Maurice Allais - Mystifizierung der Relativitätstheorie

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galileo2609

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mac schrieb:
[...] Allerdings glaube ich, daß die, hier beschriebene ad hoc Aussage von Herrn Allais möglicherweise zu voreilig war. Ohne Herrn Allais jetzt etwas unterstellen zu wollen, er wäre nicht der Erste, der sich durch eine (scheinbar) banale Störung in die Irre leiten läßt. [...]

Hallo Mac, hallo Forum,

ich habe mir heute die von Jocelyne Lopez verlinkte 'Präsentation von Maurice Allais über die Relativitätstheorie', vom 10. Mai 2006 im "Maison des Polytechniciens" in Paris als Einstand meiner Aufarbeitung durchgelesen.

Ich muss gestehen, ich war schockiert! Wenn man hier noch von Voreiligkeit reden möchte, dann ist sie eindeutig durch Betriebsblindheit in Verbindung mit Vorsatz verursacht.

Ich werde zu diesem 95-Seiten-Papier noch eine Rezension verfassen. Soweit aber vorweg: Der von Maurice Allais in diesem paper ausgewalzte Text ist von einer solch platten Banalität und gleichzeitig von einem erschreckenden Missionsgedanken beseelt, die zu denken geben. Er ist ein hunderprozentiger 'crank', aber einer von der schlimmsten Sorte. Dazu spricht aus seinen Seiten eine Eitelkeit, die einem 95jährigen grauen 'Kritker' besser fern liegen sollte.

Ein denkwürdiges Dokument! Details in Kürze.

Grüsse galileo2609
 

mac

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Hallo galileo,

Danke für die Klarstellung! Ich kannte bisher nur die kurzen Info's hier aus diesem Forum und wollte, mit einer solchen Basis, niemanden verurteilen.

Das was Du uns hier mitteilst, ist wirklich sehr bedauerlich.

Herzliche Grüße

MAC
 

M_Hammer_Kruse

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Hallo galileo,

très intéressant. Mangels Französichkenntnissen habe ich die genannten Dokumente bislang noch nicht einmal geöffnet.

Ich bin gespannt.

Gruß, mike
 

ralfkannenberg

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M_Hammer_Kruse schrieb:
Mangels Französichkenntnissen
Ja ... - die eine Arbeit von Ernest Esclangon, die auch in der Liste der kritischen Arbeiten von G.O.Mueller genannt ist, umfasst nur 3 Seiten, die ich also mit Hilfe eine Wörterbuches in knapp 4 Stunden weitgehend übersetzt habe ... - war aber ganz schön, im Garten, in der Sonne ;)

Freundliche Grüsse, Ralf
 

galileo2609

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Hallo Forum,

angesichts der allgemeinen Erwartung hier noch meine Kurzrezension.

Im genannten Text verwirft Maurice Allais die Spezielle und die Allgemeine Relativitätstheorie auf Basis der Interferometer-Versuche, die Dayton Miller 1925/26 durchgeführt hat. Er behauptet in einer Sekundäranalyse der Millerschen Daten die entscheidende experimentelle Basis gefunden zu haben, die die Relativitätstheorie unrettbar falsifiziert. Seine eigenen Versuche (Pendel, Sonnenfinsternis) und die von Esclangon werden zur Unterstützung herangezogen (das Universum ist anisotrop!).

Allais referiert als epistomologische Stützung seiner Falsifizifierung eine recht hemdsärmlig dargestellte Auslegung wissenschaftstheoretischer Voraussetzungen, die man noch geneigt als Banalität werten kann, und dieser Metadisziplin nicht im entferntesten gerecht wird. Nur zu deutlich wird der instrumentelle Wert, den diese Ausführungen für die Allaischen Thesen haben. Sie sollen den Glaubensgenossen die Bereitschaft erleichtern, er, der Nobelpreisträger der Ökonomie habe als Privatgelehrter der Physik die vernichtende Falsifizierung der RT exekutiert!

