Das Doomsday-Argument

Bynaus

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@ralfkannenberg:

Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln, dass jede Gesamtlebenszeit mit gleicher Wahrscheinlichkeit auftritt.

Das ist ganz sicher nicht so. Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Lebenszeit innerhalb eines Jahres endet, "p" (mit p>0) ist, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass nach n Jahren die Gesamtlebenszeit nicht erreicht ist, mit (1-p)^n... Wenn aber p=0 ist, dann sind wir in dem einen trivialen Fall, dass die Menschheit unendlich lange lebt, die einzige Ausnahme, wo das DA immer zu einem falschen Ergebnis führt (weil gemessen an der Unendlichkeit jede Position extrem ist). Das DA macht nur Aussagen über Dinge mit endlicher Lebensdauer, also p>0.

@UMa

Das Alien hätte auch ganz gute Chancen, falls es wirklich zu einem völlig zufälligen Zeitpunkt auf die Meschheit trifft die Lebenzeit (hier, sonst als Mensch nur die Gesamtzahl der Menschen und nicht die Zeit) der Menschheit mittels DDA abzuschätzen, wenn es die bisherige Zeit erführe.

Na also. Nehmen wir also eine völlig beliebige Zeit, sagen wir, JETZT. Zu welchem Ergebnis kommt das Alien?

In meinem Beispiel der SZen sind die Beobachter nicht gleichberechtigt. die Mitglieder der glaktischen SZ wissen(!) das sie die 99,99999%ige zahlenmäßige Überlegenheit haben und wenden darum das DDA nicht an.

Warum sollten sie es nicht anwenden können? Die SZ weiss, wie lange sie schon existiert hat - sie kann dieses Wissen benutzen, um zu berechnen, wie lange sie noch weiter existieren wird. Ich sehe deinen Punkt nicht. Deine Argumentation macht überhaupt keinen Sinn für mich, tut mir Leid, ich sehe ja, dass du dir Mühe gibst, aber entweder bin ich zu dumm, oder du machst einen grundlegenden Fehler.

Das gleiche Problem, ist dass du nur deine Nummer kennst und nicht die von einem mit dem du das theoretische durchspielen willst. Könntest du nur von einem gleichverteilt zufällig ausgewähltem Menschen die Anzahl der Menschen die vor ihm lebten erfahren, könntest du tatsächlich mit dem DDA die Gesamtzahl der Menschen abschätzen.

Genau darum geht es doch.

Lass es mich nochmals ganz einfach formulieren, damit wir wir uns richtig verstehen. Das Doomsday-Argument ist ganz einfach, es macht keinerlei komplizierte Annahmen. Ein Beobachter betrachtet das Objekt A. Objekt A existiert schon X Jahre und hat auf jeden Fall eine endliche Lebensdauer L. Der Beobachter sagt sich: Ich weiss nicht, an welcher Stelle X der Lebensdauer von A ich mich befinde. Aber mit 95% Wahrscheinlichkeit befinde ich mich in den mittleren 95% seiner totalen tatsächlichen Existenzdauer. Mit je 2.5% befinde ich mich ganz am Anfang oder ganz am Ende. WENN ich mich gerade an der Grenze zwischen Anfang und Mitte befände, und X Zeit verstrichen ist, seit Objekt A entstanden ist, dann gilt aufgrund meiner Definition von Anfang und Mitte X = (1/40) * L, oder umgeformt, L = 40 * X. Wenn ich mich aber ganz am Ende der Mitte, an der Grenze zum Ende befinde, dann würde gelten X = (39/40) * L, oder umgeformt, L = X * (40/39). Jeder Wert dazwischen wäre ebenfalls typisch, also gilt: X * (40/39) < L < 40 * X, und zwar mit 95% Wahrscheinlichkeit. Wenn ich nun X kenne, dann kann ich nun L angeben, und zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%. Mit 5% Wahrscheinlichkeit hingegen irre ich mich. Damit kann ich leben.

