Frage an Aliens

jonas

Registriertes Mitglied
Aus Judith's link:
Nach Kant ist die Logik die "Wissenschaft von den notwendigen Gesetzen des Verstandes und der Vernunft überhaupt oder - welches einerlei ist - von der bloßen Form des Denkens überhaupt". Sie abstrahiert von allen Objekten, ist kein Organon, sondern ein Kanon des Verstandes. Die Logik enthält "lauter Gesetze a priori". Die Logik ist die "Wissenschaft der Verstandesregeln überhaupt". Sie fragt, wie wir denken sollen.
Dem schliesse ich mich an. Dass die verschiedenen Einteilungen und Klassifizierungen der Logik auf den Menschen zurückgehen und von Aliens vielleicht anders geordnet würde, macht die Logik selbst noch nicht zu einem menschlichen Konstrukt.

Logik wird nicht geschaffen, sie wird entdeckt. Sie ist einfach da, genauso wie die Zahl pi da ist, oder die Primzahlen (obwohl auch dort alle halbe Meter eine neue gefunden wird).

Aliens könnten auf ihrer Entdeckungsreise erweiterte und verfeinerte Logik gefunden haben, keinesfalls jedoch eine andere, die zu unserer in Widerspruch steht.
 

albert

Registriertes Mitglied
Hi Jonas

Schön:

Aliens könnten auf ihrer Entdeckungsreise erweiterte und verfeinerte Logik gefunden haben, keinesfalls jedoch eine andere, die zu unserer in Widerspruch steht.

Da sind wir uns ja einig; die Frage ist dann eben: Wie weit erweitert und verfeinert!
DAS scheint mir dann schon noch wichtig, wie weit die Menschen von diesen Verfeinerungen noch weg sind.

:)
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Genau. Warum so kompliziert, wenn's einfacher geht?!
Man sollte doch einfach miteinander reden. Ein bisschen smalltalk auf Deutsch schafft doch schon mal eine Vertrauensbasis.
Orbit
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Und nun, nach meinem Spässchen, auch hier noch eine ernsthafte Antwort, die Du verstehen kannst, lieber Voyager 2:
Man geht davon aus, dass Aliens, wenn es sie überhaupt gibt, keine irdische Sprache sprechen würden. Trotzdem hofft man, sich mit ihnen irgendwie verständigen zu können, so etwa, wie damals vor 500 Jahren, als Kolumbus Amerika entdeckte und auf die Indianer stiess, deren Sprache man vorher auch noch nie gehört hatte. Mit Gestensprache ging das irgendwie, und nach und nach lernten beide Seiten die jeweils andere Sprache.
Allerdings könnte es sein, dass es bei Aliens schwieriger wäre: Vielleicht sind die nämlich gar nicht menschähnliche Wesen und haben eine völlig andere Art von 'Sprache' entwickelt, eine vielleicht, die gar nicht mit dem Mund gesprochen wird. Eine lautlose Zeichensprache zum Beispiel. Oder vielleicht 'sprechen' die sogar stumm miteinander, indem sie Gedanken lesen.
Das kann man alles nicht wissen.
Aber etwas weiss man: Intelligent müssten sie sein, sonst hätten sie es nicht geschafft, eine andere Welt zu besuchen. Sie wären auch höher entwickelt als wir; denn wir haben das ja noch nicht geschafft.

Sollten uns Aliens einmal besuchen, was sehr unwahrscheinlich zu sein scheint, hätten die sich vorher bestimmt auch überlegt, wie sie sich mit uns verständigen könnten. Vielleicht würden sie uns einen Film von ihrer Welt zeigen oder Geräusche oder Musik von dort abspielen. Vielleicht aber kämen Aliens gar nicht persönlich vorbei, sondern wir hätten nur eine Sonde von ihnen aufgefangen. Diese Sonde würde natürlich sofort genaustens untersucht. Unter anderem würde man sie nach irgendwie gespeicherten Informationsdaten absuchen. Ein allfälliger Datenträger müsste ja nicht gleich eine goldene Schallplatte sein; denn Aliens hätten wahrscheinlich andere Formen der Datenspeicherung entwickelt als wir. Ahnst Du worauf ich anspiele? Ja, auf die Weltraumsonde deren Namen Du als Nick gewählt hast. Genau so einen Datenspeicher hat man der und auch der Schwestersonde Voyager 1 nämlich mitgegeben. Aber das weißt Du womöglich schon. Trotzdem hier ein paar Informationen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Voyager_2