Diese Gewissheit führt ihn in die Versuchung die Voraussagen der RT, die zu den "klassischen Tests" geführt haben, in ihrem Potential zur Verifikation zu hinterfragen. Hier spult Allais das bekannte Reportoire der 'crank'-Science ab, die unter Berufung auf alternative Erklärungsmodelle den 'Alleinerklärungsanspruch' der RT für empirische Phänomene hinterfragen. Beliebt ist hier z. B. die Erklärung der säkularen Periheldrehung des Merkur. Während unsere deutschsprachigen 'cranks' hier gerne im Geleit von Lenard, Gehrcke und Weyland den Paul Gerber bemühen, hat Allais zusätzlich einen zeitgenössischen französischen Gelehrten ausgegraben, der mit einer ad-hoc-Parametrisierung die Periheldrehung "erklärt" haben will.

Soweit so gut!

Das ist aber alles nur 'crank'-Beiwerk! Entscheidend soll sein, dass die Allais'sche Interpretation der historischen Miller-Daten die RT zweifelsfrei und nicht mehr diskutabel falsifiziert hat. Was aber geschieht nun? Nach Allais wird diese wissenschaftliche Leistung nicht zur Kenntnis genommen! Weder seine Miller-Interpretation, noch seine Pendelversuche, noch ...

Wie kann das sein? Er, der Nobelpreisträger der Ökonomie kennt das aus seiner eigenen Disziplin! Da war doch was? Das Epizykel-Model des Ptolemäus überdauerte Jahrhunderte, und so ist es durch die Wissenschaftsmafia für die RT vorgesehen! Die Mittel haben sich geändert, die Methoden nicht. Allais ist ein moderner Giordano Bruno, die Inquisitoren von damals sind heute etablierte Wissenschaftler und sie benehmen sich wie die Verbrecher von damals, nur subtiler! Das Opfer ist Allais, der durch den Dogmatismus und insb. durch die mystifizierende (=magische) Mathematisierung der Physik verhindert wird! Das grundsätzlichere Opfer ist damit der Fortschritt der Physik! Diese muss nämlich auf ihre gesicherten Ursprünge zurück geführt werden!

Zurück zur klassischen Physik mit ihrem mechanistischen Weltbild. Zurück zu einem Äthermodell! Nach Miller kann er nicht stationär sein, sondern nur mitgeführt. Möglicherweise muss dafür der Lenardsche Uräther bemüht werden, der uns alle durchfließt und unsere atomaren Strukturen beeinflusst!

Zum Abschluss der Präsentation darf nicht fehlen, Referenzen für die eigene Mission vorzuweisen. Naja, es gibt neben dem Hinweis auf einige Preise noch ein paar wenige Briefe aus lang zurückliegenden Jahren.

Insgesamt hinterlässt der Text den Eindruck, dass Allais nicht über die Literatur der 1960er Jahre hinausgekommen ist. Es mag dem klassischen Ideal des Privatgelehrten entsprechen, sich im wesentlichen in der Literatur auszukennen, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Für Liebhaber dieser Epoche der französischen Literatur mag Allais ein paar Verweise haben.

Um in der dynamischen Physik des 21. Jahrhunderts mitreden zu wollen, sind solche selektiven Literaturhinweise jedoch nicht ausreichend. Dass Allais sich zu seiner vehementen ideologischen Verschwörungstheorie hinreißen lässt, scheint mir v.a. aus seiner zutiefst gekränkten Eitelkeit erklärbar, die mit der angeblichen Ignoranz gegenüber seinen Pendelversuchen, eine offensichtliche Beschädigung erfahren hat.

