Habt Ihr etwa erwartet, dass man explizit auf Rössler Bezug nähme? Mindestens er selbst sollte doch froh sein, dass man das nicht tut; denn daraus wäre kein Ruhmesblatt für ihn geworden.
Hallo Orbit,
es steht ausser Zweifel, dass Otto E. Rössler der
'spiritus rector' der deutschsprachigen LHC-Gegner ist. Diese Rolle hat er sich nicht zuletzt durch diverse Interviews selbst zugeschrieben. Dazu gehört sein Interview
'Chaos, Verschwörung, schwarze Löcher' vom 08.02.2008 mit dem Internet-Service 'golem.de, das anlässlich der 'Transmediale' geführt wurde. Eine weitere Primärquelle ist ein Interview Rösslers mit dem 'P.M.-Magazin' vom 24.04.2008, das auf YouTube eingesehen werden kann:
'Urknall in der Röhre - erzeugt das CERN schwarze Löcher?'
Authentisch sind wohl auch die beiden von der
'Gruppe der 24' verlinkten zwei Dokumente
'Abraham-Solution to Schwarzschild Metric Implies That CERN Miniblack Holes Pose a Planetary Risk' und
'Warum ich vor dem LHC-Experiment warne', in denen Rössler seine Argumente einmal 'wissenschaftlich' begründet, zum anderen zum Zwecke der gesellschaftlichen Mobilisierung popularisiert. Seine Ansatzpunkte darin wurden zuletzt von Andreas Müller auf den KOSMOlogs (
[1],
[2]) und nicht zuletzt hier, im Forum von astronews.com, widerlegt bzw. auf ihren wissenschaftlichen Gehalt abgeklopft. Und in letzter Konsequenz sollte Rössler, sofern er noch zur wissenschaftlichen Methode fähig ist, nach den
neuesten Veröffentlichungen (insb. Giddings/Mangano 2008) Abstand von seinen Thesen nehmen können.
Das ist die eine Seite dieser Diskussion. Die andere beinhaltet die Frage, ob Rössler mit der 'Weltuntergangskampagne' wirklich verbunden ist, die jene 'Künstler' der
'Gruppe der 24' hier und in anderen Foren losgetreten hat. Ich habe hier so meine Zweifel. Bisher haben mich die Beiträge dieser
'intellektuellen Maschinenstürmer' nicht vom Gegenteil überzeugen können, dass sie den Rössler instrumentalisieren, um einen Rest an wissenschaftlicher Segnung für sich in Anspruch nehmen zu können. Insbesondere der Beitrag des Herrn Pellegrino in den
KOSMOlogs vom 06.06.2008 zeigt sehr deutlich, dass der 'Verfasser' der Rössler untergeschobenen Antwort an Andreas Müller wirklich überhaupt keine Ahnung von der Allgemeinem Relativitätstheorie und ihrer Entwicklungsgeschichte sein eigen nennt. Einem Wissenschaftler Otto E. Rössler ist solch ein Versagen zunächst nicht zuzutrauen. Hier war wohl der 'Künstler' Pellegrino etwas zu kreativ am Werk.
Nun ist es nicht so, dass Otto E. Rössler gegenüber den Künstlern verschlossen wäre. Im Gegenteil. Er hat grosse Anstrengungen dafür aufgewendet, um gerade mit seinem Pendant
Peter Weibel auch in diesem Bereich zu glänzen. Angelpunkt dieser Aktivität stellt u.a. das 'Institut für Neue Medien in Frankfurt a. M.' dar, an dessen Schnittpunkt auch weitere Rössler-Vertraute wie
Arthur Schmidt kulminierten, um mit Rössler das sog.
'Weltbild der Endophysik' auszuformulieren, das Rössler 1998 in seinem Buch
'Endophysics: The World as an Interface' ausrollte. Auf der Künstler-Connection surfte Rössler auch 2005, als er zusammen mit Weibel auf dem Symposium der Schweizer Biennale zu Wissenschaft, Technik und Ästhetik über die Auswirkungen der 'Zeilerschen Quantenteleportationen' sinnierte:
'Symposium warnt vor Kurzschlüssen zu Teleportation'
Bei all diese Affinitäten, auf die sich die Künstler der
'Gruppe der 24' um Schmitt, Fasnacht und Pellegrino stützen mögen wollen, halte ich es für unangebracht, einen Rössler für die Aussagen dieses
'Kunstprojekts' in Anspruch nehmen zu können. Ich vermag mir nicht vorzustellen, dass ein Wissenschaftler wie Rössler sich wirklich für diese 'Maschinenstürmer-Kampagne' hergeben würde. Die
'Gruppe der 24' hat nicht nur gerade an die
Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben, sondern auch nach Erscheinen des neuesten LHC-Sicherheitsberichts weiter Öl ins Feuer der Volksverdummung gegossen:
'An die Gemeinschaft der theoretischen Physiker (Arbeitstitel)'. Ich würde es begrüssen, meinem unlängst geäusserten Vorschlag zu folgen, dass Stefan Deiters und Andreas Müller doch noch einmal bei Otto E. Rössler nachfragen, ob er diesem mittelalterlichen Mummenschanz wirklich seinen Namen leihen möchte.
Grüsse galileo2609