http://de.wikipedia.org/wiki/Sounds_of_Earth

Was aber, wenn nun Aliens mit dieser goldenen Schallplatte trotz in einfachster mathematischer Sprache (binärer Code) verfasster Bedienungsanleitung nichts anzufangen wüssten, weil sie völlig andere Technologien entwickelt haben?
Um dieses Problem kreisen alle Beiträge in diesem Thread hier, in welchen es um Logik geht. Einige sind der Meinung, dass jedes intelligente Wesen einen binären Code zum Beispiel knacken könnte, weil der streng logisch sei. Logik sei universell und würde von jeder Intelligenz verstanden. Ich bin auch dieser Meinung.
Andere hier im Forum sind aber der Meinung, auch Logik sei menschlich, und Aliens hätten vielleicht eine ganz andere Logk entwickelt, so dass sie menschliche Logik nicht verstehen könnten.
Was meinst Du zu dieser Frage?

Herzliche Grüsse
Orbit
 

ispom

Registriertes Mitglied
Hallo Orbit, gerade eben bist Du mir zuvor gekommen,

auch ich wollte eine Gedenkminute zu diesem Ereignis einlegen....

also aus dem post jetzt ein Zitat gemacht :cool:

vor 30 Jahren ging dieses Bild um die Welt

http://img410.imageshack.us/img410/1112/recordvoyagerfs5.jpg

die Sonden Voyager 1 und 2 hatten jede eine „goldene Schallplatte“ an Bord mit Aufzeichnungen der menschlichen Kultur und des Lebens auf der Erde,
eine kosmische Flaschenpost, die vielleicht irgendwann von außerirdischen Lebewesen aufgegriffen wird…….
Sie sind jetzt soweit entfernt, daß das Licht bis zu ihnen 12 Stunden braucht,
aber die nächsten Sterne sind einige Lichtjahre entfernt, wir haben also keine Chance zu erfahren, ob dieses Ereignis eintrifft, wenn überhaupt, kann es einige Millionen Jahre dauern,
aber was sind Millionen Jahre im Weltall, dessen Alter nach Jahrmilliarden gemessen wird…..
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo Orbit,

Was aber, wenn nun Aliens mit dieser goldenen Schallplatte trotz in einfachster mathematischer Sprache (binärer Code) verfasster Bedienungsanleitung nichts anzufangen wüssten, weil sie völlig andere Technologien entwickelt haben?
Um dieses Problem kreisen alle Beiträge in diesem Thread hier, in welchen es um Logik geht. Einige sind der Meinung, dass jedes intelligente Wesen einen binären Code zum Beispiel knacken könnte, weil der streng logisch sei. Logik sei universell und würde von jeder Intelligenz verstanden. Ich bin auch dieser Meinung.
Andere hier im Forum sind aber der Meinung, auch Logik sei menschlich, und Aliens hätten vielleicht eine ganz andere Logk entwickelt, so dass sie menschliche Logik nicht verstehen könnten.
Was meinst Du zu dieser Frage?

Ich greife diese Frage mal auf und versuche etwas Kluges dazu zu formulieren ...

Zunächst zum binären Code: Der ist genauso logisch oder unlogisch wie unser übliches dezimales Zahlensystem - es handelt sich dabei lediglich um die Codierung von Zahlen mit zwei statt zehn Symbolen. Von daher gibt es da nichts zu "knacken". Entscheidend ist vielmehr der Bedeutungsgehalt der codierten Zahlen. Im Fall der Arecibo-Botschaft bedeuten sie ein Bild mit ergänzenden Bemerkungen (Sonnensystem, menschliche Gestalt, DNA-Doppelhelix, Teleskopdarstellung, Atomschemata). Bei den Pioneer-Plaketten sind Pulsarpositionen dargestellt, wobei die Pulsperiode in Vielfache der 211mm-Linie des neutralen Wasserstoffs angegeben ist, um eine Ortung zu ermöglichen.

