Stimmt, beide sehen einander in real time, denn sie befinden sich entsprechend ihrer Entfernung zueinander in der Vergangenheit des jeweils anderen. Es ist ja so, daß der Zeitpunkt unseres 'jetzt' sich mit Lichtgeschwindigkeit von uns weg bewegt. Licht bewegt sich mit dem Zeitpunkt seines Aussendens weg und daher - für den Sender - so schnell in dessen Vergangenheit wie die Zeit weiter läuft. Für das Männchen auf den Mars bedeutet das aber, es kann seine Uhr direkt auf unsere aktuelle Uhrzeit stellen, wenn unser Zeitsignal bei ihm eintrifft. Doch wenn er uns die Uhrzeit als Antwort wieder zurück sendet, dann empfangen wir diese entsprechend der Entfernung des Mars aus unserer Vergangenheit und damit exakt zu dem Zeitpunkt im jetzt, zu der dem 'jetzt' des Männchen auf dem Mars in unserer Gegenwart entspricht. Und die Zeitdifferenz zwischen unserer Sendezeit und der Antwort verrät uns dann, dann wie weit entfernt der Mars sich - entsprechend der Lichtlaufzeit - in unserer Vergangenheit befindet, aus welcher uns dann die Antwort erreicht. Das 'hier und jetzt' des Männchens auf dem Mars ist schließlich in unserer Vergangenheit und wenn wir die Antwort empfangen, trifft diese aus der entfernungsbedingten Vergangenheit zugleich mit dem 'jetzt' vom Mars bei uns ein. Dieser Zeitpunkt des 'jetzt' bewegt sich ja mit Lichtgeschwindigkeit vom Mars weg und liegt initial entsprechend der Entfernung des Mars in unserer Vergangenheit, wodurch wir den Zeitstempel genau dann empfangen, wenn die Zeit auf dem Mars in real time unserer Zeit entspricht. Und auf Grund der Zeitdifferenz bis zur Antwort wissen wir dann, wie weit es zum Mars und zurück ist. Ist das wirklich schwer zu verstehen?PS
Ich schrieb auch, dass mMn Veritasium in einer Aussage falsch liegt - was mich aber sehr verwundert - und erwarte deine und oder Rainers Antwort. (Veritasium sagte, der Beobachter sieht den Beobachter auf der Erde verzögert, im Gegensatz zum Beobachter auf der Erde, der sein Gegenüber in real time sieht).

OK, laßt uns das mal mathematischer betrachten. Ein Beobachter bewegt sich uns gegenüber mit der Geschwindigkeit v. Er kann sich dabei nur in unserem System bewegen und nicht zu sich selbst, da er sich selbst und seinem Inertialsystem etwas verhaftet ist. Er ist aber seinem eigenem Zeitverlauf unterworfen, der sich mit ihm bewegt. Jeder Beobachter befindet sich in seinem eigenen Inertialsystem und kann Weg und Zeit daher nur darin messen. Es gilt bekanntlich
dt' = dtγ
dt' = dt/√(1/(1-v²/c²))
dt'²= dt²/(1/(1-v²/c²))
dt'²= dt² - dt²v²/c²
Wie man sieht, ist für einen Beobachter der sich mit v=c bewegt die Zeitdifferenz dt' Null egal wie groß dt bei uns zwischenzeitlich wird. Und für v>c ergibt sich als Lösung die Wurzel aus einer negativen Zahl und somit eine komplex Zahl und bedeutet nicht, daß unsere Zeit für ihn rückwärts läuft, wie manche Leute so gerne behaupten. Wenn man das mathematisch weiter aufdröselt ergibt sich zusätzlich
dt'²= dt² - dt²(ds²/dt²)/c²
dt'²= dt² - ds²/c²
und für unseren konkreten Fall wo dt' Null ist gilt daher zusätzlich
dt² = dt'² + ds²/c²
dt² = ds²/c²
dt = -ds/c
Wie man sieht, entspricht die Entfernungsdifferenz ds geteilt durch c einer Zeitdifferenz zu unserer aktuellen Zeit und entfernte Sachen befinden sich somit auf Grund ihrer Entfernung in unserer Vergangenheit oder Zukunft, je nach Bewegungsrichtung. Und wenn unser Männchen auf dem Mars eine Lampe einschaltet, sehen wir diese, sobald sich dessen Gegenwart mit Lichtgeschwindigkeit zu uns ausgebreitet hat und wir damit in der real time von ihm ankommen. Das Einschalten der Lampe passiert daher instantan für uns und somit genau dann, wenn uns deren Licht zusammen mit der physikalischen Information über das Einschalten erreicht und ist für uns auf der Erde vorab noch nicht passiert. Natürlich läuft unsere Uhr normal weiter, während unser Zeitstempel zum Männchen auf dem Mars reist und von diesem zurück gesandt wird, wie man sieht wenn man die Gleichung zu
dt²= dt'² + dt²v²/c²
umstellt, da bei v=c nun einmal dt'² Null ist und v²/c²=1 ist und daher bleibt rechts ganz unverändert dt² übrig. So schwer zu verstehen ist die Mathematik nun nicht. Das kann sogar jeder ausprobieren. Einfach mal zu Beginn der Mittagspause in einer Kapsel zusammen mit einem Zeitstempel gemeinsam mit c zum Mars beamen lassen. Man kommt dort in Null Zeit und im selben Augenblick an, zu dem man gestartet ist. Und wenn das Männchen dort seine Empfangsstation auf Autorücksenden gestellt hat, ist man auch in Nullzeit und völlig in real time wieder zurück. Doch Vorsicht, denn wenn der Mars gerade weiter weg ist, dann ist auch die Mittagspause bereits Vergangenheit und ganz in Nullzeit und in real time wieder vorbei, weil die Zeit auf der Erde inzwischen ja unbemerkt weiter gelaufen ist. Daher größte Vorsicht, wenn jemand einen Beamer im Pausenraum aufstellt!
(Bitte das Geschreibsel eher als Rumalberei von mir sehen. Lediglich die Gleichungen sollten stimmen und auf die kann sich wohl jeder seinen eigenen Reim machen.

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