Ob Objekt A nun das WTC, die chinesische Mauer, die Ausserirdische Zivilisation auf dem vierten Planeten von Delta Pavonis oder die Zivilisation auf dem dritten Planeten von Sol ist, spielt überhaupt keine Rolle.
 

Bynaus

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@aveneer: Wenn du nicht weisst, wie lange die Bakterienkolonie schon existiert, dann kannst du das DA nicht gebrauchen (du brauchst X aus dem oberen Beispiel). Wenn du aber zufällig an eine Bakterienkolonie herantrittst, und die Bakterienkolonie ein wohldefiniertes Ende hat, dann kannst du das DA durchaus anwenden.
 

ralfkannenberg

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ralfkannenberg schrieb:
Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln, dass jede Gesamtlebenszeit mit gleicher Wahrscheinlichkeit auftritt.
@ralfkannenberg:



Das ist ganz sicher nicht so. Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Lebenszeit innerhalb eines Jahres endet, "p" (mit p>0) ist, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass nach n Jahren die Gesamtlebenszeit nicht erreicht ist, mit (1-p)^n... Wenn aber p=0 ist, dann sind wir in dem einen trivialen Fall, dass die Menschheit unendlich lange lebt, die einzige Ausnahme, wo das DA immer zu einem falschen Ergebnis führt (weil gemessen an der Unendlichkeit jede Position extrem ist). Das DA macht nur Aussagen über Dinge mit endlicher Lebensdauer, also p>0.
Hallo Bynaus,

ja und nein ;)
p könnte eben auch sehr klein sein und ich behaupte sogar, dass p in der Realität sehr klein ist.

Dass in zahlreichen Anwendungen bzw. Beispielen eine gleichverteilte Existenzdauer gute Ergebnisse liefert ist ja ganz schön, dennoch sehe ich den Grund für diese Annahme nicht.

Dass Du keinen Anlass hast, daran zu zweifeln, ist zwar "nett", aber dennoch keine Begründung. Dass es zahlreiche Beispiele gibt, in denen man tatsächlich innerhalb der 95% liegt, ist auch ganz nett, aber dennoch kein "Beweis" für die Richtigkeit des DA. Hast Du wirklich wenigstens ungefähr 95 zufällig ausgewählte Beispiele durchgerechnet ? Vermutlich wären eher 1000 repräsentativ ausgewählte Beispiele erforderlich, um eine gewisse Heuristik begründen zu können.

Ansonsten dürfte es tatsächlich eine höhere Wahrscheinlichkeit für "frühe" Existenzzeiten geben und das DA lebt ja davon, dass man sich jenseits der "Frühzeit" bereits in der "Hauptzeit" befindet.

Wenn diese Annahme falsch ist - und für sehr kleine p geht es in diese Richtung - dann gelangen wir eben doch öfters in die "Frühzeit" und dann wird auch das DA falsch.

Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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p könnte eben auch sehr klein sein und ich behaupte sogar, dass p in der Realität sehr klein ist.

Aber nicht = 0, und das ist entscheidend. Es ist einfach so: wenn p sehr sehr klein ist, dann ist die Gesamtlebenszeit sehr lang, und unsere Position wird zunehmend extrem - extrem unwahrscheinlich. p muss also so beschaffen sein, dass unsere eigene Position nicht extrem unwahrscheinlich wird.

Hast Du wirklich wenigstens ungefähr 95 zufällig ausgewählte Beispiele durchgerechnet ? Vermutlich wären eher 1000 repräsentativ ausgewählte Beispiele erforderlich, um eine gewisse Heuristik begründen zu können.

Nein, das habe ich natürlich nicht, weil es - zumindest für mich - mathematisch gesehen völlig klar ist, dass dem so ist.