Die binäre Codierung ist diejenige, die das wenigste Verwirrungspotenzial aufweist, da nur zwei Symbole benötigt werden. Dies ermöglicht zudem die Anwendung in Radiobotschaften (Puls an = 1; Puls aus = 0) nach Art des Arecibo-Signals. Allerdings ist zweifelhaft, ob Aliens dieses Signal verstehen können, da die dargestellten Bilder doch sehr spezifisch anthropisch sind. Beispielsweise dürfte die DNA-Doppelhelixdarstellung nur schwer verstehbar sein, wenn die Biologie der Empfänger auf anderen Informationsmolekülen beruht. Von daher ist der Erfolg der Arecibo-Botschaft äußerst fraglich, ganz abgesehen von der fehlenden Überprüfungsmöglichkeit, ob sie in M13 überhaupt empfangen wird.

Nun zur Logik: Die übliche Logik ist binär. Sie geht auf Aristoteles zurück und hat sich schon seit über 2300 Jahren bewährt - mit z.T. zweifelhaftem Erfolg, siehe so manche scholastische Debatte ... Aber immerhin: Sie ist so bewährt, dass bislang kein Bedarf bestand, auf eine höherwertige Logik zurückzugreifen. Ansätze dazu, eine dreiwertige Logik zu etablieren (Lukasiewicz), haben sich bisher nicht durchsetzen können. Die binäre Logik ist die einfachste mögliche, aber es könnte sein, dass sie nicht hinreichend genug ist, um komplizierte physikalische Sachverhalte mathematisch zu erfassen. Möglich ist daher auch, dass Aliens sich höherwertiger Logiken bedienen, um zu Urteilen zu gelangen. Das wiederum dürfte zu Schwierigkeiten bei der Kommunikation führen - mindestens jedoch zu Missverständnissen bei verbaler Kommunikation.

Wenn eine Zivilisation mit anderen Kontakt aufnehmen will, wäre es sinnvoll, auf eine zweiwertige Logik zurückzugreifen, um einen Dialog zu beginnen. Erst auf einer höheren Verständigungsstufe könnte dann bei Bedarf der Dialog auf anderen Logiken vertieft werden. Es ist also damit zu rechnen, dass bei einem Erstkontakt binäre Logik angewandt und somit das Potenzial für Missverständnisse bewusst niedrig gehalten wird. Was also die Logik betrifft, dürften keine unüberwindbaren Schwierigkeiten auftreten. Eher dürfte dies auf die Wahl der codierten Symbole und Darstellungen zutreffen - hier sind Missverständnisse "vorprogrammiert", wenn sie auf Arecibo-Niveau gehalten werden. Eine effiziente interstellare Botschaft wird daher eher aus Filmsequenzen der Heimatwelt bestehen, statt aus binär codierten Zahlen, die innerhalb eines weiten Spielraums deutbar bzw. interpretierbar sind.

Übrigens: Binäre Logik darf nicht binärer Codierung verwechselt werden. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wahrheitswerte lassen sich zwar als Binärzahlen darstellen, aber die Aussagen, deren Wahrheitswerte ermittelt werden, sind ein sprachliches Konstrukt, das erst verstanden werden muss. Dieses Verstehen wiederum entspringt gesammelter Erfahrungen. Und dieses lässt sich nicht auf binäres Codieren reduzieren, sondern ist eine bislang unverstandene Leistung des Gehirns (Wie wird aus Nervenimpulsen ein sinnlicher Eindruck?), die mit binär funktionierenden Computern nicht nachgestellt werden kann.

Viele Grüße!
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Hallo Mahananda
Ich versuchte einem 12jährigen Jungen die Diskussion hier zusammenzufassen, weil er sich vorgestern mit einer kurzen Bemerkung eingeschaltet hatte. Was Du nun nachschiebst, ist auch für einen Grossvater wie mich nicht ohne weiteres sofort verstehbar. Wer weiss, vielleicht schaff ich's bis morgen, und dann könnte ich versuchen, Voyager 2 zu erklären, was Du meinst. Aber noch besser wäre, wenn Du selbst versuchtest, Deinen Beitrag in eine Sprache zu transformieren, welche ein Kind und ein ungebildeter Grossvater auch verstehen können. ^^

Herzliche Grüsse
Orbit
 
Zuletzt bearbeitet:

albert

Registriertes Mitglied
Hi Mahananda

das hast Du sehr schön formuliert.

Eine effiziente interstellare Botschaft wird daher eher aus Filmsequenzen der Heimatwelt bestehen, statt aus binär codierten Zahlen, die innerhalb eines weiten Spielraums deutbar bzw. interpretierbar sind.

Ich fasse zusammen: Am Anfang eines "Kulturaustausches" zwischen Aliens und uns könnte ein einfacher, binärer Code stehen mit den Grundprinzipien unserer beiden (...) Kulturen.

