Die Thermal Interpretation der Quantenmechanik

aveneer

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Ich kann mit den Beiträgen von aveneer hier auch nichts anfangen. Die Sätze sind ziemlich schlampig und nur stichpunktartig formuliert.
Ich wollte andeuten, dass man Theorie und Interpretation und Modellvorstellung nicht wirklich trennen kann. Das führt zwangsweise zu einer Reduktion die z.b. über eine Bildliche Vorstellung hinaus geht. Interpretationen funktionieren nur in den Grenzen auf denen sie aufbauen. Eine TI auf Basis der ART wird nur dazu führen, dass sie nicht über die ART hinaus führt...
Mir ist klar, dass wenn jemand an einen "Schöpfer" glaubt, weil er sich an der Entropie der Biologie erfreut, der Normalverteilung nicht viel Beachtung in diesem Rahmen gibt. Doch für mich ist diese erschöpfend genug.

Meine Schlagworte, verwirren, weil ich diese Größen und die Interpretationen aus den Modellen alle gleichzeitig betrachte.

Mein Modell berücksichtigt relativ viel- und ich sorge dafür, dass deren Interpretationen in beiden Welten passen.

Doch leider kann eine TI - wie hier kaum eine andere Interpretation liefern als die ART. Doch ist der Impuls nicht an v=c direkt gebunden. Das gilt nur für dE.
Hier ist dp an dx also ~ c*dt. Und dt an das Higgsfeld gebunden...Und damit an Spin 1/2...
Ich fange schon wieder an diese Komplexität kurz zu halten.
Ich wollte nur sagen -> ich denke die geplante TI springt zu kurz. Ohne genug Informationsgehalt - ein Kompas ohne Norden.
 

Bernhard

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Mein Modell berücksichtigt relativ viel- und ich sorge dafür, dass deren Interpretationen in beiden Welten passen.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit und aus Respekt gegenüber Prof. Neumaier, wäre es hilfreich, wenn du dein Modell in einem eigenen Thema (im Bereich Gegen den Mainstream) zur Diskussion stellen könntest.
 

aveneer

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Aus Gründen der Übersichtlichkeit und aus Respekt gegenüber Prof. Neumaier, wäre es hilfreich, wenn du dein Modell in einem eigenen Thema (im Bereich Gegen den Mainstream) zur Diskussion stellen könntest.
Ich hätte mich nicht mehr gemeldet....Aber es geht ja trotzdem auch, über Grenzen bei Interpretationen.
 

Bernhard

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Primär darf die TI sich daher mit der Bayesschen und der Frequentistischen Interpretation vergleichen, sowie mit (Heisenbergs Version) der Kopenhagen Interpretation und den wichtigsten Spielarten der Ensemble Interpretation (Ballentine, Einstein?, ..., Peres, Bohr?, ...).
So ergibt sich die interessante Frage nach Widersprüchen und Gemeinsamkeiten zwischen TI und den bisher entwickelten Interpretationen.

Zur bayesschen Interpretation sehe ich einen Widerspruch, weil die Wellenfunktion dort explizit als Wahrscheinlichkeitsverteilung interpretiert wird was im Widerspruch zu einer Aussage von A.Neumaier steht:
Die Wellenfunktion spielt in der TI nämlich überhaupt keine Rolle.
Bei der Ensemble Interpretation sehe ich eine starke Gemeinsamkeit, weil (für mich) ein Ensemble auch als Menge von den bei der TI verwendeten offenen Systemen verstanden werden kann.

Bezüglich der Bewertung der unitären Entwicklung des geschlossenen Gesamtsystems sehe ich starke Parallelen zur Many-Worlds-Interpretation (MWI).
 

Jakito

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Zur bayesschen Interpretation sehe ich einen Widerspruch, weil die Wellenfunktion dort explizit als Wahrscheinlichkeitsverteilung interpretiert wird was im Widerspruch zu einer Aussage von A.Neumaier steht:
Die Wellenfunktion spielt in der TI nämlich überhaupt keine Rolle.
Nicht wirklich, denn einerseits geht es halt um Dichteoperatoren, nicht um Wellenfunktionen, und das ist bei QBism (als einer typischen bayesschen Interpretation) genauso.
Und andererseits muss man noch nichtmals vom Dichteoperator sprechen, weil sich der aus den q-expectations rekonstruieren läßt. Und weil die TI ja die q-expectations und q-correlations interpretiert (und Funktionen davon), kommt jetzt halt eine solche Aussage.
 