Und gerade der letzte Punkt ist noch nicht mal haltbar, da sich gerade völlige Mainstream-Institutionen der Wiederholung seiner 'Experimente' angenommen haben. Dass Allais das verschweigt, ist verwerflich, aber nachvollziehbar. Warum sollte ein überzeugter 'crank' anders reagieren. Er müsste sein beschädigtes Weltbild ändern und sich der Realität gegenüberstellen. Allais ist von der Sorte der 'cranks', die das aus persönlicher Eitelkeit nie schaffen werden.

Soweit zu meiner Kurzrezension! Details liefere ich gerne nach und würde sie auch im weiteren Verlauf dieses Threads sehr gerne diskutiert sehen.

Grüsse galileo2609
 
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galileo2609

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Maurice Allais und Dayton C. Miller - auf deutsch

Hallo Forum,

ich habe noch einen deutschen Text von Maurice Allais gefunden, der zumindest den Kern des hier vorgestellten Papers behandelt: die Widerlegung der SRT und ART auf Basis der Miller'schen Interferometer-Versuche von 1925/26.

Kennern der Szene dürfte die Seite von 'Rolf Keppler' bekannt sein. Auf seiner Seite hostet er zwei Artikel aus dem Szene-Magazin 'FUSION', das seinerzeit auch als Podium für die Auseinandersetzung zwischen 'bild der wissenschaft' und Galezcki/Marquardt diente.
Hier findet ihr die zwei Artikel zu Maurice Allais unwiderstehlicher RT-Widerlegung:

Ein kleiner Tipp von mir für die Lektüre! Beachtet mal die Anmerkung von Allais, wie er die Daten aus der Miller-Publikation von 1933 erhoben hat! Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich mich darüber totlachen!

Grüsse galileo2609
 

ralfkannenberg

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galileo2609 schrieb:
Ein kleiner Tipp von mir für die Lektüre! Beachtet mal die Anmerkung von Allais, wie er die Daten aus der Miller-Publikation von 1933 erhoben hat! Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich mich darüber totlachen!
Hallo galileo2609, ich sehe es nicht ... - kannst Du mir mal helfen, was genau Du meinst ?

Freundliche Grüsse, Ralf
 

galileo2609

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ralfkannenberg schrieb:
Hallo galileo2609, ich sehe es nicht ... - kannst Du mir mal helfen, was genau Du meinst ?

Anmerkung zu Tabelle II im zweiten verlinkten Text:
Quellen: Die Abschätzungen von Vm, Vm, AM und Am wurden graphisch aus photographischen Vergrößerungen der Abbildungen von Miller (1933, S. 229) gewonnen, und zwar unabhängig von jeglicher Hypothese.
Die Abschätzungen wurden im Juni 1995 gemacht und wurden zur Errechnung von Tabelle III verwandt.

So kann man nicht anfangen zu arbeiten, das ist mehr als dilletantisch! Und so geht es gerade weiter. Gleitende Durchschnitte! Daraus Sinuskurven, auf deren Basis Korrellationen gerechnet werden ...!

Mit dieser 'phantasievollen' Methode gelangt Allais schließlich zu der Aussage, die SRT und ART seien widerlegt. Nicht weiter diskutierbar! Punkt!

Das ist 'crank-science'! Vom feinsten!

Grüsse galileo2609
 

ralfkannenberg

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Ach so. Also ich habe in Allais Arbeit etwas von "Hodographen" und von "Holographen" gesehen (vermutlich meint er beide Male das erstere). Zudem werden Beobachtungen Millers von stündlichen Beobachtungsdaten (die an eine Sinuskurve mit einer Periode von 24 Stunden angenähert werden) beschrieben, andererseits bezieht er sich auf jahreszeitliche Werte. Vielleicht hat er das nur etwas ungenau formuliert, ich habe mir diese ganzen Aussagen nicht im Detail angeschaut.

Gleitende Durchschnittsbildungen, welche eine sinusförmige Kurve zutage bringen, finde ich indes nicht unseriös; sowas macht man zum Beispiel, wenn es darum geht, Messergebnisse auszuwerten. Letztlich kann man in gewissen Situationen tatsächlich auf diese Weise "rauschende" Störeffekte kleiner machen und Trends besser erkennen.