Zum Vermeiden von groben Missverständnissen schickt man anschliessend normale, farbige Filme z.B. mit schönen Frauen und Männern, unseren blauen Planeten, allen Lebensformen der Erde usw. zu den Aliens, in der Hoffnung, die machen das gleiche.

Und dann ist der Kontakt so weit gefestigt, dass man an die "Feinarbeit" der Verständigung gehen kann.

Doch, nicht schlecht, dem würde ich glatt zustimmen!

:rolleyes::)
 
Zuletzt bearbeitet:

Orbit

Registriertes Mitglied
Meine Grossmutter fand auch immer jene Sonntagspredigten am schönsten, welche sie am wenigsten verstand. Nur, zusammenfassen tat sie sie dann nicht. Und das war gut so.
Orbit
 

jonas

Registriertes Mitglied
Einen Film also? Ok, machen wir. In welchem Format? Pal, Secam, NTSC? Oder in MPEG 2, oder vielleicht doch HDTV. Wenn die Aliens anständige Filmpiraten sind kriegen die bestimmt raus wie man sowas dekodiert und abspielt. :D

Und dass wir bei interlaced erstmal nur jede zweite Zeile codieren merken die bestimmt auch recht schnell, genauso dass sie 25 Bilder pro Sekunde (PAL) abspielen müssen um Bewegungen im richtigen Zeitverhältnis darzustellen, sowie dass die drei Farbinformationen (dessen Struktur, Ort und Bedeutung sich innerhalb des PAL Signals ja unmittelbar erschliesst :D) für Rot, Gelb und Blau stehen. Darüberhinaus müssen die Rezeptoren in den Augen der Aliens genauso aufgebaut sein wie unsere, damit sich für sie auch die selbe Farbmischung ergibt wie für uns, etc, etc.

Nein, also wenn schon ein Film, dann in Form von hardware, also einer Filmrolle, die aber auch robust genug sein muss zehntausende von Jahren und mehr zu überdauern.

Nach reiflicher Überlegung bin ich zum Schluss gekommen, dass die güldene Platte in den Voyager Sonden doch eine recht gute Idee war ;)
 

albert

Registriertes Mitglied
Der Alte stichelte:

Meine Grossmutter fand auch immer jene Sonntagspredigten am schönsten, welche sie am wenigsten verstand. Nur, zusammenfassen tat sie sie dann nicht. Und das war gut so.
Orbit

Es war ja klar, dass der pensionierte Oberlehrer sein Lästermaul nicht halten konnte.
Merke: Wenn Du etwas nicht verstehst, gilt das noch lange nicht für andere User, gell !

Übrigens, das Originalzitat von Wowereit heisst:

"Und das ist auch gut so".

Hi Jonas

Nach reiflicher Überlegung bin ich zum Schluss gekommen, dass die güldene Platte in den Voyager Sonden doch eine recht gute Idee war

Aber klar, ne Bildplatte, sag ich doch.

"Ein Bild sagt eben mehr als tausend Worte".

Also, wir sind uns wieder mal fast einig, wie schön...

:p
 

Judith

Registriertes Mitglied
Mahananda hat vielleicht nicht unrecht

Im Film "Contact" (nach Sagal) werden ja die ersten TV-Signale (leider ausgerechtet von 1936, Olympiade Berlin mit dem Gröfaz) der Erde von Aliens zum Anlass genommen, Kontakt herzustellen.
Also Bilder sind durchaus eine Option. Die Frage ist nur: Wie übermitteln?
Aber Jonas schreibt ja zu recht: "DIE" sind ja auch nicht blöd.

Nur der Ausdruck von Albert: "Die zwei Kulturen" (Aliens und Menschen) macht mir erheblich Bauchweh. Welche Kulturen: Chinesen, Inder, Europäer, Amerikaner, Afrikaner?

Na ja, wir haben ja noch die Uno, über die gehts vielleicht.
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo Orbit,

dann will ich mal versuchen, die wesentlichen Aussagen meines letzten Beitrags „jugendfrei“ zu formulieren …

Teil 1. Was ist binäre Codierung?