Jakito

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Bezüglich der Bewertung der unitären Entwicklung des geschlossenen Gesamtsystems sehe ich starke Parallelen zur Many-Worlds-Interpretation (MWI).
Mit dem entscheidenden Unterschied, dass die TI nicht in einem low entropy state starten muss. (Die meisten MWI Interpreten starten sogar mit zero entropy. Vor allem David Wallace ist davon inzwischen abgerückt, u.a. vermutlich weil es nicht zum "lokal quadratischen Entropie Minimum" passen würde, und auch sonst nur Ärger macht.) Wobei selbst die TI bei einem total beliebigen chaotisch strukturlosen Zustand nicht funktionieren würde.

Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll zu zeigen, dass auch die Bohmsche Mechanik bei einem total beliebigen chaotisch strukturlosen Zustand scheitern würde. Einfach weil ich als Mathematiker an die Erhaltung der Schwierigkeit glaube. Und weil mir schon klar ist, wieso dem so ist. Unklar ist mir nur, wie man den Bohmianer dies nahebringen kann. Die Nicht-Bohmianer interessieren sich ja ohnehin nicht für solche Fragen.
 

Bernhard

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Mit dem entscheidenden Unterschied, dass die TI nicht in einem low entropy state starten muss. (Die meisten MWI Interpreten starten sogar mit zero entropy. Vor allem David Wallace ist davon inzwischen abgerückt, u.a. vermutlich weil es nicht zum "lokal quadratischen Entropie Minimum" passen würde, und auch sonst nur Ärger macht.)
Wenn man annimmt, dass sich das geschlossene Systeme (naheliegenderweise) in einem reinen Zustand einer bestimmten Hamiltonfunktion befindet, so ist doch die von-Neumann-Entropie des gesamten Universums jeweils konstant bei Null, was anschaulich auch Sinn macht. Das Universum kann ja keine Wärme oder Information an ein übergeordnetes System abgeben. Irreversible Vorgänge beschränken sich dann nur auf Teilsysteme.
Wobei selbst die TI bei einem total beliebigen chaotisch strukturlosen Zustand nicht funktionieren würde.
Kannst Du das näher erklären?
 

Jakito

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Kannst Du das näher erklären?
Die q-expectations sind nicht alle gleichwertig, manche sind wahrnehmbarer als andere. Insbesondere sind q-expectations in der QM ja zeitabhängig, und in der QFT abhängig von einem Raumzeitpunkt. (q-correlations sind entsprechend abhängig von mehr als einem Raumzeitpunkt.) Die niederfrequenten q-expectations sind laut TI wahrnehmbarer als die hochfrequenten. Bei einem chaotisch strukturlosen Zustand gibt es aber gar keine niederfrequenten q-expectations, zumindest nicht systematisch, sondern nur zufällig. Bei der TI gibt es dann aber auch kein sauberes Bild einer makroskopisch klassischen Realität.
 

Bernhard

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Die q-expectations sind nicht alle gleichwertig, manche sind wahrnehmbarer als andere. Insbesondere sind q-expectations in der QM ja zeitabhängig, und in der QFT abhängig von einem Raumzeitpunkt. (q-correlations sind entsprechend abhängig von mehr als einem Raumzeitpunkt.) Die niederfrequenten q-expectations sind laut TI wahrnehmbarer als die hochfrequenten. Bei einem chaotisch strukturlosen Zustand gibt es aber gar keine niederfrequenten q-expectations, zumindest nicht systematisch, sondern nur zufällig.
Ok. Danke. Details dazu habe ich mir noch nicht angesehen.
Bei der TI gibt es dann aber auch kein sauberes Bild einer makroskopisch klassischen Realität.
Es gibt doch die üblichen Erwartungswerte für die klassische Realität. Ich sehe da kein Problem.
 