Wenn ihr wollt, kann ich dazu ein kleines php-Skript schreiben und ins Netz stellen. Ich würde folgendes Vorschlagen:

Eingabe: X = Zeitdauer, die das Objekt schon existiert, Y = mit welcher Sicherheit man eine Aussage machen will (90%, 95%...).
Ausgabe: Wie lange X mit Y Wahrscheinlichkeit noch existieren wird.

Alternativ: Eingabe: Z = Totale Existenzdauer des Objekts, Y (wie oben), N = Anzahl Durchspielungen
Ausgabe: Eine Liste von N zufällig ausgewählten Punkten z für die gilt 0 < z < Z, für die das DA durchgespielt wurde, mit dem Vermerk, ob die Voraussage per DA auch das richtige Ergebnis geliefert hat. Am Ende eine Zusammenfassung, wie oft (%) richtig getippt wurde, im Vergleich zu Y.

Würde euch denn eine solche Demonstration überzeugen?

Ansonsten dürfte es tatsächlich eine höhere Wahrscheinlichkeit für "frühe" Existenzzeiten geben und das DA lebt ja davon, dass man sich jenseits der "Frühzeit" bereits in der "Hauptzeit" befindet.

Lass mich die Frage von vorhin nochmals stellen: Warum soll die Chance, dass ich mir aus den 100 Stichprobenmenschen gerade einen der 5 herauspicke, die falsch getippt haben, >> 5% sein?
 

aveneer

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Hi Bynaus,
Wenn du nicht weisst, wie lange die Bakterienkolonie schon existiert, dann kannst du das DA nicht gebrauchen (du brauchst X aus dem oberen Beispiel). Wenn du aber zufällig an eine Bakterienkolonie herantrittst, und die Bakterienkolonie ein wohldefiniertes Ende hat, dann kannst du das DA durchaus anwenden.
Wie wäre es mit ca. 3,2 Milliarden Jahre? Ich kann aber auch eine Einzellene Bakterienzelle nehmen. Geburtsdatum „Jetzt“ – Totdesdatum: Kann man über die zu erwartende Mutationsrate berechnen. Nach n Teilungen sind soviele Mutationen entstanden, dass es sich nicht mehr weiter teilen kann = Tot.
Ansonsten könnte man auch Pantoffeltierchen nehmen, da ist es einfacher. Oder Mücken, Ratten…:rolleyes:
Wenn alle Ratten, Mäuse und Mücken aufgrund des Doomsdays weg sind, dann fange ich mir an Sorgen zu machen, denn dann können wir uns nur noch ca. 1 Billionen mal Fortpflanzen, denn diesen Vorsprung werden die Tiere jetzt schon haben.;)
Gruß
Aveneer
 

Bynaus

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Das Problem ist, dass du konkret sagen musst, worüber du eine Aussage treffen willst, und dann die entsprechende Existenzdauer bestimmen musst, um eine Voraussage zu machen. Du willst wissen, wie lange es noch Bakterien auf der Erde geben wird? Zwischen 3.5 Mrd / 40 und 3.5 Mrd * 39 Jahre, mit 95% Sicherheit. Das stimmt sogar, ohne die Existenzdauer der Erde zu berücksichtigen... Also: erst Population wählen, Alter bestimmen, DA anwählen. Und nicht alles Kraut und Rüben durcheinander... ;)
 

ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

ich habe mir über das Wochenende noch ein paar allerdings nur heuristische Gedanken gemacht, die ich Euch mitteilen möchte; allerdings komme ich mittlerweile auch zum Ergebnis, dass es nicht einfach sein wird, das DA zu widerlegen, zumal alle meine Überlegungen dem DA nicht widersprechen, sondern konform zu ihm sind.

