Da wir sinnigerweise den Thread hier weiterführen will ich als erstes kurz auf die auf meinen letzten Beitrag erhaltenen Antworten eingehen;
@Lina-Inverse:
Ich stelle die Frage welches p% ich wählen muss um für ein bekanntes N eine optimale Chance auf eine richtige Antwort zu bekommen. Muss ich dein "Nein" so verstehen das p% für diese Frage ohne Einfluss ist? Ich glaube du hast meine Frage falsch verstanden.
Nein, ich glaube nicht.
Du kannst frei festlegen wie "sicher" Du es haben willst, das Ergebnis wird halt umso ungenauer.
Das sind auch keine zwei Kurven die sich irgendwo schneiden und wo man sagen könnte "so, das nehmen wir".
Wenn Du ein "Optimum" aus Sicherheit und Begrenztheit des ERgebnisses willst wirst Du mathematisch nicht weiterkommen.
Mit welchem Argument würdest Du z.B. folgenden Fall behandeln:
Du hast (irgendwie) einen Wert der Dir als Optimum erscheint, sagen wir 99%. Darauf antwortet jemand: "Ist mir nicht sicher genug. Ich nehme 99,9%."
Daher bleibt es dem persönlichen Geschmack überlassen.
Pauschal erstmal jedem Unverständnis zu unterstellen ist nicht nett. Besonders da ich das DA gar nicht auf die Zeit angewendet habe, oder irgendwas behauptet habe das im Widerspruch zu deinen Ansichten steht.
Ich wollte nicht unhöflich sein und wenn ich meine zu sehen daß aus den Argumenten hervorgeht, daß da etwas prinzipiell nicht verstanden wurde, dann sage ich das in der Hoffnung, der andere durchdenkt den prinzipiellen Mechanismus nochmal.
Deine Argumentation war ja, daß die Neanderthaler allesamt falsch liegen.
(Wieso eigentlich immer Neanderthaler? Die würde ich nichtmal in die Referenzklasse mit einbeziehen)
Es ist ja aber völlig logisch, daß all jene am Anfang und am Ende falsch liegen. Wir selbst könnten genauso falsch liegen wie die Steinzeitmenschen.
Die uns heute vorliegende Information "Mensch 1 bis 3.000.000.000 lagen falsch bei 95%-Annahme bringt uns daher fürs DA keine Information.
Ob wir selbst genauso falsch liegen wie ein Stinzeitmensch der das DA anwendet weiß man erst wenn genug Menschen nach uns geboren wurden.
Ich weiß z.B. heute schon daß ich definitiv nicht zu den letzten 2,5% aller Menschen gehöre da seit meinem Geburtsjahr 1974 mittlerweile über 3 Milliarden Menschen hinzukamen.
Das ist eine Information die sich dagegen einbauen läßt.
Dann will ich jetzt mal das DA auf die Zeit anwenden: Wie lange wird die Menschheit existieren? Ich wähle mal willkürlich 50'000 Jahre für die Zeitdauer die wir schon existieren, weil ich zu faul bin für das Beispiel einen konkreten Wert zu suchen. p% sei (mittlere) 95%. Unser per Definition zufälliges Sample ist: heute.
Also existiert die Menschheit noch 1'250 bis 2'000'000 Jahre, mit 95% Wahrscheinlichkeit das die tatsächliche Lebensdauer der Menschheit in diesen Rahmen fällt. Einverstanden?
Daß Du überhaupt den Versuch machst, das DA völlig unverändert auf die Zeit anzuwenden zeigt mir leider, daß Du es tatsächlich von Grund auf nicht verstanden hast -
denn das ist ganz einfach nicht möglich.
Das ist wie wenn Du ausrechnest, wieviel Sprit Du bis nach Hamburg brauchst und dann mit dem Fahrrad fährst.
Die einzige Möglichkeit das DA auf die Zeit umzurechnen ist es, eine Annahme über die zukünftige Entwicklung der Geburtenrate mit dem Ergebnis des Geburtsränge-DA zu verknüpfen. Mit dem DA an sich hat das aber schon nichts mehr zu tun - das mußt Du vorher machen und zwar mit den Geburtsrängen.
Nach allen Argumenten die bisher in diesem Thread genannt wurden, sind beide Rechnungen gleich "gut"
Sind sie nicht und das kann ich zeigen:
Behauptung:
Beim Zahlen-DA macht ein unbekannter Entstehungszeitpunkt der Menschheit kaum einen Unterschied, beim Zeiten-DA macht diese Unsicherheit das Ergebnis beliebig ungenau.