Jakito

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Es gibt doch die üblichen Erwartungswerte für die klassische Realität. Ich sehe da kein Problem.
Wenn keine Struktur da ist, dann können die Erwartungswerte auch nichts beschreiben, ob man sie jetzt „die üblichen Erwartungswerte für die klassische Realität“ nennt oder nicht. Und dann hat Tim Maudlin auf einmal Recht, mit seinem there is nothing there, Lev:
gentzen schrieb:
Somehow "philosophers" seems to be used here as a "stand-in" for people eager to discuss QM without proper understanding of the underlying physics. In an actual discussion between some real philosopher and some real physicist, it is much harder to decide who is responsible for the debate going nowhere. See for example this discussion between Tim Maudlin (a philosopher) and Lev Vaidman (a physicist):
The debate starts at 36:20 and gets stopped at 44:33 (by a moderator). My link above starts at 39:00, where the debate gets hot. In this debate, Tim Maudlin defends more or less Demystifier's position, while Lev Vaidman defends an idea that I personally first learned about from A. Neumaier's book.
 

Bernhard

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Wenn keine Struktur da ist, dann können die Erwartungswerte auch nichts beschreiben, ob man sie jetzt „die üblichen Erwartungswerte für die klassische Realität“ nennt oder nicht. Und dann hat Tim Maudlin auf einmal Recht, mit seinem there is nothing there, Lev:
Das sieht nach einem offenen Punkt der TI aus. Wie ist ein Vielteilchenfeld physikalisch zu deuten? Möglicherweise ja mit entsprechenden Vielteilchenoperatoren? Eine gewisse Struktur ist aber vorhanden, wenn ein Vielteilchenfeld betrachtet wird, denn es gibt in den verwendeten Modellen der Quantenfeldtheorien beispielsweise die Hilberträume der Einteilchenzustände.
 

TomS

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Die q-expectations sind nicht alle gleichwertig, manche sind wahrnehmbarer als andere.
Wo steht diese Aussage bei der TI?

Insbesondere sind q-expectations in der QM ja zeitabhängig, und in der QFT abhängig von einem Raumzeitpunkt. (q-correlations sind entsprechend abhängig von mehr als einem Raumzeitpunkt.) Die niederfrequenten q-expectations sind laut TI wahrnehmbarer als die hochfrequenten.
Wo steht das? Ist es eine prinzipielle Frage, oder nur eine der Messtechnik?

Bei einem chaotisch strukturlosen Zustand gibt es aber gar keine niederfrequenten q-expectations, zumindest nicht systematisch, sondern nur zufällig. Bei der TI gibt es dann aber auch kein sauberes Bild einer makroskopisch klassischen Realität.
Das verstehe ich nicht. Die makroskopische klassischen Realität müsste sich durch geeignete q-expectations bzw. -correlations beschreiben lassen. Wo genau liegt deiner Meinung nach das Problem? Bei der Identifizierung, welche das wären? Oder bei deren Berechnung? Ist es eine prinzipielle Frage, oder nur eine der Modellbildung? Und ist das für makroskopische Systeme eine prinzipiell andere Fragestellung als für mikroskopische, also z.B. für Hadronen und Kerne?
 

TomS

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Wenn keine Struktur da ist, dann können die Erwartungswerte auch nichts beschreiben, ob man sie jetzt „die üblichen Erwartungswerte für die klassische Realität“ nennt oder nicht. Und dann hat Tim Maudlin auf einmal Recht, mit seinem there is nothing there, Lev:
Kannst du deine Sichtweise nochmal zusammenfassen? Mich irritieren die verschiedenen Beiträge eher, als das sie helfen.

Bei
gentzen schrieb:
What exactly would be different, if he would publish it in a peer reviewed journal? It is an interpretation (mostly in the orthodox/Copenhagen spirit) …
stimme ich zu, dass der Gehalt einer Aussage unabhängig vom Format der Veröffentlichung ist, ggf. jedoch nicht die Wahrnehmung der Aussage. Den Satz in Klammer halte ich für falsch.
 