Was mir aber aufgefallen ist: Zahlreiche Feststellungen von Maurice Allais finden sich bereits in der Arbeit "Neues Material für und wider die Relativitätstheorie" von Georg Joos aus dem Jahre 1926 wieder, so auch diese Sinus-Kurve:

Georg Joos schrieb:
Fig.2 stellt das im April 1925 beobachtete Azimut des Ätherwindes in Abhängigkeit von der Sternzeit dar. Mit einigem Geschick lässt sich eine sinusähnliche Kurve durch die Beobachtungspunkte legen. Das Endergebnis der versuche fasst Miller dahin zusammen, dass auf dem Mt.Wilson eine Relativbewegung zwischen Erde und Äther im betrag von 10 km/sec existiert.
Wenn man RT-Kritiker ist, muss man spätestens jetzt mit der Lektüre aufhören und feststellen, dass auch Georg Joos ein RT-Kritiker war. Falls man aber nicht Jocelyne Lopez oder Ekkehard Friebe heisst, sondern weiterliest, so findet sich folgendes, das irgendwie an Allais'sche erste Frage ("Sind Millers Beobachtungen Ergebnis von reinen Störeffekten (z.B. Temperaturschwankungen) .......)" erinnert:

Georg Joos schrieb:
Was lässt sich zu diesem Resultat sagen ? Nach dem Bericht über die Versuche fällt es schwer, anzunehmen, dass grobe Fehlerquellen in Frage kommen, denn hinsichtlich der Temperaturkonstanz oder der Starrheit des Gestells scheinen alle erdenklichen Kontrollversuche gemacht zu sein.

Wenden wir uns nun also der Interpretation der Ergebnisse zu; insbesondere befremdet, dass Allais das von D.C.Miller gemessene Nullresultat in Meereshöhe kurzerhand völlig unterschlägt:
Georg Joos schrieb:
Man kann weiter fragen: sind die Millerschen Ergebnisse als solche einleuchtend ? Hier treten uns zunächst zwei Bedenken entgegen: 1. Wenn an der Erdoberfläche in Meereshöhe kein Effekt vorhanden ist, während der volle Betrag der relativgeschwindigkewit von Erde und Äther 30 km/sec beträgt, so erscheint die ungeheuer schnelle Zunahme mit der Höhe auch vom Standpunkt eines partiell mitgeführten Äthers schwer verständlich. Wenn aber, wie sogleich näher erläutert wird, mit einer vollen gesxchwindigkeitvon mehreren hundert km/sec zu rechnen ist, so ist diese Zunahme nicht mehr so unwahrscheinlich gross wie bei dem Wert von 30 km/sec.
2. Erscheint die Bemerkung verdächtig, dass der Effekt zu verschiedenen Jahreszeiten nicht merklich verschieden gefunden wurde, dass vielmehr für Grösse und Richtung des Ätherwindes nur die Sternezit massgebend sein sollte. Käme nur die Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn um die Sonne in Frage, so wäre der Punkt am Himmel, aus dem der Ätherwind weht, sehr einfach (...) zu finden. (...) Daraus ersieht man, dass dieser Punkt zu verschiedenen Jahreszeiten innerhalb des Sternhimmels an verschiedenen Stellen liegt, so dass es ganz unverständlich erscheint, dass die Richtung nur eine Funktion der Sternzeit unabhängug von den Jahreszeiten sein soll.
Bekanntlich konnte Georg Joos aus all' diesen Überlegungen folgern, dass sich der Schwerpunkt der lokalen Gruppe mit einer Geschwindigkeit von ca. 200 km/sec auf unseren nächsten Galaxienhaufen zubewegt.