1.) Irgendwie "glaube" ich es nicht, d.h. mein "Gefühl" sagt, dass die Annahme der Gleichverteilung der Existenzzeiten unzulässig ist, andererseits stellt sich auch die Frage, ob das - wenn es falsch ist - vielleicht nur ein bisschen ungenau ist

2.) Der Übergangszeitpunkt von der Frühzeit in die Hauptzeit spielt ja eine herausragende Rolle; wenn man die Wahrscheinlichkeit von 95% auf 99% erhöhen möchte, so hat das ja zur Folge, dass sich die zu erwartende Rest-Verweilzeit wesentlich erhöht; dadurch, dass wir keine Gleichheit, sondern ein "kleiner gleich" haben, wird das Ergebnis dadurch tatsächlich "besser".

3.) Könnte man nicht den Übergangszeitpunkt von der Hauptzeit in die Endzeit irgendwie für eine Aussage nutzen ?

4.) Es hat ja den Anschein, dass die meisten (wenigstens 95% davon ;) ) "Experimente" konform zum DA sind; ist das wirklich eine Folge des DA oder ist das nur ein "Zufall" und in Wirklichkeit liegt ein anderer Grund dafür vor ?


Tatsächlich scheint es nicht so einfach zu sein wie ich dachte, das DA zu widerlegen, und womöglich stimmt es sogar ...

Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
3.) Könnte man nicht den Übergangszeitpunkt von der Hauptzeit in die Endzeit irgendwie für eine Aussage nutzen ?
Hallo zusammen,

ich habe mir das jetzt mal mit dem Übergangszeitpunkt von der Hauptzeit zur Endzeit überlegt. Aufgrund der Definition der beiden Übergangszeitpunkte, also Frühzeit -> Hauptzeit und Hauptzeit -> Endzeit sowie der Gleichwahrscheinlichkeit aller Existenzzeiten sind die Frühzeit und die Endzeit gleich lang, d.h. man kann die gleichen Zahlen einsetzen.

Damit gelangt man zum Ergebnis, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% die berechnete bisherige Existenzzeit der betrachteten Entität gleich gross ist wie die Rest-Verweilzeit dieser Entität, wobei in beiden Fällen keine Gleichheit, sondern das "kleiner gleich" vorliegt.

Das Resultat ist insofern verblüffend, weil wir für den Übergangszeitpunkt Frühzeit -> Hauptzeit ja die bekannte bisherige Existenzzeit eingesetzt haben.

Setzen wir noch die Gottesformel ein, so erhalten wir mit 95% Wahrscheinlichkeit:

Rest-Verweilzeit <= 39 * bekannte bisherige Existenzzeit

sowie

berechnete bisherige Existenzzeit = Rest-Verweilzeit


Somit erhalten wir das meiner Einschätzung nach erstaunliche Resultat, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% gilt:

berechnete bisherige Existenzzeit <= 39 * bekannte bisherige Existenzzeit

Gleichzeitig aber wissen wir, dass innerhalb der Messgenauigkeit zu 100% gilt:

bisherige Existenzzeit = bekannte bisherige Existenzzeit, also ohne Faktor 39.

Fazit:
Obgleich ein Faktor 39 dazukommt, der aufgrund der Ungleichung die Wahrscheinlichkeit vergrössern sollte, wird sie kleiner zu 95% !


Was sagt ihr zu dieser Überlegung ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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Aufgrund der Definition der beiden Übergangszeitpunkte, also Frühzeit -> Hauptzeit und Hauptzeit -> Endzeit sowie der Gleichwahrscheinlichkeit aller Existenzzeiten sind die Frühzeit und die Endzeit gleich lang, d.h. man kann die gleichen Zahlen einsetzen.

Damit gelangt man zum Ergebnis, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% die berechnete bisherige Existenzzeit der betrachteten Entität gleich gross ist wie die Rest-Verweilzeit dieser Entität, wobei in beiden Fällen keine Gleichheit, sondern das "kleiner gleich" vorliegt.
Was ist die "Rest-Verweilzeit"? Was ist die berechnete bisherige Existenzzeit? Irgendwie muss da ein Wurm drin sein.
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Was ist die "Rest-Verweilzeit"? Was ist die berechnete bisherige Existenzzeit? Irgendwie muss da ein Wurm drin sein.