Jakito

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Wo steht diese Aussage bei der TI?

Wo steht das? Ist es eine prinzipielle Frage, oder nur eine der Messtechnik?
Z.B in Abschnitt "7.3 Observability in quantum field theory" aus Arnold Neumaier, "Coherent Quantum Physics" (2019), de Gruyter:
The q-expectations ⟨ϕ(x)⟩ of fields are distributions that produce the - in principle approximately measurable - numbers ⟨ϕ(f )⟩ when integrated over sufficiently smooth localized test functions f. Certain q-correlations, q-expectation of a product of operators at pairwise distinct points, are also measurable in principle by probing the state with external fields in linear or nonlinear response theory. ...
...
There is nothing in quantum field theory apart from q-expectations of the fields and q-correlations. The quantities accessible to an observer are those q-expectations and q-correlations, whose arguments are restricted to the observer’s world tube. More precisely, what we can observe is contained in the least oscillating contributions to these q-expectations and q-correlations. The spatial and temporal high-frequency part is unobservable due to the limited resolution of our instruments.
Und hier die entsprechende Passagen in Abschnitt "4.1 Beables and observability in quantum field theory" aus Arnold Neumaier, "Foundations of quantum physics II. The thermal interpretation" (2019), arXiv:
In addition to the macroscopic ontology just described, the thermal interpretation also has a microscopic ontology concerning the reality of inferred entities. As in our earlier discussion of quantum mechanics, the thermal interpretation declares as real but not directly observable any q-expectation〈A(x, t)〉of operators and any q-correlation, the q-expectation of a product of operators at pairwise distinct points. More precisely, the q-expectations〈φ(x, t)〉of fields are distributions that produce the - in principle approximately measurable - numbers〈φ(f )〉when integrated over sufficiently smooth localized test functions f. Certain q-correlations are also measurable in principle by probing the state with external fields in linear or nonlinear response theory. ...
...
According to the thermal interpretation, there is nothing in quantum field theory apart from q-expectations of the fields and q-correlations. The quantities accessible to an observer are those q-expectations and q-correlations whose arguments are restricted to the observer’s world tube. More precisely, what we can observe is contained in the least oscillating contributions to these q-expectations and q-correlations. The spatial and temporal high frequency part is unobservable due to the limited resolution of our instruments.
Die sind minimal länger, sollten aber die gleichen Aussagen enthalten. Auch andere Stellen in diesen äquivalenten Abschnitten haben den gleichen Grundtenor (z.B. "... for any sufficiently smooth function f of not too many variables").

Das verstehe ich nicht. Die makroskopische klassischen Realität müsste sich durch geeignete q-expectations bzw. -correlations beschreiben lassen. Wo genau liegt deiner Meinung nach das Problem? Bei der Identifizierung, welche das wären? Oder bei deren Berechnung? Ist es eine prinzipielle Frage, oder nur eine der Modellbildung? Und ist das für makroskopische Systeme eine prinzipiell andere Fragestellung als für mikroskopische, also z.B. für Hadronen und Kerne?
Wenn keine Struktur da ist, fehlt halt auch die klassische Realität. Die Tasse, die Lev da so brav hochhält, lässt sich durch geeignete q-expectations ordentlich beschreiben. Aber wenn die Struktur der Tasse nicht da ist, dann kann man da auch nichts beschreiben. Wenn Du jetzt einfach einen eingefrorenen chaotisch strukturlosen Zustand nimmst, dann können auch die von der TI verwendeten q-expectations daraus keine klassische Realität erzeugen.
 