Ich habe dazu übrigens auch schon aus derselben Arbeit von Georg Joos zitiert: http://www.astronews.com/forum/showpost.php?p=11841&postcount=52

Ich gebe zu, dass ich das Allais'sche Paper nur sehr oberflächlich anschauen konnte, es ist also sehr gut möglich, dass sich in meinem Beitrag Fehler befinden und ich bin dankbar, wenn ich darauf hingeweisen werde.

Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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galileo2609 schrieb:
Seine eigenen Versuche (Pendel, Sonnenfinsternis) und die von Esclangon werden zur Unterstützung herangezogen (das Universum ist anisotrop!).
Hier bin ich gerade dran, das Paper von Esclangon (kann man für 5 Euro käuflich erwerben) in Deutsche zu übersetzen; ich habe hier einen Anfangsverdacht, dass Ernest Esclangon, dessen Arbeit sich ebenso wie diejenige von Georg Joos in der Liste der 3789 kritischen Arbeiten zur Relativitätstheorie von G.O.Mueller befindet, sinnentstellend zitiert wird und beide Arbeiten zu Unrecht in diese Auflistung aufgenommen wurden.

Freundliche Grüsse, Ralf
 

galileo2609

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ralfkannenberg schrieb:
Ach so. Also ich habe in Allais Arbeit etwas von "Hodographen" und von "Holographen" gesehen (vermutlich meint er beide Male das erstere). Zudem werden Beobachtungen Millers von stündlichen Beobachtungsdaten (die an eine Sinuskurve mit einer Periode von 24 Stunden angenähert werden) beschrieben, andererseits bezieht er sich auf jahreszeitliche Werte. Vielleicht hat er das nur etwas ungenau formuliert, ich habe mir diese ganzen Aussagen nicht im Detail angeschaut.

Gleitende Durchschnittsbildungen, welche eine sinusförmige Kurve zutage bringen, finde ich indes nicht unseriös; sowas macht man zum Beispiel, wenn es darum geht, Messergebnisse auszuwerten. Letztlich kann man in gewissen Situationen tatsächlich auf diese Weise "rauschende" Störeffekte kleiner machen und Trends besser erkennen.

[...]

Hallo Ralf, hallo Forum,

ich nehme die hier zitierten Sätze als Aufhänger, um eine grundsätzliche Hinterfragung des Allais'schen Ansatzes und seiner 'Methoden' zu leisten.

Zunächst muss man feststellen, dass Maurice Allais nichts geringeres behauptet, als mit seiner 'Reanalyse' der Miller'schen Interferometer-Versuche die Relativitätstheorien widerlegt zu haben. Es geht ihm nicht nicht um einen wissenschaftshistorischen Beitrag zu den Experimenten, die Dayton C. Miller im letzten Jahrhundert durchgeführt hat.

Die typische Hybris der 'crank-scientists' beginnt schon bei der Auswahl der Datenbasis. Unabhängig davon, wie man rückblickend die Versuche von Michelson-Morley und Miller historisch bewerten mag und ob z. B. nicht in Bezug auf Miller die Reanalyse von Robert S. Shankland berücksichtigt werden sollte ... Eines ist gewiß: die Zeit seit Michelson und Miller ist nicht stehengeblieben!

Interessanterweise werden bis in jüngste Zeit die Interferometer-Versuche zur Überprüfung einer 'Äther-Drift' immer noch durchgeführt, selbstverständlich mit immer verbesserter Technologie. Und es zeigt schon ein gehöriges Maß an Ignoranz, wenn der 'Privatgelehrte' Allais diese modernen Experimente einfach unterschlägt und ignoriert!
Ich verweise hierzu noch einmal auf die Quellen z. B. bezüglich der modernen Experimente wie CORE, die einen Fehlerbereich von nur noch 25 m/s erreichen, oder die geplante Weltraummission OPTIS, um das ganze Ausmaß dieser Verblendung zu verdeutlichen:

So, und jetzt kommt der Maurice Allais, photographiert aus der 1933er Publikation die Graphen von Miller ab, bestimmt daraus die Messwerte. Dann zieht er gleitende Durchschnitte (welche Periode?) durch diese Werte. Und da sie so schön gleitend sind, bastelt er sich daraus seine Sinuskurven.
Nett! Wenn ich das heute einem der Astronomen erzähle, die aus ihren Radial-Velocity-Messungen extrasolare planetare Begleiter herausrechnen, die geben ihre akademischen Grade freiwillig zurück, weil sie auf diese simple Methode nicht gekommen sind!

