Ist dann der Ausgangspunkt Klein-Gordon-Feld nicht bei allen Modellen "das Dilemma". Damit starten alle Modelle die ich bisher gelesen habe, nur immer etwas angepasst.
Das Dilemma ist viel schlimmer.
Die ursprüngliche Idee ist,
- dass man eine Lösung für das Horizont- und das Flachheitsproblem sucht, bei der man kein Fine-Tuning der Anfangsbedingung benötigt; Horizont- und Flachheitsproblem sollen also durch die Dynamik automatisch gelöst werden – gute Idee;
- dass dies im Rahmen der bekannten Theorien ART plus Standardmodell (=inkl. Standard-Higgs) nicht zu funktionieren scheint und man deswegen das Modell um neue Felder erweitern muss.
Die Idee stammt aus einer Zeit, in der mit GUT, SUSY, SUGRA und Strings ein Zoo von Modellen mit zig Feldern diskutiert wurden.
Die
Ursünde der Elementarteilchenphysiker bestand darin, zu glauben,
- die SUSY löse einige technische Probleme der QFTs,
- SUSY und damit noch andere Felder folgen letztlich aus der Stringtheorie
- und man werde die entsprechenden Teilchen schon irgendwann finden.
Die Astrophysiker sagten "das kommt uns sehr gelegen, das kriegen die Elementarteilchenphysiker schon gebacken". Also:
- damit lösen wir das Problem der Rotationskurven u.a.m., wir glauben an Cold Dark Matter
- und damit lösen wir das Horizont- und das Flachheitsproblem, also glauben wir auch an Inflation bzw. das Inflaton
Offensichtlich bekommen es die Elementarteilchenphysiker aber nicht gebacken; nichts davon ist auch nur ansatzweise irgendwie experimentell nachgewiesen.
Die
Vertreibung der Astrophysiker aus ihren Paradies – vor der sie die Augen verschließen – besteht darin, dass
- sie zur Erklärung eine Hypothese benötigen, ein Feld, für das es aber bisher keinen Nachweis gibt
- sie für die Lösung des Horizont- und des Flachheitsproblems das Problem von einer künstlichen Festlegung der Anfangsbedingungen hin zu einer künstlichen Auswahl eines – von potentiell unendlich vielen – erweiterten Modellen verlagert haben
- sie für das korrekte CMB-Winkelspektrum darüberhinaus doch wieder geeignete Anfangsbedingungen benötigen
- ihre Theorie keine Vorhersagen macht
Insbs. der letzte Punkt ist eine Todsünde.
Das Dilemma ist also:
- man führt etwas ein, das man nicht messen kann
- löst letztlich keine Probleme sondern verschiebt sie nur
- bastelt es sich so zurecht, dass exakt das genau das herauskommt, was man beobachtet
- und darüberhinaus folgt nichts.
Zum Vergleich: Aus jedem Feld, das die Elementarteilchenphysiker im Standardmodell eingeführt haben (z.B. die dritte Generation von Fermionen) folgt nicht nur die Lösung eines Problems (CP-Verletzung) sondern buchstäblich dutzende neue Vorhersagen, die im Lauf der Jahrzehnte alle bestätigt wurden, insbs der Nachweis all dieser Teilchen.
Das ist bitter.
Na ja, wenn wir die Quanten(feld)theorie (auf gekrümmte Raumzeiten) nicht definieren können …
Doch, das alleine können wir.
… dann erst recht nicht im Zusammenhang mit der Gravitation? Es scheint als müssten erst ganz andere Probleme geklärt werden.
Möglicherweise.
Evtl. ist die Idee, dass die Inflation o.ä. Aus der Dynamik folgt, jedoch ohne Einführung eines neuen Feldes, ein sinnvoller Weg. Zur Erklärung der Suprafluidität musste auch kein neues Feld eingeführt werden – es war schon da, als Quantenfeld der Gitterschwingungen mit den entsprechenden Pseudo-Teilchen, genannt Phononen. Die LQG hält da evtl. Lösungsansätze bereit.
Aber evtl. ist die Idee "QFT + ART" bzw. "QFT + QG" gar nicht sinnvoll.
I began to realize that trying to quantize gravity might be like trying to quantize a fluid—perhaps the notion of quantizing spacetime itself was misguided … Maybe spacetime is an emergent phenomenon, not something fundamental. Perhaps trying to apply the same quantization rules to it as we do to other fields might be missing the point entirely.
(nach Susskind)