Jakito

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Kannst du deine Sichtweise nochmal zusammenfassen? Mich irritieren die verschiedenen Beiträge eher, als das sie helfen.
  • Der erste Beitrag sagte was zur "Wellenfunktion". Selbst wenn ich statt dessen vom "Dichteoperator" spreche, könnte mir A. Neumaier immer noch widersprechen (gefühlt). Also habe ich auch q-expectations erwähnt.
  • Der zweite Beitrag betonte einen wichtigen Unterschied zwischen MWI und TI. Allerdings wollte ich diesen Unterschied keinesfalls in der Form "die MWI muss mit zero entropy starten" und "TI kommt mit beliebig chaotischen Zuständen zurecht" stehen lassen. Also habe ich beide "eventuell implizit angedeuteten Aussagen" explizit abgeschwächt.
  • Der dritte Beitrag skizzierte, wie es in der TI dazu kommt, als Antwort auf Bernhards Nachfrage. Ich persönlich glaube, dass man in der Bohmschen Mechanik die Problematik schöner sehen kann, aber mir ist schon klar, dass sich die Nicht-Bohmianer für sowas nicht interessieren.
  • Der vierte Beitrag reagierte auf Bernhards "Ich sehe da kein Problem." Was soll ich denn machen? Wenn jemanden nicht klar ist, wie in der TI klassische Realität beschrieben wird, soll ich dann etwa einen langen Roman schreiben? Bei Sachen die mir wichtig sind, wie den Interpretationen von Wahrscheinlichkeiten, mache ich das gerne. Aber auch da sehe ich doch, dass mir kaum jemand folgen kann oder will. Und da steckte ich echt viel Arbeit ins Polieren, und in die konkreten Beispiele. Wenn ich jetzt etwas viel Schwierigeres abstrakt ohne Beispiele erklären würde, da gäbe es doch einen totalen Schiffbruch. Die Diskussion zwischen Tim Maudlin und Lev Vaidman ging wenigstens um ein konkretes Beispiel, ausserdem konnte man doch auch da den totalen Schiffbruch wunderbar beobachten.
 

Bernhard

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Die Diskussion zwischen Tim Maudlin und Lev Vaidman ging wenigstens um ein konkretes Beispiel, ausserdem konnte man doch auch da den totalen Schiffbruch wunderbar beobachten.
Bewertest du die TI zusammen mit dem Ehrenfest-Theorem als unzureichende Erklärung für den Übergang von der Quantenmechanik zur klassischen Mechanik?
 

A.Neumaier

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Das sieht nach einem offenen Punkt der TI aus. Wie ist ein Vielteilchenfeld physikalisch zu deuten? Möglicherweise ja mit entsprechenden Vielteilchenoperatoren? Eine gewisse Struktur ist aber vorhanden, wenn ein Vielteilchenfeld betrachtet wird, denn es gibt in den verwendeten Modellen der Quantenfeldtheorien beispielsweise die Hilberträume der Einteilchenzustände.
Ein Vielteilchenfeld ist (nicht nur in der TI) einfach ein Feld in einer Quantenfeldtheorie, in einer Approximation, in der die entsprechenden Number-Operatoren existieren und sich das betrachtete System in einem Eigenzustand dieser Operatoren befindet.
Wenn jemanden nicht klar ist, wie in der TI klassische Realität beschrieben wird,
In der Physik (und daher in der TI) wird die klassische Realität gemäss der statistischen Kontinuumsmechanik beschrieben als Zustand im lokalen Gleichgewicht, rho=e^{-S/k_B}/Z. Hier ist k_B die Boltzmannkonstante, Z ist ein Skalierungsfaktor, so das rho die Spur 1 hat, und S ist (zu jeder fixen Zeit) eine Summe von 3D Raumintegralen über Terme mu(x) cdot j(x) ist, wo mu(x) ein 4D intensives Vektorfeld und j(x) eine 4D Quantenstromdichte (für Teilchen, Energie, Impuls, etc.) ist.
Ist z.B. j(x) die Energiestromdichte, so ist j_0(x) die Energiedichte und mu_0(x) die (ortsabhängige) inverse Temperatur.

Damit hat man korrespondierende intensive Felder mu(x) und extensive Felder <j(x)> wie in der klassischen Mechanik, und Fluktuationsfelder <j(x)j(x')> wie in der statistischen Mechanik. Diese gelten als im Prinzip (gemittelt über lokalisierte Hutfunktionen) beobachtbar, u.U. auch höhere Korrelationsfelder mit mehr als zwei Ortsargumenten. Deren Messung benötigt keine Bornsche Regel, da die Interpretation klassisch ist.