Hallo Ich,

hier findest Du die Grundlagen:

"Rest-Verweildauer" habe ich die Zeit genannt, die die Gottesformel errechnet, die "berechnete bisherige Existenzzeit" habe ich oben definiert und die ganze Idee ist dort beschrieben:

http://www.lrt.mw.tum.de/de/interessierte/fs_zukunft_im_all.phtml

Die weiteren von mir "definierten" Begriffe - mit dieser Notation kann ich mir das ganze einfach besser vorstellen:
Die "Frühzeit" sind die ersten 2.5% der Existenzzeit, die "Hauptzeit" die nächsten 95% und die "Endzeit" die letzten 2.5%.

Die "bekannte Existenzzeit" ist die Zeitdauer der "Frühzeit", die gemäss der Gottesformel mit 39 multipliziert die "Rest-Verweildauer" ergibt. Etwas aufpassen muss man mit der 95%-Signifikanz und der 95%-Wahrscheinlichkeit, dass man sich gerade in der Hauptzeit befindet; das muss nicht unbedingt dasselbe sein, man kann aber die Überlegung ohne die Verwendung der 95%-Signifikanz anstellen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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Naja, Frühzeit=Endzeit, soweit isses klar.
Mit der berechneten Existenzzeit komme ich nicht klar. Es wird ja vorausgesetzt, dass die bisherige Existenzzeit bekannt ist. Wenn für die auch nur eine Untergrenze wüsste, könnte man auch nur eine Untergrenze für die restliche Verweilzeit angeben, keine Obergrenze.
 

ralfkannenberg

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Naja, Frühzeit=Endzeit, soweit isses klar.
Mit der berechneten Existenzzeit komme ich nicht klar.
Hallo Ich,

das rechne ich analog zur Rest-Verweildauer, dieselbe Formel, nur statt dem Übergang Frühzeit -> Hauptzeit nehme ich den Übergang Hauptzeit -> Endzeit und rechne rückwärts.


Es wird ja vorausgesetzt, dass die bisherige Existenzzeit bekannt ist. Wenn für die auch nur eine Untergrenze wüsste, könnte man auch nur eine Untergrenze für die restliche Verweilzeit angeben, keine Obergrenze.
Das von mir genannte Resultat erhält man, indem man die Doomsday-Formel anwendet, einfach nur zurückrechnend statt vorausrechnend.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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Nein, ich komm immer noch nicht mit. Berechnete bisherige Existenzzeit
Du sagst, du rechnest rückwärts. D.h. das Ende ist bekannt, aber der Anfang liegt im dunklen?
Dann ist
Damit gelangt man zum Ergebnis, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% die berechnete bisherige Existenzzeit der betrachteten Entität gleich gross ist wie die Rest-Verweilzeit dieser Entität, wobei in beiden Fällen keine Gleichheit, sondern das "kleiner gleich" vorliegt.
unklar, weil die berechnete bisherige Existenzzeit einfach genau dieselbe ist wie die Gesamt-Verweilzeit im anderen Fall.
 

ralfkannenberg

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Nein, ich komm immer noch nicht mit. Berechnete bisherige Existenzzeit
Du sagst, du rechnest rückwärts. D.h. das Ende ist bekannt, aber der Anfang liegt im dunklen?

Hallo Ich,

das Ende ist zwar nicht bekannt, aber die Voraussetzungen der DA-Herleitung setzen die Dauer der Frühzeit gleich der Dauer der Endzeit.

Dann ist

unklar, weil die berechnete bisherige Existenzzeit einfach genau dieselbe ist wie die Gesamt-Verweilzeit im anderen Fall.

