Hallo alle miteinander,
schön, dass meine Beiträge bei den Lesern so gut ankommen. Ich möchte mich für die lobenden Worte an dieser Stelle bedanken und werde mich weiterhin bemühen, sachlich fundierte Beiträge abzuliefern. Deshalb gleich zum Thema:
Es steht natürlich außer Frage, dass - wenn es mal entstanden ist - es sehr „flexibel“ ist durch Selektionsdruck auf Veränderungen zu reagieren.
Richtig. Und wenn es sich erweisen sollte, dass das LHB vor 3,9 Milliarden Jahren tatsächlich von frühen Lebewesen überstanden wurde, die im Verlauf der rund 500 Millionen Jahren zuvor in einer ruhigeren Phase entstanden sind, dann ist es zumindest nachvollziehbar, dass das die Vorfahren der heutigen Archaeen gewesen sind sowie einige hyperthermophile Bakterien. Beide gelten aufgrund der festgestellten Unterschiede in den Gensequenzen als älteste Organismengruppen. Denkbar ist, dass nach dem Ende des LHB die wieder kühler gewordenen Regionen der Erde als Nische erschlossen wurden und aufgrund der erheblich größeren Areale ein Radiationsschub einsetzte, der zunächst die Bakteriendomäne in Richtung heutige Vielfalt komplettierte (einschließlich der Cyanobakterien, die die Photosynthese nutzten) und später die Domäne der Eukaryoten entstehen ließ (nachdem die Ozeane mit Sauerstoff gesättigt waren und dieser nicht mehr gebunden wurde). Kurz: Wenn Leben erst einmal entstanden ist, wird man es so schnell nicht wieder los
Zur Panspermie:
Die abgefahrenste Theorie dazu stammt von Francis Crick ("Gelenkte Panspermie"), die er in seinem Buch "Das Leben selbst" vorstellte: Vertreter einer außerirdischen Zivilisation schicken Kapseln mit Mikroben auf die Reise und infizieren damit Planeten, die bereits eine Ursuppe aufweisen. Damit ist sichergestellt, dass sich das Leben des Ursprungsplaneten im Kosmos ausbreitet und nach hinreichend langer Zeit weitere Zivilisationen entstehen. Über Umwege ist damit eine gewisse Unsterblichkeit der Ursprungszivilisation gesichert. Als Belege gab Crick u.a. die Universalität des "genetischen Codes" an sowie die essenzielle Bedeutung des Spurenelements Molybdän für einige Proteine in Schlüsselfunktion - hierzu muss man wissen, dass Molybdän auf der Erde äußerst selten ist, so dass man sich wundern muss, warum gerade darauf in der Biochemie zurückgegriffen wird.
Verglichen mit der Möglichkeit, dass Gesteinsbrocken von einem anderen belebten Planeten über interstellare Entfernungen auf die Erde gelangten, ist Cricks Version die erfolgsträchtigere. Rechnet man seit dem Urknall eine Milliarde Jahre Entwicklungszeit für Sterne und schwere Elemente ab, dann kann es bereits acht Milliarden Jahre vor der Entstehung der Erde zur Entwicklung erster Lebewesen im Universum gekommen sein. Geben wir noch drei Milliarden Jahre hinzu, um Raumfahrer entstehen zu lassen, dann könnten bereits vor 9,5 Milliarden Jahren die ersten Mikrobenkapseln auf die Reise geschickt worden sein - auf der Suche nach frisch entstandenen Planeten. Vom Zeithorizont her würde Cricks Annahme aufgehen, aber wie will man Bestätigungen dafür finden, dass es eine gelenkte Panspermie gegeben hat? Meines Erachtens entfernt man sich hierbei zu weit von dem, was wissenschaftlich geboten ist, denn das eigentliche Problem, herauszufinden, wie Lebewesen entstanden sind, wird damit nicht gelöst. Dasselbe gilt für die ungelenkte, zufällige Panspermie, die zusätzliche Probleme aufwirft hinsichtlich Strahlenbelastung, Kälte, Vakuum usw.
Dort wird berichtet, dass an heißen Quellen mit einer Durchmischung von Gesteinsmehl viele kleine, poröse Gesteinskügelchen entstehen. In diesen würden sich bevorzugt organische Stoffe ablagern und sammeln und so die Entstehung des Lebens begünstigen.
Das sind die sogenannten "Bubbles", die in den Arbeiten von Russel u.a. eine zentrale Rolle spielen. Problematisch ist hier der Prozess der Ablösung von der Schlotwand. Es ist schwer nachzuvollziehen, wie sich auf der Innenwand dieser Bubbles eine Membran bilden kann, deren Interaktion mit dem Umgebungswasser zudem noch die Hürde der - wenn auch dünnen - Gesteinsschicht überwinden muss. Die Gesteinsschicht bildet für sich bereits eine wirksame Filterung, die semipermeabel ist. Es ist weiterhin schwer zu erklären, wie Lipide in diesem Umfeld überhaupt entstehen und sich zu Vesikeln formen können, da dort ein kontinuierlicher Wasserstrom erfolgt. Die "Sandwich-Methode" von Deamer erscheint mir plausibler, weil leichter gangbar. Doch diese erfordert ein peiodisches Austrocknen und Wiedervernässen.
Gibt es eigentlich eine interdisziplinäre Definition, was Leben überhaupt ist?
Nein, aber die beste, die ich bislang gefunden habe, ist diese:
Lebewesen sind Systeme, die in der Lage sind, ihren Zustand hoher Ordnung in einer Umgebung niedrigerer Ordnung selbsttätig zu erhalten und zu vermehren. (frei nach Libbert: Kompendium der Biologie) Das schließt mögliche außerirdische Lebensformen mit ein, die auf einer anderen Bochemie beruhen.
Viele Grüße!