Nirgends irgendwelche Zauberei, nur gesunder physikalischer Menschenverstand.

Teilchen treten gar nicht auf, ausser als lokalisierte Klumpen im Sinn der klassischen Kontinuumsmechanik oder deren Extrapolation auf den mikroskopischen Bereich, was genau dann physikalisch sinnvoll ist, wenn die Bedingungen für die eikonale Approximation der Wellenfunktionen gegeben sind.
 
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TomS

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@Jakito

Ich sehe immer noch kein Problem – wobei ich die Wahrscheinlichkeiten gerne hinten anstellen möchte, weil wir sie zunächst nicht brauchen.

Es gibt einen Zustand = Dichteoperator und daraus folgende q-correlations. Das sind zunächst mal rein mathematische Größen. Die Grundannahme einer realistischen Interpretation ist, dass diese Größen für ein System Aspekte dessen Wirklichkeit codieren (also nicht nur Wahrscheinlichkeiten für Ensembles derartiger Systeme, oder nur Methoden zur Berechnung von Messergebnissen darstellen d.h. keine Aussage für den Zeitraum ohne Messung liefern …). Weder sind diese Größen vollständig berechenbar noch sind sie vollständig und in jeder beliebigen Präzision praktisch messbar.

Das ist m.N.n. exakt identisch zum ontologischen Ansatz für ein komplexes Vielteilchensystem in der klassischen Mechanik. Phasenraumtrajektorien sind rein mathematische Größen, sie beschreiben für ein System Aspekte dessen Wirklichkeit, sind weder vollständig berechenbar noch vollständig und in jeder beliebigen Präzision praktisch messbar.

Und wenn der Zustand strukturlos ist, ist die Wirklichkeit halt strukturlos – oder umgekehrt.

Das ontologische Konzept der QFT+TI und das der klassischen Mechanik sind letztlich identisch: gewisse Aspekte der Realität werden durch eine mathematische Struktur in einer gewissen Näherung zutreffend beschrieben. Wem das nicht passt, der sollte eigentlich schon an der klassischen Mechanik verzweifeln.

Ich sehe jedenfalls nicht, dass QFT+TI irgendein qualitativ neues metaphysisches Problem jenseits dessen einführen, was wir bereits in der klassischen Mechanik vorfinden und was schon vor 1925 ungelöst war – seit Platon. Die TI verschiebt das Problem von der Metaphysik in die Physik: modelliere ein System und löse die Gleichungen; eigtl. shut up and calculate at its best.
 
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Jakito

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Bewertest du die TI zusammen mit dem Ehrenfest-Theorem als unzureichende Erklärung für den Übergang von der Quantenmechanik zur klassischen Mechanik?
Die TI enthält viele neue Ideen, und "Perspektivwechsel". Mir persönlich liegen die Ideen in Bezug auf die Interpretation von Wahrscheinlichkeiten besonders am Herzen. Aber ...

... zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Review der TI schrieb, war ich ordentlich mit Consistent Histories vertraut, ordentlich vertraut mit dem, was Mermin vor seine Konvertierung zu QBism über Festkörperphysik, Quantenphysik, Quantencomputing, Paradoxien der Quantenmechanik, und Interpretationen der Quantenmechanik geschrieben hatte, und auch ordentlich vertraut mit Heisenbergs Schule der Kopenhagen-Interpretation. Weniger sattelfest war ich damals in Bezug auf Bohr und seine Anhänger wie Asher Peres, von Ballentine und seiner minimalen statistischen Interpretation hatte ich noch nicht viel gehört, und auch die Bohmsche Mechanik hatte ich trotz ein paar Anstrenungen noch nicht wirklich verstehen können. MWI und Dekohärenz? Ich hatte Dieter Zeh teilweise schon ordentlich studiert, und nahm schon war, dass einige Anhänger der MWI "dumme Fehler" machten, aber nicht alle. Und mein Verständnis von Dekohärenz beruhte vor allen auf Dieter Zeh.

