[ot]Da hat wohl jemand die Zeit vergessen
? Hat sich denn in dem Museum dann noch ein weiches und ruhiges Plätzchen gefunden oder war das dann eine schlaflose Nacht.[/ot]
Hallo Bernhard,
eigentlich war das nur für meine Frau dramatisch, denn ich habe das gar nicht mitbekommen.
In Basel schwärmen derzeut alle von der Sonderausstellung in Riehen des Künstlers Paul Gauguin, dessen eines Bild vor wenigen Tagen den
höchsten jemals für ein Gemälde erzielten Verkaufspreis von 300 Millionen Dollar erzielt hat. Und da wir wegen einer Beerdigung am Montag Nachmittag ohnehin in Basel weilten, entschlossen wir uns, trotz der knappen Zeit die Ausstellung zu besuchen, zumal diese auch weniger teuer war als befürchtet und es überdies keinerlei Warteschlange gab.
Im Museum erklärte mir meine Frau dann den damaligen Malstil - ich verstehe überhaupt nichts von sowas und dabei sah ich eben auch zuvor beschriebenes Bild der Milky Way mit all den Sternen drauf. Als ich diese wild herumfuchtelnd meiner Frau erklärte, kam ein Museumswärter und wies mich wirklich sehr freundlich darauf hin, dass ich hinter der aufgemalen Linie zurückbleiben solle, vermutlich um keinen Alarm auszulösen. Der Künstler hatte auch noch andere wunderbar eingefärbte Gemälde, mit wie es scheint hell beleuchteten Schiffen oder Gebäuden in einem eher dunklen Wald.
Wie auch immer, irgendwie sahen die Werke so überhaupt nicht aus wie die ständig in der Basler Zeitung abgebildeten Werke und 35 Minuten vor Toresschluss stellte ich also fest, dass wir uns in der falschen Ausstellung befanden, nämlich derjenigen von Peter Doig in den benachbarten Sälen. So haben wir also sofort die Ausstellung gewechselt - ok, wir waren mit dem Peter Doig auch schon durch; ich habe mir dann die Gauguin-Gemälde also angeschaut, die auch im Museum irgendwie alle gleich aussahen und war 10 Minuten später wieder bei Peter Doig und dem Milky Way-Bild. Bald aber war mir klar, dass die Zeit nicht reicht, alle Sterne auf dem Bild zuzuweisen, so dass ich also geschaut habe, ob es eine Kunstkarte oder ein Poster von diesem Bild gibt. Dem war aber nicht so, aber es gab einen Katalog, 10 Franken teurer als unsere beiden Tickets zusammen, und zu allem Überfluss war auf dem Milky Way-Gemälde die oberste Reihe Sterne "abgeschnitten". Mit dem Ansichtsexemplar bewaffnet ging ich also wieder zu dem Bild und stellte fest, dass die nur Phekda und Alioth vom Grossen Wagen abgeschnitten hatte, so dass ich also das Ansichtsexemplar zurückbrachte, mir einen Katalog kaufte, einen Bleistift an der Kasse auslieh und zur Milky Way zurück ging, um die beiden fehlenden Sterne in den Katalog einzuzeichnen.
Dann bemerkte ich im Katalog, dass auf einem anderen Bild des Künstlers eine schmale Mondsichel gemalt war, die ich übersehen hatte, so dass ich zu diesem Bild nochmals gehen wollte, doch da kam der Wärter und meinte, sie schliessen nun. Ich erklärte ihm, dass ich nur kurz dieses eine Bild anschauen möchte, worauf ein anderer Wärter kam und wissen wollte, welches Bild ich denn meine, und als ich es ihm im Katalog zeigte, wusste er natürlich, wo es hängt; es kam noch ein dritter Museumswärter und wir vier gingen dann also gemeinsam noch schnell zu dem Bild. Der Mond war natürlich wirklich eingezeichnet, dann nochmal ein letzter Blick auf die Milky Way und dann gingen wir vier uns sehr nett unterhaltend also gemeinsam zum Ausgang, wo ich dann an der Kasse auch den Bleistift zurückgeben konnte.
Soweit, wie ich das erlebt habe.
Für meine Frau sah das aber völlig anders aus: sie war ja noch in der Gauguin-Ausstellung, als das Museum schloss. Wie in einem alten bulgarischen Science Fiction Film bediente also der Museumswärter an der Wand eine Nummerntastatur, worauf sich wie in dem Raumschiff eine Schiebetüre ganz langsam schloss.
Meine Frau lief also zu dem Wärter und erklärte ihm verzweifelt, dass ich da noch drin bin; irgendwie verstand er erst nicht, was meine Frau von ihm wollte, doch dann öffnete er die Schiebetüre nochmals, und dann sahen die beiden, wie ich zusammen mit den drei Museumswärtern der Peter Doig-Ausstellung ganz gemütlich zum Ausgang kam und wir uns dabei sehr nett über die Ausstellung unterhalten haben. Wir hatten nämlich noch gar nicht bemerkt, dass wir eingeschlossen worden waren.
Es war wirklich ein äusserst kurzweiliger und sehr netter Museumsabend.
Freundliche Grüsse, Ralf