Binäre Codierung ist eine Methode, Informationen als Binärzahlen zu verschlüsseln. Das heißt, dass ein Zeichen einer Sprache (z.B. ein Buchstabe oder ein Symbol) gleichbedeutend ist mit einer Zahl. Der Buchstabe A kann z.B. mit der Zahl 1 gleichgesetzt werden, weil er der erste Buchstabe im Alphabet ist. Der Buchstabe Z wäre dann die Zahl 26. Unsere Zahlen stellen wir mit zehn Zahlzeichen dar (Ziffern von 0 bis 9). Wegen dieser Zehnzahl ist unser Zahlsystem ein dekadisches Positionssystem (von „deka“ = „zehn“). Jede Ziffer in einer Zahl hat eine festgelegte Position als Zehnerpotenz. So ist die 3 in der Zahl 1234 die Zehnerpotenz 10^1 und diese ist 3mal in der Zahl vorhanden, also 3*10^1 = 30. Die Summe aus 1*10^3 und 2*10^2 und 3*10^1 und 4*10^0 ist eintausendzweihundertvierunddreißig, oder kurz 1234.

Für eine Radiobotschaft ist es sinnvoll, auf eine binäre Codierung zurückzugreifen, da man hier mit lediglich zwei Zahlzeichen auskommt, um Zahlen darzustellen. Diese zwei Zeichen lassen sich nach dem simplen An-Aus-Schema transportieren, also: Signal an = 1 und Signal aus = 0. Bleiben wir bei dem obigen Beispiel: Der Buchstabe A sei 1 und der Buchstabe Z sei 26. Als Binärzahl ergibt sich: 1 = 1*2^0 = 1 und 26 = 1*2^4 + 1*2^3 + 0*2^2 + 1*2^1 + 0*2^0 = 110110. Wie man leicht sieht, werden selbst kleine Zahlenwerte sehr schnell sehr lang, da sich Zweierpotenzen langsamer aufaddieren als Zehnerpotenzen. Ich benötige für eine Botschaft, die aus binären Zahlen besteht, mehr Raum bzw. mehr Informationseinheiten (= Bits) als für Dezimalzahlen, die wir gewöhnlich verwenden.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Unterscheidung, wann eine Binärzahl endet und die andere beginnt. Das Wort „Ab“ wäre als Binärzahl 110. Der Buchstabe F wäre als Binärzahl ebenfalls 110. Umgehen lässt sich das, indem man eine konstante Anzahl von Stellen zur binären Codierung verwendet, beispielsweise 8 Stellen. Der Buchstabe A wäre dann: 0*2^7 + 0*2^6 + 0*2^5 + 0*2^4 + 0*2^3 + 0*2^2 + 0*2^1 + 1*2^0 = 00000001. Das Wort „Ab“ besteht dann aus 16 Zeichen: 0000000100000010 und der Buchstabe F wieder nur aus 8 Zeichen: 00000110. Wenn der Empfänger weiß, dass konstant 8 Stellen pro codierter Zahl gelten soll, dann ist er in der Lage, die übermittelte Zahlenfolge zu entschlüsseln und in das eigene geläufige Positionssystem zu übertragen. Wenn er darüber hinaus weiß, dass die Zahlen in aufsteigender Reihenfolge die Buchstaben des Alphabets darstellen, lassen sich Texte übermitteln, die nach der Decodierung (= Entschlüsselung) lesen lassen, sofern man die Sprache des Textes versteht.

Fortsetzung folgt …
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Teil 2. Sinnvolle Arten von interstellaren Botschaften

