Hallo lynx,
Doch sollte es möglich sein, mittels eigener Mikroben und technisch das Ökosystem "urbar" zu machen - oder nicht? (Orthographie zum Zweck der leichteren Lesbarkeit wiederhergestellt)
Dazu müsste man den Planeten sterilisieren, um wirklich alle Reste der dort evolvierten und demzufolge dort angepassten Organismen auszulöschen. Denn wenn diese aus irgendwelchen verbliebenen Nischen wieder hervortreten, machen sie mit ihrer spezifischen Biochemie der künstlich dorthin verbrachten Mikrobenaussaat wirksam Konkurrenz bis hin zur völligen Assimilation.
Weiterhin ist zu bedenken, dass eine "Urbarmachung" sehr lange dauern dürfte, da sich dorthin verbrachte höherentwickelte Lebewesen (Pflanzen, Pilze und Tiere) zunächst ausbreiten, Nischen erschließen und schließlich ein in sich stabiles ökologisches Gleichgewicht erzeugen müssten, das zugleich für Menschen lebensfreundlich ist. Erfahrungsgemäß funktioniert höheres Leben jedoch nur auf der Basis niederen Lebens - also müssten die zur "Urbarmachung" nötigen Mikroben mit ausgesetzt werden, damit z.B. Bodenbildung funktioniert. Nur mal eben eine Ladung Mist abladen genügt da eben nicht.
Weiterhin: Lebewesen bedürfen eines wirksamen UV-Schutzes, also einer Ozonschicht. Der auserwählte Planet müsste bereits über eine solche verfügen. Dies setzt jedoch einen biochemischen Mechanismus voraus, der analog zur irdischen Photosynthese funktioniert (aber chemisch gänzlich anders ablaufen kann!). Dieser Mechanismus kann nur global wirksam werden, wenn sich eine Biosphäre auf dem Planeten etabliert hat und die Hydrosphäre und Podosphäre durchsetzt - auf der Erde hat es ca. 1,5 Milliarden Jahre gedauert, bis der Sauerstoff aus den Meeren an die Atmosphäre abgegeben wurde und sich dort anreichern konnte. Im Laufe dieser Zeit ist die Evolution schon so weit fortgeschritten, dass Neuankömmlinge mit exotischer Biochemie (und nichts anderes wären ausgesetzte irdische Organismen auf einem anderen Planeten) keine Chance hätten, sich durchzusetzen. Sie würden abgebaut, verdaut und assimiliert werden. Die Reste düngen dort den Boden und das war es dann auch schon mit dem Versuch der "Urbarmachung".
"Terraforming" bereits belebter Planeten - auch und gerade wenn sie eine für uns atembare Atmosphäre inklusive Ozonschicht haben - ist wegen der bereits besetzten Nischen undurchführbar. Radiert man die Nischen in einer Radikalkur aus (Sterilisierung), dauert es zu lange, bis sich eine neue Biosphäre etabliert hat. Die zu erwartende Radiation bedeutet zugleich einen Evolutionsschub, der zu unvorersehbaren Resultaten führen muss - einschließlich solcher, die sich als für Menschen bedrohlich erweisen (z.B. neue krank machende Bakterien und Viren). Als weitaus kostengünstiger, kurzfristiger und weniger aufwändig wird sich der Bau neuer Habitate erweisen, um einem etwaigen Bevölkerungsdruck entgegenzuwirken (Geburtenkontrolle tut es übrigens auch, aber das nur nebenbei ...)
Viele Grüße!