Hallo Mahananda,
Mahananda schrieb:
schon möglich, dass man rein ingenieurtechnisch bereits jetzt in der Lage ist, künstliche Habitate anderweitig zu positionieren. Ich befürchte jedoch, dass diese ebenso glorreich scheitern wie „Biosphere II“.
das ist richtig. Es ist aber, so wie ich gelesen habe, auch richtig, dass sie nicht durch eine prinzipielle Hürde gescheitert ist, sondern durch identifizierte Konstruktionsfehler. Alle Deine Bedenken zu den Habitaten.
Mahananda schrieb:
... Welche Spezies setzen sich in einer notgedrungen „Instant-Light-Biosphere“ letztlich durch? Haben wir am Ende ein riesiges Brennessel-Habitat, ...
sind nicht prinzipiell anderer Natur, als sie auch für die Erde als Habitat gelten. Das kann uns genau so gut, wenn vielleicht auch nicht so leicht, hier auf der Erde, ebenso passieren. Es gilt zu erforschen, welche Kriterien für ein ausreichend stabiles Habitat erfüllt sein müssen. Dazu gehören auch solche Dinge, wie eine Mindestgröße. Es gibt aber auch keine zwingende Notwendigkeit dafür, dass gleich das erste von Menschen gebaute Habitat eine Überlebensfähigkeit wie eine planetare Biosphäre haben muß.
Das sog. Terraforming der uns bekannten Planeten und Monde erscheint mir, im Vergleich zu Habitaten deutlich aufwändiger.
Zur Überbevölkerung habe ich schon mehrfach Stellung genommen. Ich betrachte auch eine Ausbreitung des Lebens der Erde ins All hinaus, nicht als eine Entspannung des Bevölkerungsdruckes. Dieses Problem lösen wir entweder hier und selbst, oder das Problem löst sich selbst. Dann allerdings nicht unbedingt so, wie es uns genehm ist.
Mahananda schrieb:
Die finanziellen Mittel, die bei solchen Projekten aufgewandt werden müssten, wären für [fast beliebiger Inhalt], sinnvoller investiert.
Du hattest hier die Artenvielfalt eingesetzt.
Das ist das Argument für die Ente, nicht aufzufliegen, sonder ruhig sitzen zu bleiben, um nicht entdeckt zu werden. Der Hund wird schon vorbeilaufen. Das mag sogar richtig sein, schließlich verbraucht der Start Energie. Aber wehe, wenn nicht, denn dann war diese Entscheidung ein tödlicher Fehler. Wir sind, ‚gefangen’ auf unserer Erde, in der Situation einer ‚sitting duck’ und wir könnten (natürlich nicht bis nächsten Freitag) etwas daran ändern. Es ist wie eine Versicherung. Passiert nichts, war’s rausgeschmissenes Geld.
Mahananda schrieb:
Nun noch einmal kurz zur Transformation des Bewusstseins auf nichtbiologische Substrate: Wenn so etwas gelingen sollte, dann wäre dies der einzig gangbare Weg, der irdischen Biosphäre auf Dauer zu entkommen, um neue ökologische Nischen als Siedlungsraum zu erschließen – ganz ohne Terraforming und/oder künstliche Habitate
Dem halte ich entgegen: Das Leben, das die Meere verlassen hat, hat nicht auf Wasser verzichtet. Und noch wichtiger: Es ist nicht der einzig gangbare Weg. Er mag der ökonomischste sein, wenn er überhaupt einmal gefunden wird. Er könnte aber auch genau so gut eine Sackgasse sein, wenn uns z.B. diese Trennung nicht gelingt.
Ein weiteres, nur scheinbar zwingendes Argument möchte ich hier in seiner, zumindest kurzfristigen Gültigkeit, in Frage stellen. Bisher ist die Lebensdauer einzelner Spezies, bis auf wenige Ausnahmen, immer auf ‚kurze’ Zeitspannen begrenzt gewesen. Bei konventioneller Entwicklung gibt es auch keinen Grund, warum das für Menschen anders sein sollte. Nun sind wir allerdings die erste Spezies, die wahrscheinlich in die Lage kommen wird, ihre biologische Entwicklung gezielt zu planen und nicht nur dem Zufall überlassen muß. Die sich daraus ergebenden neuen Rahmenbedingungen, können wir nicht wirklich absehen, und gerade hier schießen natürlich auch unsere Spekulationen und auch unsere Ängste ins Kraut. Und sie werden natürlich auch, je nach Persönlichkeit unterschiedlich gewichtet.
@Orbit: In diesem Zusammenhang kann ich zwar Deine Kritik Orbit, an Bynaus Art der Darstellung nachvollziehen, entspricht sie in Teilen ja auch meinen eigenen, bereits vorgetragenen Ängsten. Jedoch die dabei explizit unterstellte faschistoide oder kalte Einstellung zum Leid anderer Menschen, ist in meinen Augen nur die mit schlafwandlerischer Sicherheit getroffene Wahl, der denkbar schlechtesten Motivinterpretation. Hier frage ich mich allerdings (nicht zum ersten Mal), wie Du Orbit, damit ein glücklicher Mensch sein kannst?
Ich kenne Bynaus auch nur durch seine Posts. Der Eindruck der daraus entsteht, kann natürlich völlig am wirklichen Bynaus vorbei liegen. Aber alles was ich bisher von ihm gelesen habe, hat bei mir nicht den leisesten Verdacht einer solchen Einstellung erweckt. Das mag daran liegen, dass der Begriff faschistoid bei mir, entsprechend Jonas Post dazu, ganz anders besetzt ist, als bei einem Schweizer Staatsbürger. Für kaltblütig kann ich mir das aber schon nicht mehr ohne weiteres vorstellen. Es geht für mich z.B. fast zwingend einher, eine radikale, kompromisslose, Schwächen verachtende und bis zur Dummheit vereinfachende Weltsicht. Nichts davon kann ich in Bynau’s Posts finden. Im Gegenteil. Selbst zum größten Schwachkopf bleibt er höflich und um Aufklärung bemüht. Was mir trotz meines höheren Alters, nicht so gut gelingt.
In meinen Augen hast Du mit Deiner Einschätzung der Folgen solch einer Entwicklung viel eher recht als Bynaus. Aber keiner von uns kann die Folgen wirklich überschauen. Damit erkenne ich aber viel eher den typischen Alterskonflikt (alt = konservativer Betonkopf) (jung = blind revoltierender Heißsporn) keiner für sich, ist gut beraten.
Herzliche Grüße
MAC