Nein So geht das nicht. Und ich gehe jetzt noch nicht einmal auf die weiteren 'Datenanpassungen' des Herrn Allais ein. Da wird nichts hinterfragt, keine Messwertdiskussion, keine kritische Überlegungen zu den von ihm behaupteten periodischen Effekte. Usw. usf. ...
Nein, der Ober-crank kommt einfach zu dem Schluss, die RT sei damit widerlegt. Punkt! Und weil das wiederum niemand ernstnehmen will ... tja, da gibt es dann eben die gutgeölte Wissenschaftsmafia! Eine ungebrochene Tradition seit dem Mittelalter!

Diesen Unsinn kennen wir ja mittlerweile. Und wir wissen ja auch, welche Userin den Allais in das Forum von astronews.com eingeführt hat. Dafür gibt es dann die volle Punktzahl auf dem 'Crackpot Index' von John Baez!

Grüsse galileo2609
 

mac

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Hallo Galileo,

ich habe die beiden Artikel gelesen, aber nicht alles verstanden. Bei den Graphiken kann ich gar nichts erkennen, noch nicht einmal die Achsbeschriftungen. Deshalb will ich mir kein Gesamturteil erlauben.

Was ich allerdings verstanden habe, ist dass keine kritische Bewertung der ‚ermittelten Geschwindigkeiten’ stattfindet, sondern nur die Aussage: „da ist eine deutliche Schwankung zu sehen! Also kann die Behauptung: „da ist nichts“, nicht stimmen.“

Ich stimme Ralf zu, der die Methode zur Datengewinnung aus den Meßkurven durch Herrn Allais nicht grundsätzlich verwerfen wollte. Das tue ich, wenn ich keine andere Möglichkeit habe, auch. Es ist weder ein grundsätzlicher noch ein systematischer Fehler!

Selbstverständlich gilt es dabei einige Punkte zu Beachten. Unter Anderem:
Es muß klar sein, ob es sich um Messwerte, oder um angepasste Kurven handelt.
Die erreichbare Auflösung muß in einem geeigneten Verhältnis zur Aussage aus diesen Werten Stehen. Also 1% genaue Ablesung zu verlangen, wenn man nur 10% genaue Aussagen braucht, ist oft nicht gerechtfertigt.

Was ich, zumindest in der Zusammenfassung genau wie Du vermisse ist, die kritische Bewertung der Ergebnisse. Kein Wort über die nicht passende Größenordnung der gefundenen Geschwindigkeitsunterschiede. Der Gedanke, es könnte sich um thermische Fehler handeln, wurde mit der Begründung: zu regelmäßig verworfen. Das ist aber, wie wir hier schon gesehen haben, nicht ausreichend! Das Wetter ist zwar von Tag zu Tag chaotisch, nicht aber Tag und Nacht und auch nicht Sommer und Winter. Der Gedanke, das Verhältnis Signal zu Störungen könnte alle messbaren Signale (in diesem Fall ein 0 Signal) überdecken, und ein (in diesem Fall erhofftes) Signal nur simulieren, kommt trotz einer Größenordnung Abweichung vom erwarteten Wert nicht auf.

Der dickste Hund ist aber, wie Du auch schon sagtest: die jüngste (nicht selbst verfasste) Literaturstelle liegt 60 Jahre vor seinen Berechnungen. Als Auseinandersetzung mit der Arbeit von Miller wäre das ja noch ok, aber wenn dann eine solche Behauptung kommt, ist dieses Verhalten rational nicht mehr nachvollziehbar.

