Wir diskutieren hier über eine Frage, zu welcher uns praktisch keine gefestigten wissenschaftlichen Daten zur Verfügung stehen. Das macht am besten die Drake-Gleichung deutlich, zu welcher es einen neuen oder aktualisierten Beitrag bei Wiki gibt. Aktualisiert erscheint er mir deshalb, weil er Bezug auf die kürzlich durch amerikanische Wissenschaftler ins Spiel gebrachte Idee, auch nach Leben auf Siliziumbasis zu suchen, anspielt. In Bezug auf die Drake-Gleichung wird gesagt, dass die vor über 40 Jahren aufgestellte Gleichung die Möglichkeit von siliziumbasiertem Leben nicht berücksichtige.
http://de.wikipedia.org/wiki/Drake-Gleichung
(Drake hat seine Gleichung an einer Konferenz in Green Bank USA vorgestellt, jene Konferenz, auf die Du wohl anspielst, ispom, oder?)
Die Anzahl N von 'gleichzeitig' in unserer Galaxis lebenden Zivilisationen, welche in der Lage sind, interstellare Kontakte aufzunehmen, ergibt sich nach Drake aus
N = R * fp * ne * fl * fi * fc * L
R = Sternentstehungsrate pro Jahr
fp = davon jene Sterne mit Planeten
ne = davon jene Planeten in der Ökosphäre
fl = davon jene Planeten mit Leben
fi = davon jene Planeten mit intelligentem Leben
fc = davon jene Planeten, deren Zivilisation in der Lage ist, interstellaren Kontakt aufzunehmen
L = Lebensdauer einer unter fc fallende Zivilisation
Dass all diese Faktoren unsicher sind, ist klar. An der Eingrenzung der Unsicherheit bei den Faktoren R, fp und ne wird zur Zeit intensiv gearbeitet, und man kann davon ausgehen, dass man da in den nächsten Jahrzehnten wesentlich genauere Werte finden wird. Zu R liegen offenbar bereits Zahlen vor: Wiki sagt 4 bis 19. Ich könnte mir denken, dass Bynaus auch eine Bandbreite des Faktors fp kennt. Den Faktor ne hofft man mit der Suche nach extrasolaren Planeten bestimmen zu können; aber wie wir ja wissen, ist man da noch nicht fündig geworden. Wenn wir optimistisch sind, werden wir dereinst auch den Faktor fl mit einer gewissen Bandbreite bestimmen können.
Hingegen könnte man über die Faktoren fi und fc, erst quantitative Aussagen machen - wenn überhaupt - wenn man wirklich Kontakt mit Aliens gehabt hätte, vor Ort(fi) oder per Message (fc). Aber dann würden diese Faktoren vorübergehend wohl ohnehin nicht mehr interessieren, weil dann die Menschheit viel zu sehr mit eben diesen Aliens beschäftigt wären. Sollte sich der Kontakt mit diesen nach einer gewissen Zeit normalisieren, müsste der Faktor vielleicht auch gar nicht mehr gesucht werden, weil uns den die Aliens einfach mitgeteilt hätten.
Bereits nach dem gemässigten auf der Drake-Gleichung basierenden Modell müsste man optimistische Faktorgrössen, annehmen, um auf eine Lebensdauer L = 100'000 Jahre zu kommen. 100'000 Jahre, die nötig wären, damit die Wahrscheinlichkeit bestünde... nicht Aliens zu treffen, sondern - nach der Drake-Gleichung - lediglich, dass die Wahrscheinlichkeit bestünde, dass es ausser unserer Zivilisation in der Galaxis 'gegenwärtig' noch eine zweite geben könnte, die in der Lage wäre interstellaren Kontakt aufzunehmen.
Wenn man aber bedenkt, dass unsere fc-Zivilisation noch nicht mal 100 Jahre alt ist, will das etwas heissen: Man braucht da jene gehörige Portion Optimismus, von der auch albert, Toni und ispom schreiben, um überhaupt daran zu glauben.
Ich frage mich an dieser Stelle einfach, ob man sich nicht zuerst auf die Eingrenzung der Unsicherheit in den Faktoren eins bis vier der Drake-Gleichung konzentrieren sollte, bevor man sich Szenarien zu einer raumdeckenden Signalisierung unserer Existenz ausdenkt; denn bereits in absehbarer Zeit wäre man in der Lage, mit viel weniger, aber gezielten Signalen erfolgversprechende Erkundungsprojekte zu planen.
Herzliche Grüsse
Orbit