Vor diesem Hintergrund konnte die TI die mir bekannten "ontologischen" Probleme von Consistent Histories und Mermins Interpretations-Versuchen lösen. Auch Lev Vaidman benutzt diese Lösung (44:11: "expectation value of position of ...") in der Diskussion mit Tim Maudlin, und Tim widerspricht heftig (44:20): "An expectation value is not a beable, okay, it's not".
(Ich glaube, ich sollte am besten mal das Beispiel von Tim und Lev sowohl aus MWI Perspektive, als auch aus Bohmscher Perspektive detailiert diskutieren. Dann sollte wenigstens diese spezielle Idee der TI klar werden, ohne das wir uns in den anderen Herausforderungen der TI verlieren.)

Da diese Idee der TI auch in der MWI benutzt werden kann, muss also das Problem der sich teilenden Welten der MWI nochmals durch eine weitere neue Idee der TI gelöst werden. Und auch dazu findet sich tatsächlich etwas in der TI.

Das eigentliche Problem der TI ist doch, dass jeder mit dieser Menge an neuen Ideen einfach überfordert sein wird. Die Ironie ist doch, wenn Prokyon sich einen Perspektivwechsel wünscht:
Worauf Du hinaus willst, ist mir viel weniger klar. Du redest zwar von einem Perspektivwechsel, aber die von Dir vorgeschlagene "Ereignis-Ontologie" erscheint mir einerseits sehr nahe an der Flash-Ontologie von GRW, und andererseits kein wirklich fundamentaler Perspektivwechsel.

Zumindest sehe ich nirgends einen Perspektivwechel, der vergleichbar wäre mit Einsteins Betrachtung der Längen- und Zeitkontraktion als erklärbar durch "Gleichzeitigkeit von Ereignissen ist relativ zum Bewegungszustand des Beobachters".
Ja, es hat ein bißchen was mit GRW gemeinsam. Ich fand aber GRW von Anfang an zu ad hoc, und zu sehr auf die Wellenfunktion und ihren spontanen Kollaps fokussiert. Ich glaube nicht, dass man dem mathematischen Apparat der QFT noch irgend etwas hinzufügen müsste. (An einer stringenten axiomatischen Formulierung können sich ja Mathematiker abarbeiten - die ist mir nicht wichtig.)

Neben der "flash"-Ontologie zählen für mich die statistische Interpretation, die Transactional Interpretation und Consistent Histories zu den wichtigsten Grundideen einer "natürlichen" Interpretation der Quantentheore. Ich habe ja in diesem Thread schon mehrfach versucht, meine Ideen allgemeinverständlich darzustellen, zuletzt in meiner Antwort an antaris #268. Schade, dass das wohl jeder durch seine eigene Brille sieht. Hast du inzwischen etwas herausgefunden über Punktprozesse und ihre mathematische Beschreibung?

Der Perspektivwechsel hat sehr viel mit der herausgehobenen Stellung der Zeit zu tun und mit Physik als Beschreibung von "Objekten". Für TomS scheint es eine Denknotwendigkeit zu sein, dass jedes physikalische "System" zu jedem Zeitpunkt in einem bestimmten "Zustand" sein müsse. Dabei ist schon der Begriff Zeitpunkt in einer nicht-lokalen Theorie fragwürdig. Auf welchen Ort bezieht sich diese Zeit? Und John Bell hat schon in seinem Aufsatz "Against Measurement" gefordert, den Begriff "System" aus den Grundlagen der Quantentheorie herauszuhalten.
aber wenn dann die TI mit ihrem echten Perspektivwechsel und ihren neuen Ideen auftaucht, dann will Prokyon davon nichts wissen.


Es erscheint mir nach wie vor sinnvoll, dass ich mich auf den Aspekt mit der Wahrscheinlichkeit und den Erwartungswerten fokusiere. Abstrakt hat A. Neumaier alles schon wunderbar beschrieben, also konzentriere ich mich auf die Analyse und Diskussion konkreter einfacher Beispiele.

TomS interesiert sich jetzt mehr für "das Problem der sich teilenden Welten der MWI", dass ist doch eine gute Ergänzung.
 
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