Grundannahme: Von 10.000 v.Chr. bis heute hätten ca.50 Mrd. Menschen gelebt (die Zahl an sich ist ziemlich wurst, wichtig ist was nun kommt):
Annahme 1:
Erster Mensch erschien vor 1.000.000 Jahren, Geburtsrate bis vor 10.000 Jahren etwa bei 100 pro Jahr.
Das Zahlen-DA hat hier eine Größe von 100.000.000 Menschen für diese Zeit, also eine Gesamtgröße von 50,1 Mrd. Menschen.
Das Zeiten-DA überspannt 1.000.000 Jahre.
Annahme 2:
Erster Mensch erschien vor 10.000.000 Jahren, Geburtsrate bis vor 10.000 Jahren etwa bei 100 pro Jahr.
Das Zahlen-DA hat hier nun eine Größe von 1 Mrd. Menschen für diese Zeit, also eine Gesamtgröße von 51 Mrd. Menschen, was kein großer Unterschied ist zu Szenario 1. Das Ergebnis ist praktisch das gleiche.
Das Zeiten-DA überspannt hier nun aber 10.000.000 Jahre - das zehnfache! Und es wird entsprechend ungenau.
Annahme 3:
Wir machen den ersten Menschen bei 10.000 v.Chr. fest.
Zahlen-DA: 50 Mrd. Menschen.
Zeiten-DA: 12.010 Jahre. Das Zeiten-DA wankt also um den Faktor 800. Das Zahlen-DA nur um 2%.
Wir dürfen nicht vergessen daß das DA ja durchaus exakt EINE Information voraussetzt: den Geburtsrang. Und hier hilft uns tatsächlich das aus der Archäologie erworbene Wissen, daß:
-Die Menschheit in etwa 1-5 Millionen Jahre alt ist
-UND in prähistorischer Zeit keine großartige Bevölkerungsexplosion stattfand, die das Zahlen-DA aus dem Gleichgewicht bringen würde.
Natürlich würde das Zahlen-DA ebenso unzuverlässig sein wenn wir auf einmal herausfinden würden daß vor 100.000 Jahren viele Milliarden Steinzeitmenschen lebten - weil es unseren Geburtsrang nachhaltig verändern und verunsichern würde. Das ist aber nicht der Fall.
Das DA wird also möglich durch unsere Kenntnis der bisherigen Bevölkerungsentwicklung
aber es setzt KEINE Kenntnis zukünftiger Bevölkerungsentwicklung voraus. Das ist glaube ich auch ein oft mißverstandener Punkt.
@Monod:
Das Ergebnis ist nicht unzulässig, sondern die Anwendung auf die Realität. Ein Geburtsrang ist für sich allein genommen keine Eigenschaft, auch wenn der nackte Zahlenwert der Realität entnommen ist.
Aha; Wenn Du auf edm Markt sagst Du hättest gerne fünf Äpfel, erwartest Du dann eine Antwort wie "Fünf ist keine Eigenschaft, damit kann ich nichts anfangen weil es nicht Teil der Realität ist."?
Das ist nicht weit hergeholt: kein einziger der Äpfel ist irgendwie "fünf". Du mußt sie aber zählen wenn du sie irgendwie anwenden willst (z.B. auf die Kinder verteilen). Nichts anderes wird beim zählen der Menschen gemacht.
antworte ich schlicht mit: Nichts.
Das ist eine Antwort die ich leider nur von einem Crackpot erwartet hätte, für den ich Dich aber überhaupt nicht halte; es muß einem doch bei jeglicher offener Diskussion klar sein, wovon man sich überzeugen lassen würde? Ich habe die Argumente klargestellt, die mich überzeugen würden. Sich so zu verabschieden finde ich komplett destruktiv.
Dann noch ein paar worte zu dieser "Zyklischen Spezies";
Wie schon gesagt ist die Vorraussetzung der korrekten Anwendung des DA, daß wir unseren Geburtsrang Größenordnungsmäßig gut kennen.
Sollte es die Menschheit vor 1 Milliarde Jahren schonmal gegeben haben, mit ähnlich vielen Individuen wie heute, dann ist das DA für die Katz - und zwar weil unsere Information falsch ist.
Ist unser Geburtsrang aber halbwegs korrekt, ist völlig egal ob nach uns noch irgendwelche Zyklen kommen,
da es genauso unwahrscheinlich ist, im allerersten Zyklus zu leben wie es unwahrscheinlich ist, ganz am Anfang der Menschheit zu leben.
Es ist völlig egal, wie ich die evtl. noch kommenden Menschen sortiere, umordne, zu Zyklen häufe oder oszillieren lasse: Addiert man alle Menschen am Ende des Universums zusammen ist es immer zu 2,5% wahrscheinlich, zu den ersten 2,5% gehört zu haben.
Gruß Alex