicheren Gefilden aus. Damit unterscheidet sich auch die Dauer des Transits,
sowie sein Beginn und sein Ende.
Durch Auswertung bzw. Berechnung mehrerer von unterschiedlichen Orten aus
beobachteter "Pfade" der Venus über die Sonnenscheibe, lässt sich die sogenannte
Parallaxe der Venus bestimmen und damit ihre Entfernung. Die Parallaxe
beschreibt die scheinbare Verschiebung eines Objekts (in diesem Fall die Venus)
in Bezug auf einen weiter entfernten Hintergrund (in diesem Fall die
Sonnenscheibe), wenn man es von verschiedenen Positionen aus betrachtet.
Da die relativen Entfernungen der Planeten durch Keplers Gesetze auch damals
schon bekannt waren, reichte ein konkreter Zahlenwert (in diesem Fall die
Entfernung zwischen Erde und Venus) aus, um die wahren Größenverhältnisse im
Sonnensystem zu bestimmen.
(ds/1.
November 2012)
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