Genau dies ist aber das Problem, wenn man sich an einen Empfänger wendet, den man nicht kennt, und der unsere Sprache nicht versteht. Hier muss man auf Sachverhalte zurückgreifen, die so universell sind, dass sie ohne große Mühe verstanden werden können. Diese Sachverhalte sind mit großer Wahrscheinlichkeit mathematische, da diese von jeder hinreichend intelligenten Spezies erkannt bzw. entdeckt werden müssen. Anderenfalls wären sie nicht in der Lage, ein Signal zu empfangen. Auf der Grundlage dieser mathematischen Sachverhalte lassen sich physikalische Sachverhalte vermitteln, auf diesen wiederum chemische usw. bis hin zu soziologischen und kulturellen Sachverhalten. Je umfassender der Inhalt der Botschaft wird, um so störanfälliger wird sie, wenn nicht für genügend Redundanz gesorgt wird. Das bedeutet, wenn Teile der Botschaft verlorengehen, muss der Rest rekonstruierbar sein. Im Falle der Arecibo-Botschaft genügt der Verlust eines einzigen Bits (einer 1 oder einer 0), um sie so zu verzerren, dass sie unverständlich bleibt. Die Redundanz ist hier gleich Null. Wäre diese Botschaft zehnmal nacheinander gesendet worden, wäre die Redundanz gleich zehn und damit die Störanfälligkeit auf ein Zehntel gesunken. Eine Radiobotschaft mit hoher Informationsdichte müsste folglich über Jahrzehnte oder noch länger im Dauerbetrieb ausgesendet werden, um verstanden zu werden. Das setzt allerdings voraus, dass während dieses Zeitraums im Zielgebiet geeignete Empfänger vorhanden sind, die eine ausreichend empfindliche Antenne auf die Sendefrequenz eingestellt haben und in Richtung Sonne lauschen. Das alles macht diese Art von Informationsübermittlung zu einem hoffnungslosen Unterfangen. Nicht übersehen werden sollte auch der Energieaufwand, mit dem der Sender über einen so langen Zeitraum betrieben werden müsste, um den kosmischen Rauschpegel zu übertönen. Radiobotschaften sind folglich sinnvoll, wenn man auf sich aufmerksam machen möchte und kurz „Hallo!“ sagt, aber für komplexere Botschaften müssen bessere bzw. effizientere Lösungen gefunden werden.

Die Alternative zu Radiobotschaften sind materielle Datenträger, die möglichst sicher verpackt sind und als interstellare Sonde in Erfolg versprechende Zielgebiete ausgesandt werden. Wenn die aussendende Zivilisation der Auffassung ist, dass nur Sterne der Spektralklasse G die Bedingungen liefern, dass sich eine Zivilisation entwickeln kann, dann werden nur solche Sterne als Ziel anvisiert. Es wäre also nicht nötig, alle rund 100 Milliarden Sterne der Galaxis mit Botschaften anzuvisieren, sondern nur etwa 1% davon, was immer noch eine ungeheure Menge ist. Denkbar ist daher, dass man sich auf ein Areal von einigen hundert Lichtjahren oder auf einen Spiralarm beschränkt.

Nachteil dieser Methode ist der lange Zeitraum, der nötig ist, um das Zielgebiet zu erreichen. Realistischerweise rechnet man mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 Promille der Lichtgeschwindigkeit (kurz mc = Milli-c). Das entspricht etwa 300 km/s und genügt, um dem Gravitationsfeld eines sonnenähnlichen Sterns zu entkommen. Eine Radiobotschaft ist 1000mal schneller, aber eben auch genauso schnell vorbei und dahin. Eine Sonde hingegen, die zu autonomen Kurskorrekturen fähig ist, kann abbremsen und in eine Umlaufbahn einschwenken, die über sehr lange Zeiträume hinweg stabil ist. Und dann einfach nur warten, bis eine Zivilisation entstanden ist, die die Sonde orten, bergen und öffnen kann, ohne die Datenträger zu beschädigen …

Wenn man eine Sonde konstruieren kann, die diesen Anforderungen genügt, dann wird man nicht auf binäre Codierungen zurückgreifen, die erst mühsam entschlüsselt werden müssten, sondern man würde z.B. einen Satz DVD’s inklusive des dazu passenden Abspielsystems liefern, das man einfach nur einschalten müsste, um sich eine Vorstellung vom Absender zu machen. Damit reduziert sich die Gefahr von Missverständnissen und des Informationsverlustes auf ein Minimum.

Ich hoffe, ich habe mich jetzt leichter verständlich ausgedrückt und verbleibe mit den besten Wünschen für ein schönes Wochenende.

Viele Grüße!
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Hallo Judith
Na ja, wir haben ja noch die Uno, über die gehts vielleicht.
Ist so schon geschehen. Die goldenen Schallplatten der Voyager-Sonden enthalten eine Rede des damaligen UNO-Generalsekretärs Kurt Waldheim. Und da wurden ja wohl schon die relevanten kulturellen und politischen Werte übermittelt. :)))
Gruss Orbit
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Hallo Mahananda
Herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich jedenfalls habe jetzt alles verstanden ;-).
Kleine Ergänzung:
Das entspricht etwa 300 km/s und genügt, um dem Gravitationsfeld eines sonnenähnlichen Sterns zu entkommen.
Bei unserer Sonne genügen schon 43 km/s.

Herzliche Grüsse
Orbit
 
Oben