Genau, und auf diese Weise versuche ich ja, einen Widerspruch zu konstruieren und stelle diesen versuchten konstruierten Widerspruch zur Diskussion.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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das Ende ist zwar nicht bekannt, aber die Voraussetzungen der DA-Herleitung setzen die Dauer der Frühzeit gleich der Dauer der Endzeit.
Wenn das Ende nicht bekannt ist, du also mittendrin rückwärts rechnest, dann kannst du die Obergrenze gar nicht angeben. Irgendwie wär's gut, du würdest nochmal formulieren, was du meinst, ich komm so nicht mit.
 

galileo2609

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Nehmen wir 100 Menschen aus der gesamten Menschheitsgeschichte als Stichprobe und lassen sie das DA durchführen. 95% von ihnen werden mit ihrer Einschätzung richtig liegen.
Genau das ist der Witz am DA. Die Stichprobenzugehörigkeit macht's aus, dass man dabei nicht verlieren kann. ;)

Der DAA existiert, also ist es wahrscheinlich, zu einer großen Stichprobe zu gehören, was sich nicht mit einer ungewiss langen Zukunft der Population verträgt, da es sonst unwahrscheinlich wäre, zu dieser Stichprobe zu gehören. Wieder so ein Zirkelschluss, der sich witzigerweise für einen Cro-Magnonmenschen genauso plausibel anhört wie für einen unbekannten Nachfahren in ferner Zukunft. Witzlos an dieser ganzen Sache ist die völlige Beliebigkeit, die sich aus diesem 'Argument' ergibt.

Grüsse galileo2609
 

ralfkannenberg

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Aber nicht = 0, und das ist entscheidend. Es ist einfach so: wenn p sehr sehr klein ist, dann ist die Gesamtlebenszeit sehr lang, und unsere Position wird zunehmend extrem - extrem unwahrscheinlich. p muss also so beschaffen sein, dass unsere eigene Position nicht extrem unwahrscheinlich wird.

Hallo Bynaus,

mit dem Argument schliesst Du ja lange Gesamtlebensdauern gewissermassen von vornherein per definitionem aus !

Und warum sollte unsere Position mal mehr und mal weniger wahrscheinlich sein ? Aus naturwissenschaftlicher Sicht existiert der Homo sapiens, somit beträgt die Wahrscheinlichkeit seiner Existenz 100%, unabhängig davon, wie lange er noch anzutreffen sein wird.

Ich denke, das DA sollte für alle p gelten; wenn schon nicht für p=0 dann wenigstens für den Grenzübergang. Wobei der Fall p=0 eigentlich harmlos ist, weil da alles "unendlich" lange wird, oder ohne dieses mathematisch-hässliche Wort formuliert, weil da weder für die Dauer der Frühzeit, noch für die Hauptzeit und auch nicht für die Rest-Verweilzeit eine obere Schranke angegeben werden kann. Das steht zunächst einmal nicht im Widerspruch zum DA !


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Wenn das Ende nicht bekannt ist, du also mittendrin rückwärts rechnest, dann kannst du die Obergrenze gar nicht angeben. Irgendwie wär's gut, du würdest nochmal formulieren, was du meinst, ich komm so nicht mit.
Hallo Ich,

ok, ich will versuchen, alles nochmal in Ruhe zu formulieren; ausserdem habe ich zahlreiche "Zeiten" durch "Dauer" ersetzt.

1.Schritt: Definitionen
Gesamt-Existenzdauer: Hiermit ist die Zeitdauer gemeint, während der eine Entität existiert; der Einfachheit halber sei sie endlich, wobei m.E. der unendliche Fall trivial ist (siehe mein letzter Beitrag)
Rest-Verweildauer Hiermit ist die Zeitdauer gemeint, während der eine Entität von heutigen Tag an gezählt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (in unserem Beispiel 95%) existiert; diese Grösse wird mit dem DA berechnet.
FrühzeitDie zeitlich ersten 2.5% der Gesamt-Existenzzeit
HauptzeitDie zeitlich mittleren 95% der Gesamt-Existenzzeit
EndzeitDie zeitlich letzten 2.5% der Gesamt-Existenzzeit
bekannte bisherige Existenzzeit Die Zeitdauer, seit der es die Entität gibt; diese wird als bekannt vorausgesetzt
berechnete bisherige Existenzdauer Analog zur DA von mir berechnete bisherige Existenzdauer, mit der ich einen Widerspruch zu konstruieren versuche