Die Schlussfolgerungen die ich daraus ziehe, und die Achtung die ich vor der Lebensleistung von Herrn Allais habe, verbieten mir eine weitergehende Kritik.


Herzliche Grüße

MAC
 

Ich

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Hi,

zwei Sachen würde ich zu dem Thema gerne loswerden:

1. Die CORE-Ergebnisse liefern für Delta c ~1 µm/s (!), wenn ich mich nicht verrechnet habe. Ziemlich dünne Luft also für den Äther.
Ich hab ein bisschen von Allais durchgelesen: Er, oder die, die für ihn schreiben, sind wirklich ziemlich weit neben der Kappe. Im Jahr 2006 den guten alten Miller rauszuholen ist echt Hardcore.
2. Aber was mich wirklich ineressiert: er hat ja Pendelversuche angestellt, und die wurden offenbar oft genug wiederholt, um einen Messfehler auszuschließen. Erklärungen für sonderbare Effekte gibts auch schon viele.
Die NASA hat 1999 eine Riesenaktion zwecks Überprüfung angekündigt. Die Ergebnisse liegen aber seltsamerweise (und wider den Ankündigungen) bis jetzt offenbar nicht vor. Weiß jemand was darüber?
 

galileo2609

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Hallo Ich,

du lieferst die richtigen Stichworte! Den Dayton C. Miller - und damit die Allais'sche RT-Widerlegung können wir wohl wirklich abschreiben.

Kommen wir zu den weiteren 'physikalischen' Untersuchungen des 'Privatgelehrten' Maurice Allais. Da wird sich zeigen, wie der Ökonom sich in der Experimentalphysik wirklich bewähren kann.

Zu den Pendelversuchen und den avisierten Überprüfungen (insb. anläßlich der SOFI 1999) findest du schon einiges hier im Thread. Ich bin auch gerade dabei, diese Experimente zu recherchieren.

Grüsse galileo2609
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo,

wenn ich in den nächsten 2 Wochen auf nichts reagiere, liegt da daran, daß ich (ohne Internet) im Urlaub bin.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Helmut,

gestern, nach Deinem Post (vielen Dank dafür!) ist mir eingefallen, daß ja noch eine Wiederholung der Messung bei weniger Wärme und schlechtem Wetter aussteht! Na ja, heute scheint die Sonne ja wieder (in Herdecke) aber ich bin immer noch sehr neugierig ob da eine Änderung feststellbar ist.

Herzliche Grüße

MAC
 
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Aragorn

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Hallo mac,

ich habe seit heute um 10 Uhr eine Wiederholung mit 30 Min Meßpunkten am laufen. Die bisherige Kurve sieht allerdings merkwürdig zappelig aus.

allais4rs2.gif


Gruß
Helmut
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Helmut,

hab's gerade gelesen! Toll!!!
Aragorn schrieb:
Die bisherige Kurve sieht allerdings merkwürdig zappelig aus.
Ja, merkwürdig? Daß das Haus so empfindlich auf Abschattung durch lockere Bewölkung reagiert, kann ich mir nicht vorstellen. Seit ca. 16:00 Uhr ist die Kurve auch wieder glatt? Wie lang ist eigentlich die Belichtungszeit? Könnten es vielleicht Bodenschwingungen durch Trittschall, evtl. sogar ein Stockwerk höher oder tiefer gewesen sein? Tiefe Töne einer Musikanlage, die eine Resonanzfrequenz des Teleskops/Montierung oder des Fußbodens getroffen haben? Mehr fällt mir im Moment nicht ein?

Bin sehr auf den weiteren Verlauf gespannt!

Herzliche Grüße

MAC

EDIT: Sind die Bilder aus diesem Zeitraum evt. unschärfer? Unschärfe in nur einer Richtung durch Bewegung?
 
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