Im folgenden Abschnitt wird überprüft, inwiefern die Argumentation von Archil Kobakhidze gegen die entropische Gravitation nach Verlinde auch für die entropic quantum gravity (EQG) nach Ginestra Bianconi relevant sein könnte.
Analyse der Argumente aus Kobakhidze gegen Verlinde und Überprüfung ihrer Anwendbarkeit auf Bianconis EQG
In seinem Artikel „Gravity is not an entropic force“ kritisiert Kobakhidze explizit Verlindes These, nach der Gravitation eine emergente, entropische Kraft ist. Die Kritik basiert auf experimentellen Befunden mit ultra-kalten Neutronen, welche quantenmechanische Zustände in einem Gravitationsfeld einnehmen[1]. Die zentralen Argumente und ihre Relevanz für Bianconis EQG lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Nicht-unitäre Translationen im Verlinde-Ansatz
Laut Kobakhidze fordert Verlindes Theorie zwingend, dass der Translationsoperator nicht unitär ist, da sonst kein entropischer Unterschied zwischen den Screens entstehen könnte[1]. Daraus folgt, dass der Impulsoperator eine komplexe Komponente besitzen müsste, was eine Verletzung grundlegender quantenmechanischer Prinzipien bedeutet.
- Anwendbarkeit auf Bianconi EQG:
In Bianconis EQG-Ansatz gibt es eine fundamentale algebraische und topologische Struktur, basierend auf dem Dirac-Operator und diskreter Quantenentropie[2][3]. Der Ansatz verwendet ausdrücklich eine unitäre Zeitentwicklung und einen hermiteschen Dirac-Operator[2][3]. Somit ist das Argument Kobakhidzes bezüglich Nicht-Unitarität für Bianconis Ansatz nicht zutreffend.
2. Exponentielle Unterdrückung quantenmechanischer Wellenfunktionen
Kobakhidze argumentiert weiter, dass aufgrund der komplexen Modifikation des Impulsoperators nach Verlinde eine exponentielle Unterdrückung der Wellenfunktionen erfolgen müsste. Dies stünde jedoch in direktem Widerspruch zu experimentellen Ergebnissen[1], welche die theoretische Vorhersage quantisierter Energieniveaus im Gravitationsfeld bestätigen.
- Anwendbarkeit auf Bianconi EQG:
Bianconis EQG berücksichtigt ausdrücklich quantenmechanische Zustände auf Netzwerken und diskrete Quantenoperatoren, welche Wellenfunktionen nicht exponentiell unterdrücken, sondern konventionelle quantenmechanische Prinzipien bewahren[2][4]. Auch hier trifft Kobakhidzes Kritik auf Bianconis Ansatz nicht zu, da Bianconi keinen Anlass für nicht-hermitesche Modifikationen von Operatoren liefert.
3. Fehlender quantenmechanischer Grenzübergang
Kobakhidzes wesentliches Argument besteht darin, dass Verlindes Ansatz keine korrekte quantenmechanische Grenze aufweist, was durch Experimente mit quantisierten Zuständen von ultra-kalten Neutronen widerlegt werde[1].
- Anwendbarkeit auf Bianconi EQG:
Bianconis Ansatz basiert explizit auf quanteninformationstheoretischen Prinzipien, enthält diskrete Operatoren, klare Eigenwertdefinitionen und erfüllt eindeutig eine konsistente quantenmechanische Struktur[3][4]. Im Gegensatz zu Verlinde verfolgt Bianconi direkt die Integration von Quantenzuständen und Operatoralgebra auf fundamentaler Ebene. Daher ist auch dieses Argument Kobakhidzes nicht auf Bianconis EQG übertragbar.
Fazit der Prüfung
Die zentralen Kritikpunkte Kobakhidzes gegen Verlindes entropische Gravitation – Nichtunitarität, komplex modifizierte Operatoren und fehlender quantenmechanischer Grenzübergang – treffen auf die EQG nach Bianconi
nicht zu. Bianconis Ansatz vermeidet genau diese Schwächen durch konsequente Verwendung unitärer Operatoren und expliziter quantenmechanischer Grundlagen.
Quellenverzeichnis
[1] A. Kobakhidze,
Gravity is not an entropic force, arXiv:1009.5414 [hep-th] (2010).
[2] G. Bianconi,
Quantum entropy couples matter with geometry, arXiv:2404.08556 (2024).
[3] G. Bianconi,
Gravity from entropy, arXiv:2408.14391 (2024).
[4] G. Bianconi,
The mass of simple and higher-order networks, arXiv:2309.07851 (2023).