2.Schritt: Voraussetzungen
1. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist nicht der Herstellungszeitpunkt der Entität
2. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist nicht der Aufhebungszeitpunkt der Entität
3. Während der Gesamt-Existenzzeit sind alle Zeitpunkte der gegenwärtigen Existenz gleichwahrscheinlich

Bemerkung: Ich persönlich vermute, dass Voraussetzung (3) unzutreffend ist; statt dessen setze ich eine Gleich-Wahrscheinlichkeit aller Gesamt-Existenzdauern voraus, zumindest in 1.Näherung für "nicht-allzulange" Zeiträume. Ein Beispiel möge das illustrieren: Tatsächlich dürfte es unwahrscheinlich sein, dass eine komplexe Entität eine Rest-Verweildauer in Länge des Alters des Universums aufweist; aber ich sehe nicht, warum die drei Rest-Verweildauern in Länge von 300'000 Jahren, 7 Millionen Jahren und 70 Millionen Jahren für den Homo sapiens verschiedene Wahrscheinlichkeiten aufweisen sollten. Das aber hätte zur Folge, dass der Zeitpunkt der gegenwärtigen Existenz mit grösserer Wahrscheinlichkeit in der Frühzeit liegt, d.h. (3) nicht erfüllt ist.


3.Schritt: Doomsday-Argument
Es seien obige Voraussetzungen erfüllt. Dann gilt:
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% ist die Rest-Verweildauer <= 39 * (Dauer Frühzeit)

Beweis: Aufgrund Voraussetzung (3) befindet sich die betrachtete Entität mit 95% Wahrscheinlichkeit irgendwo in der Hauptzeit.
=(95%)=> Rest-Verweildauer zum gegenwärtigen Zeitpunkt <= Rest-Verweildauer zum Zeitpunkt des Überganges von Frühzeit -> Hauptzeit

Es gilt: Rest-Verweildauer zum Zeitpunkt des Überganges von Frühzeit -> Hauptzeit = 39 * (Dauer Frühzeit), weil zum Zeitpunkt des Überganges von Frühzeit -> Hauptzeit 1/40 der Gesamt-Existenzdauer bereits vergangen und noch 39/40 der Gesamt-Existenzdauer nicht vergangen sind.

Somit gilt mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%:
Rest-Verweildauer zum gegenwärtigen Zeitpunkt <= Rest-Verweildauer zum Zeitpunkt des Überganges von Frühzeit -> Hauptzeit = 39 * (Dauer Frühzeit), also Rest-Verweildauer zum gegenwärtigen Zeitpunkt <= 39 * (Dauer Frühzeit), was zu zeigen war.


4.Schritt: Heuristik: Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von 95% auf 99%
Eine einfache Rechnung zeigt, dass bei Erhöhung der Wahrscheinlichkeit die Rest-Verweildauer grösser wird; da aber eine Ungleichung angegeben wird, ist die tatsächliche Rest-Verweildauer kleiner gleich der mittels DA berechneten Rest-Verweildauer, d.h. dieses Resultat ist richtig.


5.Schritt: Berechnung der bisherigen Existenzdauer aus dem Übergang Hauptzeit -> Endzeit
Aufgrund des Modelles gilt Dauer der Frühzeit = Dauer der Endzeit.
Das kann man nutzen, um völlig analog die bisherige Existenzdauer mittels DA zu berechnen:

Es seien obige Voraussetzungen erfüllt. Dann gilt:
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% ist die bisherige Existenzdauer <= 39 * (Dauer Frühzeit)

Beweis: Aufgrund Voraussetzung (3) befindet sich die betrachtete Entität mit 95% Wahrscheinlichkeit irgendwo in der Hauptzeit.
=(95%)=> bisherige Existenzdauer zum gegenwärtigen Zeitpunkt <= bisherige Existenzdauer zum Zeitpunkt des Überganges von Hauptzeit -> Endzeit

Es gilt: bisherige Existenzdauer zum Zeitpunkt des Überganges von Hauptzeit -> Endzeit = 39 * (Dauer Endzeit), weil zum Zeitpunkt des Überganges von Hauptzeit -> Endzeit schon 39/40 der Gesamt-Existenzdauer vergangen sind und nur 1/40 der Gesamt-Existenzdauer noch nicht vergangen sind. Da Dauer Endzeit = Dauer Frühzeit, gilt:
bisherige Existenzdauer zum Zeitpunkt des Überganges von Hauptzeit -> Endzeit = 39 * (Dauer Frühzeit)

Somit gilt mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%:
bisherige Existenzdauer zum gegenwärtigen Zeitpunkt <= bisherige Existenzdauer zum Zeitpunkt des Überganges von Hauptzeit -> Endzeit = 39 * (Dauer Frühzeit), also bisherige Existenzdauer zum gegenwärtigen Zeitpunkt <= 39 * (Dauer Frühzeit), was zu zeigen war.

6.Schritt: Interpretation
Die bisherige Existenzzeit wird als bekannt vorausgesetzt. Da nicht-negative Zahlen vorliegen, wird eine Gleichung nicht falsch, wenn man sie mit durch Ungleichung ersetzt. Die Wahrscheinlichkeit der Erfüllung dieser Ungleichung wird nicht kleiner, wenn man die grössere Seite der Ungleichung mit einem Faktor 39 multipliziert.

Das Doomsday-Argument aber reduziert die Wahrscheinlichkeit von 100% auf 95%.

Das muss nicht notwendig ein Widerspruch sein, da ein Ereignis, das mit 100% Wahrscheinlichkeit eintritt, natürlich auch mir über 95% Wahrscheinlichkeit eintritt, aber eben: ich möchte dieses Resultat einfach mal zur Diskussion stellen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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Ich

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Hi Ralf,

Ich glaube jetzt, bis einschließlich Schritt 5 mitgekommen zu sein, wobe ich aber manche der Wahrscheinlichkeiten von 95% als 97,5% schreiben würde, weil nur von einer Seite her beschränkt wird.
Z.B. stimme ich überein, dass
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,5% ist die bisherige Existenzdauer <= 39 * (Dauer Frühzeit)
(Fette Änderung von mir)
gilt.
Allerdings verstehe ich
Das Doomsday-Argument aber reduziert die Wahrscheinlichkeit von 100% auf 95%.
nicht.
Die einzige Wahrscheinlichkeit von 100%, die mir in dem Zusammenhang einfällt, ist
"Mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% ist die bisherige Existenzdauer <= 40 * (Dauer Frühzeit)."
Aber das ist konsistent mit der vorherigen Aussage über 97,5%.
 
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aveneer

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Hallo Zusammen,
das habe ich noch nie über eine Theorie gesagt, aber
das ist echter ……:confused: ich kann es wieder nicht sagen:).
In 7,2 Millionen Jahren kann der Mensch immer noch davon ausgehen, dass er die bisherige Existenzdauer mit 39 Multiplizieren kann. Und dann wieder….
Und wenn einer der „überfälligen“ Super-Vulkane loslegt, dann sterben alle höheren Lebewesen auf einmal und abhängig von ihrer bisherigen Existenzdauer.
Viele Tierarten sind bisher ausgestorben während andere schon vorher existierten und noch immer leben.
Die Existenzdauer eines Lebewesens hängt nur von der Umwelt ab. Manche sterben aus andere entstehen, andere leben seit Millionen von Jahren.

Gruß
Aveneer
 
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